Bissig! (German Edition)
Nacht immer wieder durchgefickt hatte? Unerträgliche Bilder stiegen in Jess auf und seine Hände zitterten.
„Bohemian Grove“, murmelte er und machte ein Foto mit seinem Handy. Der Langhaarige war als Gastredner angekündigt. Léon de Lorca Alvarez stand da. Und es ging um: ‚Ein wichtiger Schritt zur Neuen Weltordnung‘. Shit. In was für einer Scheiße steckte Usher da? Und was hatte Agent Richardson dort zu suchen, ein leitender Angestellter des FBI? Hingen sie selbst mit in diesem konspirativen Mist, ohne etwas zu ahnen?
Das musste er Raven zeigen. „Schnell!“, rief Jess Jerry zu, nachdem er alles wieder vorsichtig zurückgelegt hatte. „Wir klingeln Raven aus dem Bett.“
Jenny
„Fuck … och nöö.“ Schlaftrunken tastete Raven nach seinem Telefon, das auf dem Nachttisch lag und einfach nicht aufhören wollte, zu klingeln.
„Papa, mach das aus“, nölte Vivien in seiner Armbeuge. „Das nervt.“
Endlich hatte Raven es gepackt und nahm das Gespräch an. „Oh, du bist es, Jess. Was ist los?“ Halb benommen setzte er sich auf. „Was sagst du? Bohemian Grove? Richardson? Der hielt sich ja immer schon für was Besseres. Ja, Jess, ich mache mich fertig, schmier dem Kind eine Stulle und komme mit ihr ins Büro. Bis gleich.“
Seufzend legte Raven auf. „Komm Maus, die Arbeit ruft.“
Auch ein Nutellabrot konnte Viviens Laune nicht retten, als sie eine Stunde später das Büro betraten.
„Igitt, hier stinkt es nach Alt-Herren-Schlafzimmer.“ Raven hustete und holte Jess und Jerry aus einem Nickerchen. Er verbreitete ja selbst gerne entsprechende Dämpfe, aber das war echt übel.
„Sagt bloß, ihr Säue habt euch die ganze Nacht hier zugefurzt, ohne zu lüften.“ Er riss das Bürofenster weit auf und beobachtete seine Kollegen, wie sie langsam wach wurden.
„Jess, habe ich das richtig verstanden, dass dieser Typ, von dem Vivien ein Foto geschossen hat, einen Gastauftritt auf dem 'Bohemian Grove' hat?“
Jess nickte verschlafen und zeigte Raven das Bild der Einladungskarte, das er mit seinem Handy gemacht hatte.
„Tatsächlich, ja, das ist er. Wie seid ihr an das Foto gekommen?“ Es grummelte in Ravens Bauch, wenn er daran dachte, auf welcher Ebene sich der Fall plötzlich bewegte, denn in den Genuss einer Einladung zu dieser Veranstaltung kam nicht jeder. Auch innerhalb ihrer Organisation wurde nur hinter vorgehaltener Hand über das „Grove“ gemunkelt.
Verlegen räusperte Jerry sich. „Wir waren in Richards Büro.“
„Das war doch abgeschlossen, oder?“
Jerry senkte den Kopf. „Ja, schon. Aber wie man Schlösser knackt, lernt man doch schon in der Grundausbildung.“
„Gut gemacht.“ Raven nickte bestätigend. Warum schlossen FBI-Agenten ihre Büros abends ab, wenn sich doch jeder im Haus ganz simpel Zugang verschaffen konnte? Schwachsinn, mit offenen Türen hätten sie der Putzfrau ihre Arbeit erleichtert.
„Besteht gerade Funkkontakt zu Usher?“
„Er schläft“, bemerkte Jess trocken. „Er schnarcht seit drei Stunden in den Sender.“
Raven sah sofort, dass Jess sich bei dieser Äußerung verkrampfte. Er konnte sich vorstellen, wie beschäftigt Usher letzte Nacht gewesen war. Sein übersteigerter Sexualtrieb würde wahrscheinlich auch vor einem Vampirfürsten nicht haltmachen. Was dieser Léon auch immer war.
Plötzlich sah Raven sehr deutlich unzüchtige Bilder von Usher und Léon in seinem Kopf, und dummerweise schoss ihm selbst das Blut zwischen die Beine. Verflucht. Dieser Engländer hatte ihn genauso angefixt wie seine beiden Kollegen. Raven wischte sich über die Augen, in der Hoffnung, diese Vorstellungen loszuwerden. Als es ihm nicht gelang, dachte er an den Stapel getragener Unterwäsche in seinem Wäschekorb.
„Papa, mir ist langweilig“, unterbrach Vivien seinen Gedankengang. „Was ist das Bohemian Grove?“
Raven lächelte seine Tochter an. „Das Bohemian Grove ist ein Gelände in Kalifornien. Dort trifft sich ein Club von Typen. Viele davon haben hohe Stellungen in Politik, Wirtschaft oder sind Stars. Die meisten davon kommen sich nur unheimlich wichtig vor.“
„Was machen die da?“ Seine Tochter schaute ihn tatsächlich interessiert an.
„Naja, Maus. Sie treffen sich da einmal im Jahr für ein paar Tage und machen Programm. Musik, Referate, sie essen gemeinsam und vergnügen sich. So wie in einem Sommercamp.“ Vermutlich wurde dort über das Geschick ganzer Völker entschieden, sonst wäre es wirklich nicht mehr als ein intimes
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