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BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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dass wir auf jeden Fall ein paar Clanmitglieder verlieren würden, wenn Raoul und Kristie sich tagelang Auseinandersetzungen lieferten. Aber Riley hatte sie besser unter Kontrolle, als ich es für möglich gehalten hatte.
    Das Training bestand hauptsächlich aus ständiger Wiederholung. Mir fiel auf, dass Riley immer und immer wieder das Gleiche sagte:
Haltet zusammen, achtet auf eure Rückendeckung, greift sie nicht frontal an; haltet zusammen, achtet auf eure Rückendeckung, greift sie nicht frontal an; haltet zusammen, achtet auf eure Rückendeckung, greift sie nicht frontal an.
Es war irgendwie albern und ließ die Gruppe außergewöhnlich blöd erscheinen. Aber ich war sicher, dass ich genauso blöd gewirkt hätte, wenn ich wie sie mitten im Kampf gesteckt hätte, anstatt in Ruhe mit Fred zusammen vom Rand aus zuzugucken.
    Es erinnerte mich in gewisser Weise daran, wie Riley uns die Angst vor der Sonne eingehämmert hatte. Ständige Wiederholung.
    Es war trotzdem so langweilig, dass Fred nach ungefähr zehn Stunden an jenem ersten Tag ein Kartenspiel hervorholte und Patiencen zu legen begann. Das war interessanter, als sich immer wieder dieselben Fehler anzusehen, also guckte ich vor allem ihm zu.
    Nach weiteren zwölf Stunden - wir waren wieder drinnen - stieß ich Fred an, um ihm eine rote Fünf zu zeigen, die er bewegen konnte. Er nickte und legte sie um. Nach dieser Partie teilte er die Karten für uns beide aus und wir spielten Romme. Wir sprachen nicht, aber Fred lächelte ein paarmal. Niemand sah je in unsere Richtung oder forderte uns auf, mitzutrainieren.
    Es gab keine Jagdpausen und je mehr Zeit verstrich, desto schwieriger wurde es, das zu ignorieren. Es kam öfter und aus geringfügigeren Anlässen zu Streit. Rileys Befehle wurden schriller und er riss sogar selbst zwei Arme ab. Ich versuchte den brennenden Durst so gut es ging zu verdrängen - schließlich musste Riley selbst ja auch durstig werden, so dass das hier nicht ewig so weitergehen konnte -, aber die meiste Zeit war der Durst das Einzige, was ich im Kopf hatte. Fred wirkte ebenfalls ziemlich angespannt.
    Zu Beginn der dritten Nacht - nur noch ein Tag, mein leerer Magen verknotete sich, als ich daran dachte, wie die Zeit verrann - stoppte Riley die ganzen Trainingskämpfe.
    »Kommt mal her, Leute«, sagte er und alle stellten sich in einem lockeren Halbkreis ihm gegenüber auf. Die ursprünglichen Gangs standen dicht beieinander, also hatte das Training nichts an diesen Bündnissen geändert. Fred steckte die Karten in die Hosentasche und stand auf. Ich stand direkt neben ihm und vertraute darauf, dass seine abstoßende Aura mich verbarg.
    »Das habt ihr gut gemacht«, erklärte Riley. »Heute gibt's eine Belohnung. Trinkt euch voll, denn morgen werdet ihr eure Kraft einsetzen wollen.«
    Erleichtertes Knurren von fast allen Seiten.
    »Ich sage absichtlich
wollen
und nicht
müssen«,
fuhr Riley fort. »Ich glaube, das habt ihr begriffen. Ihr wart schlau und habt hart gearbeitet. Unsere Feinde werden nicht wissen, was da über sie kommt!«
    Kristie und Raoul knurrten und ihre jeweiligen Gefolge taten es ihnen augenblicklich nach. Ich war überrascht, aber in diesem Moment sahen sie wirklich aus wie eine Armee. Nicht, dass sie im Gleichschritt marschierten oder so was, aber ihre Reaktion hatte etwas Einheitliches an sich. Als wären sie alle Teil eines einzigen großen Organismus. Wie immer waren Fred und ich die eklatanten Ausnahmen, aber ich hatte den Eindruck, dass einzig Riley sich unserer Anwesenheit überhaupt ein kleines bisschen bewusst war - dann und wann strich sein Blick über die Stelle, wo wir standen, beinahe so, als wollte er sichergehen, dass er Freds Talent immer noch spürte. Und es schien Riley nichts auszumachen, dass wir uns nicht beteiligten. Im Moment zumindest nicht.
    »Ah, du meinst morgen
Nacht,
stimmt's, Boss?«, stellte Raoul klar.
    »Richtig«, sagte Riley mit einem seltsamen kleinen Lächeln. Niemandem sonst schien etwas Ungewöhnliches an seiner Antwort aufzufallen - außer Fred. Er sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu mir herab. Ich zuckte die Achseln.
    »Bereit für eure Belohnung?«, fragte Riley.
    Seine kleine Armee brüllte zur Antwort.
    »Heute Nacht bekommt ihr einen ersten Vorgeschmack darauf, wie unser Leben aussehen wird, sobald unsere Konkurrenz von der Bildfläche verschwunden ist. Mir nach!«
    Riley sprang davon; Raoul und sein Team folgten ihm auf den Fersen. Kristies Gruppe schubste und

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