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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ich an Nick immer gemocht habe, eine körperliche Nähe, die ich mir mit niemandem sonst außer Clay gestatte – eine gefahrlose Intimität, nach der ein Teil von mir sich sehnt.
    Sie ist nicht asexuell – absolut nichts an Nick ist asexuell –, aber sie ist nicht im Geringsten bedrohlich. Ich bin seine Freundin und die Ehefrau seines besten Freundes, und das hält ihn zwar nicht davon ab, mich zu küssen oder in unser Bett zu kriechen und freundschaftlicher zu werden, als ein Freund es sein sollte, aber er hat keinerlei Absichten dabei, würde nie versuchen, weiterzugehen. Wenn Clay sich nicht bedroht fühlt, dann weiß ich, dass auch ich es nicht brauche, denn es ist nicht mehr, als es zu sein scheint – eine weitere Ebene der spielerischen körperlichen Nähe, die die Bande innerhalb des Rudels festigt.
    »Willst du drüber reden?«, fragte er ein paar Minuten später. »Ich weiß, du wirst mit Clay reden, aber … vielleicht gibt es Dinge, die du lieber mit mir besprechen würdest?«
    Ich nickte. »Möglich. Und wahrscheinlich werde ich’s tun. Später. Im Moment komme ich zurecht. Es ist einfach … Es hat mich so …«
    »Wütend gemacht.«
    »Natürlich. Und wie. Das gehört dazu, wenn man eine Frau ist, nehme ich an. Wenn irgend so ein Dreckschwein uns was antun will, dann weiß er, wie er das anstellen kann, und es gibt einfach nichts, womit wir uns revanchieren könnten, jedenfalls nichts Entsprechendes.«
    »Ich habe nicht gemeint, dass du wütend auf ihn bist. Natürlich bist du’s, aber du bist noch wütender auf dich selbst, weil du zulässt, dass es dich erwischt hat, weil du nicht unverwundbar bist.«
    Ich antwortete nicht. Ich brauchte nicht zu antworten. Der Rest des Rudels zieht Nick damit auf, dass er intellektuell nicht der Wendigste ist, aber es gibt mehr als eine Art von Intelligenz, und wenn es darum ging, andere Leute zu durchschauen, dann war niemand besser als Nick. Es war einfach keine Fähigkeit, von der ich wollte, dass er sie an mir ausprobierte.
    »Ich schaffe das schon«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
    Wir warfen einen Blick auf unsere Geräte und gingen weiter; der dunkle Himmel vor uns hatte jetzt graue Streifen.
    »Jeder hat irgendwo einen Knopf, auf den man drücken kann, Elena. Dieser Typ hat einfach deinen gefunden.«
    »Und ist anscheinend nicht der Einzige, der ihn sehen kann, was bedeutet, dass ich mich wirklich blöd anstelle dabei, ihn zu verstecken.«
    Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Ich kenne dich seit zwanzig Jahren. Wenn ich das inzwischen noch nicht raushätte, dann würde mit mir irgendwas nicht stimmen, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich ein paarmal selbst in die Nähe dieses Knopfes gekommen bin.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    Seine Hand schloss sich fester um meine. »Ich weiß.«
    Wir gingen noch ein Stück. Wieder ein Blick auf die Geräte. Immer noch nichts.
    »Du hast das Recht, empfindliche Stellen zu haben, Elena. Wunde Punkte.«
    »Ich hätte lieber keine.«
    »Ich weiß.«
    Noch eine schweigend zurückgelegte Strecke. Noch ein unauffälliger Blick aufs Display.
    »Wie weit wart ihr gekommen, bevor kein Empfang mehr da war?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Clay ist so weit rausgefahren, wie sein Mietwagen es geschafft hat, und wir haben uns dort mit ihm getroffen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir Funk, aber keinen Handyempfang. Nachdem wir uns getrennt hatten, hat es erst mal keinen Grund zum Anrufen gegeben, also haben wir’s nicht überprüft.«
    »Hast du eine Ahnung, ob wir in die richtige Richtung gehen?« Ich fing seinen Blick auf. »Okay, blöde Frage. Aber ich weiß, dass der Highway im Westen liegt, und die Sonne geht hinter uns auf, also gehen wir immerhin in Richtung Handyempfang. Hoffe ich. Jetzt können wir bloß noch …«
    Das Heulen eines Wolfs unterbrach mich. Ich überprüfte die Richtung, aus der das Geräusch kam, und schüttelte den Kopf. Weder Clay noch Antonio.
    »Könnte Reese sein«, sagte Nick. »Vielleicht bin ich ja nicht der einzige Werwolf, der sich im Wald verirrt.«
    Ein ganzer Chor heulender Wölfe beantwortete die Frage.
    »Wilde Wölfe?«, fragte er.
    Ich nickte. »Aber ich bin mir sicher, die verirren sich manchmal auch … nach einem kräftigen Schlag auf den Kopf zum Beispiel.«
    Er rempelte mich an und erbot sich, einen entsprechenden Schlag bei mir anzubringen. Ein paar Schritte weit alberten wir herum, stießen und rempelten und versuchten, einander zu Fall zu bringen; dann wurden wir langsamer,

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