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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Augen sind hart. »Ich weiß es nicht. Dr. Kirkland ist sehr vorsichtig, was die Geschäfte der Familie angeht. Aber es muss irgendetwas geben. Dein Großvater würde einem Abschaum wie diesem sonst nicht mal erlauben, ihm die Schuhe zu binden.«
    Ihre Bemerkung erinnert mich daran, dass mein Großvater – ein Mann, der Integrität so hoch schätzt, dass er Millionen-Dollar-Geschäfte mit einem Handschlag tätigt – die Karrieren mehrerer Männer zerstört hat, die ihm in die Quere gekommen sind oder ihn übers Ohr zu hauen versucht haben. »Ich für meinen Teil hätte nicht den Mumm, meinen Großvater erpressen zu wollen.«
    »Gott weiß, wie Recht du damit hast. Es ist so ziemlich das Dümmste, was man in dieser Gegend tun kann.«
    »Du hältst dich besser von diesem Fahrer fern, Pearlie.«
    Sie ergreift mein Handgelenk und drückt es. »Du auch, Baby. Die Dinge haben sich verändert hier.«
    »Haben sie das?«, frage ich und schüttele den Kopf. »Ich glaub nicht. Ich glaube, die Dinge waren schon immer so. Ich war damals nur zu jung, um es zu sehen.«

25
    G roßvater erwartet mich in seinem Arbeitszimmer. Er sitzt im gleichen ledernen Chefsessel, in dem er auch vor zwei Tagen gesessen und mir die ewig gleichen alten Lügen überden Tod meines Vaters erzählt hat. Was will er mir heute sagen?
    Er spricht nicht, als ich eintrete. Er sitzt aufrecht in seinem Sessel, ein Glas Scotch in der linken Hand, und seine blauen Augen sehen eigenartig feucht aus. Er trägt noch immer seinen Anzug und die Krawatte, und seine gebräunte Haut und das silberne Haar verleihen ihm das Aussehen eines Hollywood-Veterans, der auf seinen Auftritt wartet – keine Nebenrolle, sondern ein alternder Hauptdarsteller.
    »Dein Fahrer hat gesagt, du wolltest mich sprechen?«
    »Das stimmt«, antwortet Großvater mit einer Stimme, die eine eindrucksvolle Mischung aus Bariton und Bass darstellt. »Ich muss dir eine Frage stellen, Catherine. Bitte setz dich.«
    Irgendetwas in mir will ihm die Initiative für diese Unterhaltung nehmen. »Warum beschäftigst du diesen Abschaum?«, frage ich.
    Offensichtlich hat meine Frage Großvater überrascht. »Wen? Billy?«
    »Ja. Er gehört nicht hierher, und das weißt du sehr wohl.«
    Großvater blickt zu Boden und schürzt die Lippen, als würde er zögern, mit mir darüber zu sprechen. Dann sagt er in bedauerndem Tonfall: »Das Casino-Geschäft ist nicht so wie die übrigen Geschäfte unserer Familie, Catherine. Las Vegas mag heutzutage nach außen hin das Bild von achtbaren Konzernen vermitteln, doch die alten zwielichtigen Praktiken sind immer noch da. Die großen Bosse in Nevada mögen keine Konkurrenz, und sie haben ziemliches Interesse an Mississippi. Ich brauche jemanden, der diese Welt in- und auswendig kennt. Billy hat zwölf Jahre in Las Vegas gearbeitet und drei weitere in einem indianischen Casino in New Mexico. Ich will nicht zu sehr auf seine Erfahrungen dort eingehen. Ich bin nicht stolz darauf, doch manchmal muss man mit dem Teufel auf Tuchfühlung gehen, wenn man etwas Positives erreichen will. So ist das eben beim Glücksspiel-Geschäft.«
    »Es überrascht mich sehr, dich so reden zu hören, Großpapa.«
    Er zuckt in seinem Sessel die Schultern. »Diese Stadt befindet sich in einer verzweifelten Lage. Wir können uns unsere hohen Ideale nicht länger leisten. Bitte setz dich doch, meine Liebe.«
    Ich nehme in einem Clubsessel Platz und blicke ihn über den echten russischen Bukhara hinweg an.
    »Noch immer weg vom Alkohol?«, fragt er und nickt in Richtung seines Sideboards.
    »Bis jetzt ja.«
    »Ich wünschte, ich hätte deine Willenskraft. Muss das Tauchen sein, das dir diese Disziplin gibt.«
    »Du hast gesagt, du müsstest mir eine Frage stellen.«
    »Ja. Heute Morgen hast du erwähnt, dass du ein professionelles Team zu beauftragen gedenkst, dein altes Schlafzimmer auf Spuren zu untersuchen. Nach Blut und anderen Beweisen, hast du gesagt.«
    Ich nicke schweigend.
    »Hast du deinen Plan aufgegeben angesichts dessen, was ich dir heute Morgen über Lukes Tod erzählt habe?«
    »Nein.«
    Zuerst reagiert Großvater überhaupt nicht. Dann hebt er sein Glas und nimmt einen großen Schluck Scotch. Beim Schlucken schließt er die Augen. Nach einigen Sekunden öffnet er sie wieder und stellt das Glas auf einem Tisch neben seinem Sessel ab.
    »Ich kann das nicht zulassen«, sagt er schließlich ganz leise.
    Was meinst du damit?, frage ich lautlos. Und laut: »Warum denn nicht?«
    »Weil ich

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