Bissig! (German Edition)
Treffen der Weltelite.
„Ah so. Und Onkel Léon ist da auch?“
„Sag nicht Onkel Léon, Maus. Der Kerl ist ein Arsch.“
„Aber Onkel David ist auch ein Arsch, das hast du selbst gesagt.“ Diese Bemerkung quittierte Raven mit einem Schmunzeln, die Kleine war clever.
„Ja, habe ich. Maus, ich habe eine Idee.“ Raven schob seiner Tochter einen Block und einen Stift zu. „Schreib doch mal alles auf, an was du dich erinnerst, ja? Vielleicht fällt dir noch was ein. Du bist nämlich ab sofort ein Probatory Special Agent.“
Das wollte sie schon immer sein, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Und wer wusste schon, ob sie nicht wirklich in seine Fußstapfen treten würde, um eine Ausbildung beim FBI zu machen? Das Zeug dazu hatte sie, Raven war wahnsinnig stolz auf sie. Vivien strahlte jedenfalls und nickte, dann fing sie gleich an, das Blatt mit ihrer akkuraten Handschrift zu füllen.
Jess hob eine Augenbraue. „Raven, du möchtest jetzt, dass wir uns auch in dieses elitäre Sommercamp begeben, richtig?“
„Genau.“ Raven überflog dabei flüchtig das geschriebene Protokoll von Ushers Konversation mit Léon, das Jess angefertigt hatte.
„Dieser Alvarez referiert über 'die neue Weltordnung', und hier steht, dass er Usher eingeweiht hat. Wenn wir Glück haben, ist Usher vielleicht sogar an seiner Seite, und wenn nicht, kommen wir auf jeden Fall an Alvarez heran. Es gibt nur ein Problem: Mich hat er offensichtlich schon beschattet und Jess hat die Übergabe gemacht.“
Jerry fuhr hoch. „Was soll das heißen? Soll ich da etwa …?“
„Wenn du mal deine Metalshirts gegen einen Anzug tauscht und den Mund beim Kauen schließt, wärst du durchaus tauglich“, meinte Raven feixend. Ein bisschen zurechtgebürstet wäre Jerry sogar verdammt heiß, aber das band er ihm nicht auf die Nase.
„Ich finde das nicht witzig, Raven.“ Jerry zog einen prächtigen Schmollmund.
„Ich auch nicht, Jerry, glaube mir. Aber das packst du schon.“ Schmunzelnd überlegte Raven, wie sie seinen Schützling einsetzen konnten. Er hatte Jerry aufgrund seiner Geschichte ein wenig unter seine Fittiche genommen und ein paar Härten, die ihr Job mit sich brachte, abgefedert.
„Und als was soll ich da auftauchen? Als Sohn von Lady Gaga? Wie willst du das denn überhaupt machen, Raven? Mitglieder haben, auch wenn sie sich im Eilverfahren bewerben, eine Wartezeit von drei Jahren. Die Veranstaltung findet leider schon in vier Tagen statt.“
Es sah so aus, als wäre Jerry verdammt froh über diese Argumente, doch so schnell wollte Raven ihn nicht von der Angel lassen. Sie mussten da rein.
Jess fuchtelte herum. „Ich habe eine Idee! Ich habe gehört, dass dort auch Edelhuren und Rentboys Ein- und Ausgang haben. Natürlich handelt das eine bestimmte Agentur diskret. Mir fällt da nur der eine Fall vor drei Jahren ein, als eine Nutte, die zuletzt auf dieser Veranstaltung gesehen worden war, einen Tag später ertrunken im Fluss auftauchte. Daher weiß ich das.“
Entsetzt sprang Jerry auf. „Du spinnst wohl, Jess! Ich gehe nicht als Strichjunge!“
„Papa, was ist ein Strichjunge?“, fragte Vivien neugierig. „Ist das sowas wie eine Nutte?“
Ach, du Scheiße! Im Eifer des Gefechtes hatte Raven seine Tochter ganz vergessen. Er holte tief Luft.
„Ja, Maus. Ein Strichjunge ist im Prinzip eine Nutte mit Glied. Äh … der korrekte Ausdruck für diesen … Beruf lautet Prostituierte oder Prostituierter. Nutte ist genauso, als wenn sie mich Bulle rufen.“
„Eine Nutte mit Glied?“, fragte Vivien und beugte sich vor. „Da fällt mir was ein. Onkel Arsch-Léon hatte dort eine Frau, oder zumindest tat sie so. Das war in Wirklichkeit ein geschminkter und rasierter Kerl mit Gummititten. Als er sich dann ausgezogen hat, konnte man das sehen.“
Raven fehlten die Worte, aber diese Information war Gold wert. Trotzdem haute ihn doch die Ausdrucksweise etwas aus den Socken. Und die junge Dame war ja gut informiert. „Maus, hattest du den Eindruck, dass Léon scharf auf diesen Kerl war?“ Aus dem Augenwinkel beobachtete Raven, wie Jerry immer weiter auf seinem Bürostuhl zusammensank.
„Ja, und wie. Der hatte so eine Beule in der Hose wie du oft, wenn du zuhause vor deinem Laptop sitzt.“
Die Hitze schoss im Eiltempo in seinen Kopf. „Äh … Maus, gut.“
Um schnell abzulenken, schaute Raven Jerry prüfend an. „Das passt doch. Unser Hühnchen hier macht sich mit den halblangen Haaren und dem weichen Gesicht
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