Biss sagt mehr als tausend Worte
Ungewöhnliches, und normalerweise wäre der Kaiser mit einem beruhigenden Wort darüber hinweggegangen, doch sie hatten immer noch ein halbes Jumbo-Sandwich, und es musste doch irgendetwas sehr im Argen liegen, wenn Bummer so ein Sandwich verschmähte.
Da schnüffelte Lazarus im frischen Wind der Bay und wimmerte, warf den Kopf hin und her, dann sah er sich nach dem Kaiser um, was – aus dem Hündischen übersetzt – bedeutete: Riecht untot, Boss.
Der Kaiser verstand nicht, was seine Gefährten ihm sagen wollten, doch er ahnte es. Er war nur einfach noch nicht bereit, es zu hören. Erst vor ein paar Stunden hatten ihn die beiden Polizisten am St. Francis Yacht Club abgesetzt, deren Mitglieder ihm und seinen Mannen erlaubten, die Außendusche zu benutzen, und einer der Segler hatte dieses wundervolle Sandwich erworben und ihnen zum Dank für ihre Dienste an der Stadt überreicht. Vor einer Stunde erst war es ihm gelungen, seinen Hals wieder zu strecken, nachdem er fast die ganze Nacht kopfüber in diesem Fass gesteckt hatte. Und erst jetzt, nach einem Spaziergang am Wasser und einer vernünftigen Mahlzeit, ließ der Schmerz in Knien und Schultern langsam nach. Er war noch nicht bereit, sich wieder in die Schlacht zu stürzen.
»Ich bin ein selbstsüchtiger alter Mann«, sagte er zu seinen Kameraden. »Ein Feigling, der sich um die eigene Bequemlichkeit sorgt, während sein Volk in Gefahr ist. Ich habe einfach zu viel Angst.« Doch noch während er das
sagte, kam er mit knarrenden Knien auf die Beine, zog sich am Gehstock hoch, den er erst am Morgen aus dem Jachtclub abgeholt hatte. Der Griff war ein elfenbeinerner Eisbär und schmiegte sich in die Hand des Kaisers, als sei er für ihn gemacht, obwohl der Stock ein Geschenk von einem netten jungen Mann mit Namen Asher war, dem ein Trödelladen in North Beach gehörte, doch das ist eine andere Geschichte. Er wünschte, darin steckte eine Klinge wie in dem Stock, den der junge Asher bei sich trug. Nun denn, er würde sich dem schwarzen Schiff allein mit seinem Stock, dem halben Sandwich und seinen unerschrockenen haarigen Gefährten stellen müssen.
Er blies sich auf wie ein Kugelfisch und ging den Anleger hinunter, wobei ihm Bummer und Lazarus folgten, mit hängenden Ohren, zweistimmig knurrend. Einige Passanten hatten sich am Geländer der Kaimauer versammelt und deuteten auf das große Schiff. Es war nicht allzu ungewöhnlich, dass man sich eine kurze Auszeit gönnte, wenn man joggte oder es sonst wie eilig hatte, aber einen Grund für eine Pause suchte. Und das schwarze Schiff beschäftigte die Phantasie ganz sicher lange genug, sodass man wieder zu Atem kam.
Als er das Schiff erreichte, wurde der Kaiser unsicher, was er nun tun sollte. Und von Bummers Verhalten einmal abgesehen gab es doch keinerlei Rechtfertigung dafür, an Bord zu gehen. Und das Schiff stammte nicht aus dieser Stadt, weshalb er auch keinen Anspruch darauf erheben konnte. Er hörte, wie die Lenkdüsen kurz unterhalb der Wasseroberfläche arbeiteten, um das Schiff an Ort und Stelle zu halten. Es war nur ein Schritt, wenn auch ein großer Schritt, dann
stünde er an Deck, am Bug. Vielleicht würde ihm, wenn er erst gesprungen war, einfallen, wie er weiter vorgehen wollte. Er trat auf dem Anleger ein Stück zurück, um Anlauf zu nehmen, zumindest so viel Anlauf, wie sein fortgeschrittenes Alter und der Wasserboilerwanst erlaubten, doch als er mit seinem kleinen Countdown bei »zwei« angekommen war, tauchte über der Reling des Cockpits ein Wust von blonden Dreadlocks auf, und ein junger Mann rief: »Irie, mein greiser Gevatter. Er bringt uns Götterspeis und Trank. Dank sei dir, mein Bruder, doch warte bitte auf dem Pier.«
Der Kaiser blieb stehen. Bummer und Lazarus hörten sogar auf zu knurren, setzten sich und drehten ihre Köpfe wie junge Hunde, die bei einer Rezitation der Ilias auf ein »Wurstwort« lauschten.
Der junge Mann sprang über die schwarze Haube des Cockpits und landete auf dem unteren Deck. Mit seinen nackten Füßen machte er kaum einen Laut. Er war schlank und muskulös, sonnengebräunt wie Café au Lait , mit einem tätowierten Buckelwal rechts auf der Brust. Er trug trotz der kühlen Witterung Surfershorts, einen Goldring in der Nase und einen ganzen Schwung davon in beiden Ohren. Seine Dreadlocks standen wie ein Fächer um Kopf und Schultern, als wären sie Sonnenschlangen, die nach einem Fluchtweg suchten.
Er sprang auf den Anleger, setzte ein blendend weißes
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