Biss sagt mehr als tausend Worte
den Kopf. »Junge, selbst in der Schwulengemeinde hat die Toleranz ihre Grenzen.«
»Ich hab mir den Knöchel verknackst«, jammerte Jared.
Fu nickte. »Wir hatten ein paar harte Tage.«
»Dachte ich mir«, sagte Rivera. »Wo ist deine gruselige Freundin?«
»Die ist nicht gruselig«, sagte Jared. »Sie ist komplex.«
»Zu Hause«, sagte Fu.
»Wie in eurem finsteren Pakt besiegelt wurde«, sagte Jared so ominös wie möglich.
»Hast du plötzlich einen britischen Akzent?«, fragte Cavuto.
»Das macht er immer, wenn er geheimnisumwittert klingen möchte«, sagte Fu, während er versuchte, sich vor die Ruine von Jodys und Tommys Bronzestatue zu stellen, doch da sie doppelt so groß war wie er, lenkte er die allgemeine Aufmerksamkeit erst recht darauf.
Rivera nahm einen Stift aus seiner Jacke und strich damit über den Grat der aufgesägten Bronze. Ein dunkelroter geronnener Klumpen blieb daran kleben. »Mr Wong, was, um alles in der Welt, ist hier passiert?«
»Nix«, sagte Jared ohne britischen Akzent.
Fus Blick wanderte von einem Cop zum anderen, in der Hoffnung, sie würden einsehen, dass er hoffnungslos viel schlauer war als sie, und aufgeben, doch sie wollten nicht. Sie starrten ihn immer weiter an, als steckte er in Schwulitäten. Er ging zum Futon, der als Sofa diente, stellte ein paar Kisten mit untoten Ratten auf den Boden, setzte sich und schlug die Hände vors Gesicht.
»Ich dachte, ich hätte so was wie eine wissenschaftliche
Goldgrube entdeckt, eine neue Spezies, eine völlig neue Fortpflanzungsmethode – verdammt, vielleicht hab ich das auch, aber die Situation ist total außer Kontrolle. Scheißmagie !«
Rivera und Cavuto traten in die Mitte des Raumes und beugten sich über Fu. Rivera streckte eine Hand aus und drückte seine Schulter. »Konzentrier dich, Stephen! Was ist hier passiert? Wieso ist da Blut an dieser Statue?«
»Sie waren da drinnen. Tommy und Jody. Abby und ich haben sie in Bronze gegossen, als sie tagsüber schliefen.«
»Und dann haben sie die Stadt verlassen, wie du gesagt hast?«, fragte Cavuto.
»Nein, sie waren die ganze Zeit da drinnen. Abby hat gesagt, es schadet ihnen nicht, und wenn sie sich in Nebel verwandelt haben, ist es, als würden sie träumen. Sich in Nebel verwandeln! Was, zum Teufel, soll das heißen? Das ist doch unmöglich!«
»Und dann hattest du ein schlechtes Gewissen und hast sie rausgesägt?«, sagte Cavuto.
»Nein, Jared hat Jody rausgelassen.«
»Total aus Versehen«, sagte Jared. »Sie hat sich ganz schön angestellt deswegen.«
Fu erzählte, wie Jared Jody befreit hatte, wie Abby und Jody Tommy befreit hatten, wie Jody Tommy aus dem Fenster geworfen hatte und Tommy mitten in der Nacht weggelaufen war, splitterfasernackt.
»Er ist also irgendwo da draußen«, sagte Fu. »Sie sind beide irgendwo da draußen.«
»Das wissen wir«, sagte Cavuto.
»Ja?« Fu blickte zum ersten Mal auf. »Sie wissen es?«
»Sie wurde am Fairmont Hotel gesehen, und in einem der Zimmer haben wir Blutbeutel gefunden. Und der Kaiser hat Tommy Flood gesehen, wie er nackt bei den Vampirkatzen geschlafen hat. Er sagt, die eine Katze – Chet – sei im Grunde keine Katze mehr. Erklär mir das, Forscherknabe!«
Fu nickte. »Ich dachte mir schon, dass so was passieren könnte. Die Ratten sind schlauer.«
»Du bist ’ne echte Hilfe«, sagte Cavuto.
»Nein, ich hab rausgefunden, dass das Vampirblut Charakteristika der Spenderspezies in sich trägt. Je weiter weg vom Obervampir, dem Alten, der Jody verwandelt hat, oder zumindest halte ich ihn für den Obersten Vampir, desto geringer fallen die Veränderungen aus. Abby hat gesagt, dass Chet vom Obervampir gebissen wurde, also hat er menschliche Eigenschaften angenommen. Er wird stärker, größer, schlauer als alle anderen Katzenvampire. Aus ihm entsteht etwas Neues.«
»Etwas Neues?«
»Ja. Wir haben es bei den Ratten festgestellt. Die Ersten, die ich mit Jodys Blut verwandelt habe, sind schlauer als die anderen, die Rattenblut bekommen haben. Von Generation zu Generation werden die Tiere immer begriffsstutziger. Ich meine, wir hatten keine Zeit, es ausgiebig zu testen, aber allein schon an der Zeit, die sie brauchen, um die Labyrinthe zu erfassen, sieht man, dass die angeborene Intelligenz bei denen höher ausfällt, die näher am menschlichen Erzeuger sind. Und sie sind kräftiger, weil Jody die erste Generation nach dem Obervampir war. Ich dachte, ich hätte einen Algorithmus gefunden, der den
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