Bissig! (German Edition)
verraten etwas über den Geisteszustand.“
Zack! Da war er wieder, der gut dressierte Profi. Usher konnte sehen, wie Jess sich abschottete und hinter der Fassade versteckte.
Bei Jerry war es ganz anders verlaufen. Die FBI-Schale war zerbröckelt und hatte ihm den Halt genommen. Der Süße war ihm fast wörtlich in die Arme gefallen und er hatte ihn sanft aufgefangen. Natürlich hielt Usher sein Wort, nicht mit ihm zu schlafen, trotzdem hatten sie eine verdammt heiße Nacht miteinander verbracht.
Der Blick, den Jerry ihm zum Abschied zugeworfen hatte, war irgendwo zwischen frivol und einer intensiven Wärme angesiedelt. Das hatte Usher mächtig eingeheizt. Und doch machte es ihn auch sehr nachdenklich. Er hatte fast ein schlechtes Gewissen, hier mit Jess herumzuflirten, aber der Schnuckel hatte das ja für den Moment beendet.
Da sie mit dem Frühstück ebenfalls fertig waren, brachen sie auf. Das war nicht weiter tragisch, immerhin konnte Usher gut auf einen weiteren Kaffee-Tee verzichten. Vielleicht gab es irgendwo einen vernünftigen Wachmacher, zuhause bei Jerry war die Brühe ja auch erträglich gewesen.
Als sie wieder im Wagen saßen und über einen Highway rollten, bewunderte Usher Jess' Fahrstil. Schon bei Jerry war ihm aufgefallen, dass er sich durch den Verkehr schlängelte, ohne jemanden zu behindern. In York war das eine Fortbewegungsart, die zu Hupen und Entrüstung geführt hätte.
„Also, wie sieht es nun aus mit weiteren Informationen zu der AVA?“, fragte Usher mit einem schnellen Seitenblick auf Jess, der seine Augen wieder hinter der Sonnenbrille verbarg. „Du hast doch sicher Vermutungen, warum sie mich gekidnappt haben.“
„Also, Mr. Grey, ich würde lieber die Entwicklungen abwarten, bevor ich Ihnen weitere Informationen gebe. Mein Vorgesetzter wird es ähnlich sehen. Ich muss mir unseren 'Deal' sowieso erst absegnen lassen.“
Jess machte auf cool und war wieder zum förmlichen Sie übergegangen. Entweder brauchte er die Distanz, weil Usher ihn aus der Fassung gebracht hatte, oder er stellte sich darauf ein, seinem Boss entgegenzutreten.
„Du musst fragen, ob du das Bett mit mir teilen darfst?“ Usher und wartete gespannt auf Jess' Reaktion. Also stand ihr Handel doch … dann weigerte sein schnuckeliger Agent sich nicht länger?
„Mr. Grey … Usher, ich sagte doch bereits, dass ich mich jetzt nicht dazu äußern will.“ Jess wirkte etwas angespannt, demnach hatte er ihn an der Angel.
„Also vorweg wieder ein bisschen Doktorspiele. Ich habe dich im Verdacht, darauf zu stehen.“ Grinsend beobachtete Usher, wie Jess zart errötete. Schon wieder ein Volltreffer. „Mit mir kann man reden.“
„Usher! Verdammt!“ Jess riss das Steuer herum und schnitt ein entgegenkommendes Auto, während er mit einem Mordstempo auf den Parkplatz des FBI-Gebäudes kachelte und eine Vollbremsung hinlegte.
„Wirklich beeindruckend.“ Den Kommentar konnte Usher sich nicht verkneifen. Dann folgte er Jess brav, als würde er wie an einer Schnur von dem knackigen Hinterteil mitgezogen.
Wahrheitsfindung
Mit einem lauten Knall flog die Tür auf und Raven zuckte zusammen. Dabei spritzte er seinen Kaffee über die Akten. „Herrgott noch mal, kann kein Arsch richtig anklopfen?“ Raven warf einen vernichtenden Blick zum Eingang. Langsam hatte er die Faxen dicke.
„Ärsche haben nun einmal keine Hände, Boss.“ Ein fieses Grinsen zierte Jess' Gesicht, als er die Tür hinter sich schloss. War ja klar, sein Büronachbar … Jess würde ihn irgendwann ins Grab bringen.
„Was machst du denn schon hier?“ Immer noch grantig ließ Raven den Kaffee von seinen Dokumenten auf den Schreibtisch laufen. „Ich dachte, du lässt dich genüsslich durchvögeln, während ich hier in Arbeit versinke. Oh, fuck!“ Ein Umschlag mit Fotos fiel auf den Boden. Das war ungeschickt, ausgerechnet …
„Ich muss mit dir über Usher reden, Raven.“ Jess bückte sich und angelte ächzend die feuchten Bilder vom Boden. Interessiert betrachtete er sie. „Wow. Das ist ja schräg. Solch eine ungesunde Leiche habe ich ja noch nie gesehen. Neuer Fall?“
„Ja, Herzchen, und ich glaube nicht, dass die Leichen wert auf Gesundheit legen. Gib her.“ Raven schnellte vor und riss Jess die Fotos aus der Hand. „Das ist meine Akte.“
„Keine Angst, ich will dir die Arbeit nicht wegnehmen. Worum geht es?“ Neugierig hob Jess die Augenbrauen.
„Nichts … ich meine, das Übliche halt. Leiche gefunden, gleicht einem
Weitere Kostenlose Bücher