BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL
angeht. Diese Sache mit den vier Tagen ist totaler Schwachsinn. Ich glaube, Shelly, Steve und die anderen haben es auch rausgekriegt. Und dann steckt da eine Menge mehr hinter diesem Kampf, als er uns erzählt hat. Es gibt nicht nur eine feindliche Gruppe.« Ich sprach schnell, fühlte mit schrecklicher Dringlichkeit, wie die Sonne vorrückte, die Zeit verstrich. Ich musste zu Diego.
»Das überrascht mich nicht«, sagte Fred ruhig. »Und ich verschwinde. Ich werde allein auf Erkundungstour gehen, die Welt sehen. Das heißt, ich wollte eigentlich allein gehen, aber dann habe ich gedacht, du hättest vielleicht Lust mitzukommen. Du wärst ziemlich sicher mit mir zusammen. Niemand wird uns folgen können.«
Ich zögerte einen Augenblick. Die Vorstellung von Sicherheit war gerade jetzt ziemlich verlockend.
»Ich muss Diego finden«, sagte ich jedoch und schüttelte den Kopf.
Er nickte nachdenklich. »Verstehe. Wenn du bereit bist, für ihn zu bürgen, kannst du ihn mitbringen. Es scheint so, als wäre es manchmal ganz hilfreich, zu mehreren zu sein.«
»Ja«, pflichtete ich ihm inbrünstig bei, während ich daran dachte, wie verwundbar ich mich allein mit Diego auf dem Baum gefühlt hatte, als die vier in den Umhängen auf uns zugekommen waren.
Er hob angesichts meines Tonfalls fragend eine Augenbraue.
»Riley hat uns mindestens bezüglich einer weiteren wichtigen Sache angelogen«, erklärte ich. »Sei vorsichtig. Die Menschen dürfen nicht von uns erfahren. Es gibt da so irre Vampire, die Clans bekämpfen, die sich zu auffällig verhalten. Ich habe sie gesehen und du würdest nicht wollen, dass sie dich finden. Also lass dich einfach am Tag nicht blicken und geh bei der Jagd vorsichtig vor.« Ich sah nervös Richtung Süden. »Ich muss mich beeilen!«
Fred nahm ernst zur Kenntnis was ich gesagt hatte. »Okay. Komm nach, wenn du willst. Ich würde gern mehr erfahren. Ich warte einen Tag lang in Vancouver auf dich. In der Stadt kenne ich mich aus. Ich hinterlasse eine Spur für dich im ...« Er dachte einen Moment nach, dann kicherte er. »Riley Park. Du kannst ihr bis zu mir folgen. Aber nach vierundzwanzig Stunden haue ich ab.«
»Ich hole Diego und komme nach.«
»Viel Glück, Bree.«
»Danke, Fred! Dir auch viel Glück. Bis später!« Ich rannte bereits.
»Hoffentlich«, hörte ich ihn hinter mir sagen.
Ich lief dem Geruch der anderen hinterher und flog schneller dahin als je zuvor. Ich hatte Glück; aus irgendeinem Grund hatten sie offenbar eine Pause eingelegt - wahrscheinlich, damit Riley sie anschreien konnte -, und ich holte sie eher ein als erwartet. Oder vielleicht hatte Riley sich an Fred erinnert und angehalten, um auf uns zu warten. Als ich sie erreichte, liefen sie jedenfalls mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, halbwegs diszipliniert, so wie letzte Nacht. Ich versuchte mich unauffällig unter die Gruppe zu mischen, aber ich sah, wie Riley einmal den Kopf wandte und den Blick über diejenigen schweifen ließ, die hinten liefen. Seine Augen fixierten mich, dann rannte er schneller. Nahm er an, dass Fred bei mir war? Riley würde Fred nie wiedersehen.
Nur fünf Minuten später veränderte sich alles.
Raoul nahm die Witterung auf. Mit einem wilden Knurren war er verschwunden. Riley hatte uns derart aufgestachelt, dass nur ein winzig kleiner Funke nötig war, um eine Explosion auszulösen. Die anderen in Raouls Nähe hatten den Geruch ebenfalls wahrgenommen und dann rasteten alle aus. Rileys Gerede von diesem Menschenmädchen hatte den Rest seiner Anweisungen überdeckt. Wir waren Jäger, keine Armee. Es gab kein Team. Dies war ein Wettlauf um Blut.
Obwohl ich wusste, dass Rileys Geschichte eine Menge Lügen enthielt, reagierte ich wie alle anderen auf den Geruch. Da ich in der Gruppe mitlief, konnte ich ihm nicht ausweichen. Frisch. Kräftig. Das Mädchen war erst vor kurzem hier gewesen und sie roch so süß. Ich war von all dem Blut, das wir vergangene Nacht getrunken hatten, zwar gestärkt, aber das änderte nichts. Ich hatte Durst. Meine Kehle brannte.
Ich rannte hinter den anderen her und versuchte einen klaren Kopf zu behalten. Das Einzige, was ich tun konnte, war, ein bisschen zurückzubleiben. Riley war mir am nächsten. Blieb er etwa auch zurück?
Er brüllte Befehle, wiederholte eigentlich immer das Gleiche. »Kristie, bieg ab! Außenrum! Trennt euch! Kristie, Jen!
Ab mit euch!«
Man konnte zusehen, wie sein ganzer schöner Plan mit dem Angriff von zwei Seiten in sich
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