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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Leibeskräften weiter. Das Auto holte auf. Im letzten Moment machte ich einen Satz zur Seite, und es rutschte mit kreischenden Bremsen an mir vorbei. Dann machte es eine scharfe Wendung und kam wieder auf mich zu; die Reifen schleuderten einen Hagel von Steinen und Dreck zur Seite. Ich sprang aus dem Weg, und es donnerte vorbei wie ein angreifender Stier.
    Als ich mich umsah, konnte ich einen Mann auf dem Fahrersitz erkennen, aber die Fenster waren jetzt mit Schlamm bespritzt. Der Wagen röhrte wieder auf mich zu. Ich sprang aus dem Weg, und das Fenster fuhr herunter. Es war der Mann vom Bahnhof.
    »Findest du das komisch, du verrücktes Dreckstück?«, brüllte er zu mir heraus.
    Verrückt? Ich war schließlich nicht diejenige, die einen Geländewagen als Waffe einsetzte. Ich marschierte auf die Fahrertür zu. Er fuhr zurück; dies war offensichtlich nicht die »In Todesangst davonrennen«-Reaktion, auf die er gehofft hatte.
    Er fuhr das Fenster wieder hoch und trat aufs Gas. Die Reifen drehten sich und schleuderten Dreck in alle Richtungen. Das Fahrzeug schaukelte, aber es bewegte sich nicht von der Stelle.
    Ich nahm Anlauf und machte einen Satz. Der Wagen zitterte, als ich auf der Ladefläche landete. Der Mann trat wieder aufs Pedal und riss das Lenkrad nach rechts und links, in der Hoffnung, mich abzuschütteln, doch das Auto drehte sich weiter auf der Stelle.
    Ich ging auf der Beifahrerseite bis ganz nach vorn. Dann beugte ich mich weit vor, packte den Türgriff und drehte ihn einmal ganz herum, bis er brach. Der Fahrer warf sich zur Seite, um die Tür geschlossen zu halten, aber ich hatte bereits losgelassen.
    Er legte den Rückwärtsgang ein. Ich stolperte, und meine Hände krachten auf die Fahrerkabine hinunter, dennoch behielt ich das Gleichgewicht, und als die Räder sich wieder zu drehen begannen, wandte ich mich der Fahrerseite zu. Er schlug die Türverriegelung nach unten. Wieder beugte ich mich vor, riss den Türgriff herum; dann zog ich mich auf die Ladefläche zurück.
    Er versuchte, die Tür zu öffnen.
    »Hey …«, sagte er, während er am Griff rüttelte. Dann: »Scheiße!«
    Ich verfolgte durch das Rückfenster, wie er den Arm ausstreckte und es auf der Beifahrerseite versuchte, am Griff herumzerrte und -drehte, bis ihm klar wurde, dass ich ihn eingeschlossen hatte.
    »Was zum Teufel?« Er drehte sich nach mir um und stierte mich an.
    Ich lächelte, winkte ihm zu und wandte mich ab, um zu gehen, als mich etwas in den Rücken traf und wieder gegen die Fahrerkabine schleuderte. Als ich mich von der Ladefläche hochrappelte, füllten sich meine Nasenlöcher mit dem Geruch meines Angreifers – einer der Mutts aus dem Hotel.
    Er stand in der Mitte der Ladefläche. Rötlich braunes Haar bis zum Kragen und dunkelblaue Augen, ein riesiges Rechteck von einem Mann, und er hatte den dicken Hals eines Menschen, der es nicht bei einer Stunde pro Tag im Fitnessraum bewenden lässt. Der gelbliche Farbton seiner Haut und das unangenehme Glitzern in den Augen legten nahe, dass er sich auch mit den zusätzlichen Kräften eines Werwolfs nicht zufriedengegeben hatte. Ein mit Steroiden vollgepumptes Monster von einem Mutt. Travis Tesler, der Reese die Finger abgehackt hatte – und ich konnte Reese das Wegrennen nicht übelnehmen. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit würde ich das Gleiche tun.
    »Hab ich dir den Spaß verdorben?«, fragte er, während sich seine Lippen zu etwas verzogen, von dem ich annahm, dass es ein Lächeln war. »Ich dachte, Rudelwölfe jagen keine Menschen.«
    Ich hielt meinen Gesichtsausdruck wachsam, sorgte dafür, dass ich seinen Blick nicht vollständig erwiderte, meine Schultern unten blieben, alle Anzeichen von Unterwürfigkeit an Ort und Stelle waren.
    »Den hast du ziemlich drangekriegt.« Er kicherte, als er verfolgte, wie der Mann immer noch an den Türgriffen herumzerrte. »Wahrscheinlich hältst du dich jetzt für clever.«
    Ich warf einen nervösen Blick auf die offene Fläche zu beiden Seiten.
    »Dein Mann ist längst weg«, sagte Tesler. »Es sind bloß noch du und ich hier.«
    Er trat näher. Ich spielte ein Zusammenzucken und wich zurück.
    Er holte tief Atem. »Verdammt, und in Person riechst du sogar noch besser.«
    Hinter mir hämmerte der Mann im Auto an das Rückfenster. Wir ignorierten ihn beide. Ich schob mich an der Fahrerkabine entlang auf die Seite der Ladefläche zu. Tesler trat wieder auf mich zu. Ich wich zurück.
    »Nicht mal annähernd so tough, wenn du

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