Bissig! (German Edition)
bestimmt gut als Lady. Jess, ruf bitte Ofelia an und sag ihr, sie soll Sabrina mitbringen. Die Sabrina, die immer auf ihren Stöckelschuhen die Flure entlangstakst. Die beiden sollen Jerry beibringen, wie man auf Absätzen läuft, sich schminkt und ein Kleid anzieht. Ich organisiere derweil einen Flug nach Los Angeles und kontakte diese Agentur.“
„Aber ich … nein!“, versuchte sich Jerry zu wehren, doch nach seinem strengen Blick verstummte er. Raven grinste innerlich, es wirkte doch immer wieder, wenn er zumindest vorübergehend den Chef raushängen ließ.
Mit dem Headset im Ohr instruierte er seinen übergewichtigen Sekretär, was er genau suchte. Dieser Kerl war wirklich ein Phänomen, wenn es um das Herausfinden von Kontakten ging. Vielleicht gehörte Stalking zu seinen Hobbys, jedenfalls war er fix im Umgang mit den Suchmaschinen.
„Hey, das klingt nach einer Menge Spaß“, flötete Feli, nachdem sie wieder einmal fast mit der Tür im Büro gelandet war. „Wir machen aus dem hübschen Bengel schon eine flotte Lady.“
„Das will ich aber nicht.“ Jerry wusste wahrscheinlich, dass es sinnlos war, aber er versuchte, sich trotzdem zu wehren.
Demonstrativ hakte sich Feli bei ihm ein und grinste ihn an. „Zier dich nicht, Puppe!“
Raven grinste, als die hochhackige Sabrina ebenfalls eintrat und sich wortlos an Jerrys anderen Arm hängte. Jetzt hatte er keine Wahl mehr und ließ sich mit finsterem Blick abführen.
„Denkt daran, er ist eine Nutte mit Stil“, rief Raven ihnen hinterher.
„Wir häkeln ihm Spitzen an die Strapse.“ Er sah noch kurz Felis Grinsen, dann wählte er die Nummer, um das Fräuleinwunder hineinzuschleusen ins Bohemian Grove.
Jerry richtete seine Brüste und atmete tief durch. Er hatte diese Silikondinger sogar in der Nacht getragen, um sich schon einmal daran zu gewöhnen. Mit den Titten aufzuwachen, war fast ein Schock gewesen.
Er rasierte sich gründlich und betrachtete seine Beine. Sabrina war gestern mit Wachs dabei gewesen – und er hätte fast alles gestanden. Als sie an der Bikinizone angekommen war, hatte er sich gewünscht, er wäre stattdessen wieder bei den Navy Seals gewesen. Vielleicht hätte er wirklich bei der Army bleiben sollen.
Zum Glück sollte er hier nur einen Transvestiten mimen, anstatt sich für eine echte Frau auszugeben. Jeder auf der Versammlung wusste, dass Jerry ein Mann war, auch wenn er dort als „Jenny Tyler“ auftreten sollte.
Seine Gedanken drifteten ab. Vor drei Jahren musste er ein paar Monate lang verdeckt ermitteln und war dafür in die Rolle eines Poledancers geschlüpft. Er hatte Glück gehabt – dieser Nachtclub, in dem er gearbeitet hatte, trennte rigoros die Tänzer von Strichjungen, und so hatte er nur seinen Job gemacht, ohne belästigt zu werden. Damit er für diese Rolle fit war, hatte er vorher Unterricht nehmen müssen, um sich entsprechend lasziv zu bewegen. Das kam ihm jetzt zugute.
Er hatte verbissen geübt, in Lack-Plateaustiefeln und Minirock zu tanzen – das halbe FBI hatte ihm zugeguckt und gejubelt, bevor er sich von einigen Männern lachend die Silikonbrüste hatte kneten lassen.
Nun stand er vor dem Hotelzimmerspiegel und schmierte sich Makeup ins Gesicht, puderte es fachmännisch ab und stylte dann Augen und Mund. Das FBI hatte noch eine hochwertige Echthaarperücke in seinem Fundus, die ihm hervorragend stand. „Das Fellmützchen“, nannte er sie amüsiert, bis er gemerkt hatte, dass ständig seine Kopfhaut juckte.
Egal, da musste er durch. Für diesen Einsatz gab es eine Extra-Bezahlung, die konnte er gut brauchen – und noch viel wichtiger: Er würde Usher retten.
Als er endlich fertig gestylt und angezogen war, waren zwei Stunden vergangen, denn er hatte sich noch nicht an seine langen Kunstnägel gewöhnt. Zum Rückenkratzen eigneten sie sich gut, beim Pinkeln konnte es schon mal brisant werden, wenn man damit ungeduldig im Hosenschlitz pulte.
Er richtete sich noch ein letztes Mal die Brüste und ging in den Speisesaal des Hotels, wo Raven und Jess warten. Wie zufällig setzte er sich mit an ihren Tisch. „Meine Herren, gestatten Sie?“
Raven spuckte augenblicklich den Kaffee zurück in die Tasse. „Meine Güte, Jenny“, gackerte er los und schoss erst einmal ein paar Fotos mit seinem iPhone.
Obwohl es etwas schräg war, sonnte Jerry sich in der Aufmerksamkeit. Raven stand ja auch auf Frauen … ob er ihm gefiel? Und Usher? Den Gedanken verdrängte er schnell wieder, bevor er sich
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