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Biss sagt mehr als tausend Worte

Biss sagt mehr als tausend Worte

Titel: Biss sagt mehr als tausend Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Moore
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gemacht?«
    »Nichts. Sie ist okay. Könntest du das Labyrinth vom Bett nehmen und mir helfen, sie hinzulegen?«
    Irgendwann während des Debakels war Abbys Rock hochgerutscht, und Jared deutete auf eine längliche Verdickung, die unter dem schwarzen Body über ihren Hintern und ein Stück am Bein hinunterlief.

    »Was ist das? Hast sie sich in die Hosen gemacht?«
    »Nein«, sagte Fu, dem es lieber gewesen wäre, wenn er nicht gewusst hätte, was es war, aber er hatte schon selbst nachgesehen. »Es ist ein Schwanz.«
    »Wow. Heftig.«
    »Jep«, sagte Fu.

17
Hellwach in Sucker Free City
    Okata drückte dem verbrannten Mädchen die letzten Tropfen Blut aus dem Beutel in den Mund. Er hatte zwei der sechs Beutel aufbewahren können, merkte aber, dass sie nicht genügen würden, und nach der Auseinandersetzung in der Schlachterei und der darauf folgenden Flucht wusste er, dass seine Kraft nicht reichte, um ihr noch mehr von seinem eigenen Blut zu geben. Sie brauchte mehr, und bald schon würde er in ihr mehr als nur »das verbrannte weiße Mädchen« sehen müssen. Allmählich sah sie wieder wie ein Mensch aus, nicht mehr wie ein menschförmiges Brikett. Ein uralter, bedrohlicher, toter Mensch, aber immerhin ein Mensch. Ihr rotes Haar bedeckte mittlerweile fast das ganze Kissen, und sie hatte sich bewegt, wenn auch nur ganz leicht, hatte den Mund zugemacht und die letzten Blutstropfen geschluckt. Asche blätterte keine mehr ab. Okata war froh. Ihre gebleckten Vampirzähne hatten ihm leises Unwohlsein bereitet, doch inzwischen hatte sie Lippen, mehr oder weniger.
    Er hob seinen Skizzenblock vom Boden auf, trat ans Ende des Futons, um eine andere Perspektive zu bekommen, und fing an, sie zu zeichnen, wie er es stündlich getan hatte, seit er vom Schlachter zurückgekommen war. Noch immer war er vom Kampf mit Blut bespritzt, doch inzwischen war es
längst getrocknet, und nach dem Händewaschen hatte er es schlicht vergessen. Er beendete die Skizze, dann trat er an seinen Arbeitstisch, wo er eine verfeinerte Version der Zeichnung auf dünnes, fast durchsichtiges Reispapier übertrug. Er würde die Zeichnung noch viermal replizieren, dann die verschiedenen Versionen auf einen Holzblock kleben und zu schnitzen beginnen, um die Vorlage für eine andere Farbe herzustellen.
    Er blickte über seine Schulter hinweg zu ihr hinüber und schämte sich ein wenig. Ja, inzwischen sah sie wie ein Mensch aus — wie eine vertrocknete Großmutter. So sollte er sie nicht lassen. Er nahm eine Schale vom Regal über seiner kleinen Küchenspüle, gab warmes Wasser hinein, kniete neben dem Futon nieder, wischte sanft die letzte Patina der Asche von ihr ab und legte bläulich weiße Haut frei. Die Haut war weich wie Reispapier, doch dort, wo er die Asche abwischte, bildeten sich Poren und Haarfollikel.
    »Verzeihung«, sagte er. Dann auf Japanisch: »Ich war nicht rücksichtsvoll genug, mein verbranntes Gaijin -Mädchen. Ich will mich bessern.«
    Er trat an das Schränkchen unter seiner Werkbank und holte einen Kasten aus Zedernholz hervor, der aussah, als sei er für Tafelsilber angefertigt worden. Er klappte den Deckel auf und nahm ein weißes seidenes Rechteck heraus, dann stand er auf und schüttelte den Stoff zu seiner vollen Länge aus. Yurikos Hochzeitskimono. Er roch nach Zedern und vielleicht auch Weihrauch, glücklicherweise jedoch nicht mehr nach ihr.
    Diesen Kimono breitete er neben dem verbrannten Mädchen aus und schob ihn ganz langsam unter sie, steckte
ihre knochigen Arme sanft in die Ärmel, dann schloss er die Robe und schnürte sie lose mit dem weißen Obi zu. Ihre Arme arrangierte er an den Seiten so, dass es bequem aussah, dann zupfte er ein Flöckchen geronnenes Blut weg, das von seinem Gesicht auf ihre Brust gefallen war. Jetzt sah sie besser aus. Noch immer unheimlich und entstellt, aber besser.
    »Na, also. Yuriko würde sich freuen, dass ihr Kimono jemanden wärmt, der nichts besitzt.«
    Er kehrte an seine Werkbank zurück und fing an, den Teil zu zeichnen, der die gelbe Tinte für den Futon beitragen sollte, als er hörte, dass sich hinter ihm etwas bewegte. Abrupt fuhr er herum.
    »Na, wenn du nicht lecker aussiehst…«, sagte Jody.
    Tommy
    Tommy verbrachte den frühen Abend in der Bibliothek und las The Economist und den Scientific American . Es war, als holten ihn die Worte aus dem Reich der Tiere zurück und machten wieder einen Menschen aus ihm — und in diesen Zeitschriften gab es reichlich Text. Er wollte

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