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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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zusammen gemacht?«
    »Dieses Dope geraucht, schätze ich.« Pearlies Stimme klingt bitter. »Das war so ungefähr alles, was Jesse gemacht hat, nachdem er aus dem Krieg kam.«
    »Und Daddy?«
    »Mister Luke hat auch Dope geraucht. Nicht so viel wie Jesse. Dein Daddy hatte oft Schmerzen von seiner Verwundung … auch im Kopf. Ich glaube, er hat dieses Kraut geraucht, weil es ihm geholfen hat. Keine harten Drogen.«
    »Wann hast du Jesse zum letzten Mal gesehen?«
    »Das ist lange her, Baby. Er bleibt auf der Insel, und ich fahre nicht auf die Insel.«
    »Nie?«
    Pearlie schüttelt den Kopf. »Ich mag die Insel nicht. Ich mag die Leute nicht, und sie mögen mich nicht.«
    »Warum nicht? Du wurdest doch auf der Insel geboren?«
    Pearlie schnaubt. »Ich bin ein Hausnigger, Mädchen.«
    »Du machst wohl Witze. Das ist doch Schnee von vorgestern.«
    Sie späht mich über den Rand ihrer Brille hinweg an. »Nein, nicht auf DeSalle Island. Auf der Insel hat die moderne Welt nie Einzug gehalten. Dr. Kirkland gefällt es so, und ich denke, die Schwarzen dort mögen es ebenfalls. Sie können Veränderung nicht ausstehen.«
    »Ich werde jedenfalls nach DeSalle Island fahren.«
    Pearlies Augen weiten sich. »Wann?«
    »Heute noch. Ich werde Jesse besuchen.«
    »Kind, misch dich nicht in die Dinge auf der Insel ein. Dabei kommt nichts Gutes heraus.«
    »Du glaubst, es könnte etwas Schlimmes herauskommen?«
    Pearlie faltet ihre Zeitung zusammen und legt sie beiseite. »Wenn du mit einem Stock in einem Loch herumstocherst, musst du damit rechnen, dass eine Schlange herauskommt.«
    Ich will sie gerade fragen, vor was sie sich fürchtet, als mein Mobiltelefon summt. Der Bildschirm zeigt, dass einesms eingegangen ist. Ich klappe das Gerät auf und drücke auf »Anzeigen«. Die Nachricht lautet: Ich rufe gleich an. Denk erst gar nicht dran, nicht zu antworten. Es geht um Malik. Sean.
    »Jemand versucht dich anzurufen?«, fragt Pearlie. »Ich hasse diese kleinen Dinger.«
    »Ja. Jemand ruft gleich an.«
    Wie auf mein Zeichen summt das Gerät.
    »Schieß los«, sage ich.
    »Die Kacke ist in den Ventilator geflogen«, berichtet Sean. »Kurz nach elf hatten wir einen anonymen Anruf. Jemand empfahl uns, eine Wohnung in Kenner zu überprüfen. Der Anrufer meinte, Malik hätte sie unter falschem Namen angemietet. Wir besorgten uns einen Durchsuchungsbefehl und sind zusammen mit ein paar Detectives von Jefferson Parish hingefahren. Der Vermieter erkannte Malik auf einem Foto, und wir sind in die Wohnung gegangen.«
    »Was habt ihr gefunden?«
    »Zum einen jede Menge Videoausrüstung. Professionelles Zeugs, außerdem einen Computer mit Software für digitale Filmproduktion.«
    Videoausrüstung? »Was noch?«
    »Die Mordwaffe, Cat.«
    Meine Kehle ist mit einem Mal wie zugeschnürt. »Was?«
    »Einen Revolver, Kaliber .32 Charter Arms. Die Waffe, mit der unsere fünf Opfer erschossen wurden. Die Seriennummer ist herausgefeilt. Wir versuchen im Augenblick, sie mithilfe von Säure wieder sichtbar zu machen, aber bis jetzt wissen wir nicht, woher sie stammt.«
    »Habt ihr Malik verhaftet?«
    »Ja. Wir haben ihn in seinem Haus erwischt.«
    »Hat er Widerstand geleistet?«
    »Nein. Er war zahm wie ein Lamm.«
    »Meine Güte. Was glaubt ihr, wer euch den Tipp gegeben hat?«
    »Das wissen wir nicht. Vielleicht einer von Maliks Patienten? Ein Mädchen, das er in diese Wohnung mitgenommen hat?«
    »Oder ein Junge«, schlage ich vor.
    »Es war eine weibliche Stimme. Davon abgesehen war Malik bereits auffällig geworden, weil er sich einem Gerichtsbeschluss widersetzt hat und in Beugehaft gegangen ist, sodass wir gleich mit der Anklageerhebung durchgekommen sind. Der Bezirksstaatsanwalt hat dafür plädiert, keine Kautionsverfügung zu erlassen, aber der Richter hat trotzdem eine Kaution festgesetzt. Eine Million Mäuse.«
    »Kann er die bezahlen?«
    »Wahrscheinlich. Er besitzt ein Haus auf der anderen Seite des Sees, das er als Sicherheit hernehmen kann. Er war zuerst im Central Lockup, aber sie haben ihn eben ins Parish Prison überführt.«
    Irgendwie macht mich der anonyme Hinweis auf den Ort, an dem die Mordwaffe versteckt war, misstrauisch. Das war viel zu einfach. »Sean, glaubst du wirklich, dass Malik der Killer ist?«
    »Ich glaube es jedenfalls mehr als gestern. Ich habe herausgefunden, dass Maliks Vater übel zusammengeschlagen wurde – keine zehn Tage, nachdem Malik aus Vietnam zurück war. Sein Vater hat zwei Monate im Krankenhaus

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