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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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du dich unbehaglich, wenn ich dir diese Frage stelle, aber hast du irgendwelche sexuellen Vorlieben, die dir abnormal erscheinen?«
    Ich spüre, wie ich erröte, und das überrascht mich. Ich bin normalerweise Männern gegenüber ziemlich offen, was sexuelle Dinge angeht, manchmal sogar schockierend offen. Aber heute Nacht … »Ich bin nicht sicher, ob wir uns schon gut genug kennen, als dass ich darüber reden möchte.«
    »Du hast Recht.« Er legt seine Gabel ab und legt die Hände auf den Tisch. »Lass mich dir eine andere Frage stellen.«
    »Okay.«
    »Hat deine Mutter an irgendeiner Krankheit gelitten, die sie für längere Zeiten ans Bett gefesselt hat?«
    »Nachdem ich geboren wurde, hatte sie irgendein Frauenproblem. Eine entzündliche Beckenerkrankung, glaube ich. Ich bin nicht sicher. Aber sie lag manchmal wochenlang im Bett, ja. Ich war damals sehr jung.«
    »Was ist mit später? War sie häufig fort von zu Hause?«
    »Ja.« Meine hauptsächlichen Erinnerungen an meine Muttersind die, wo sie gerade geht oder nach Hause zurückkommt. Und sie hatte immer irgendetwas Wichtiges zu tun, das wichtiger war als ich. »Mom war besessen von ihrem Einrichtungsladen. Wenn du sie gefragt hast, ob ich Mayonnaise auf meinem Sandwich mochte oder nicht, hätte sie dir keine Antwort geben können. Aber wenn du sie gefragt hättest, wie viel verschiedene Sorten von Grastapeten in Amerika erhältlich waren, hätte sie dir die Liste aus dem Gedächtnis herunterleiern können.«
    Michael wirkt keineswegs überrascht. »War Alkohol bei euch zu Hause ein Problem? Oder sonst eine Droge?«
    »Beides. Mehr Drogen als Alkohol. Mein Dad nahm alle möglichen Drogen, nachdem er aus Vietnam zurück war. Hauptsächlich verschreibungspflichtige Medikamente. Meine Mutter trank nicht, als ich aufwuchs, deswegen dachte ich, sie wäre sauber. Aber offensichtlich hat sie über Jahre hinweg die Medikamente meines Vaters geschluckt. Warum stellst du diese Fragen?«
    »Es sind die klassischen Kennzeichen für eine Missbrauchs-Situation.«
    Seine treffsichere Analyse meiner Kindheit macht mich neugierig, und ich will mehr wissen. Aber um mehr zu erfahren, muss ich mehr von mir preisgeben. Kann ich ihm mein geheimstes Selbst anvertrauen?
    Michael streckt die Hand aus und berührt die meine. »Du zitterst, Cat. Du musst mir nicht noch mehr über dich erzählen.«
    »Ich will aber«, sage ich hastig.
    Er nimmt seine Hand weg und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. »Also schön. Dann schieß los.«

33
    I ch habe immer verschiedene Dinge gebraucht beim Sex«, sage ich leise. »Schmerz zum Beispiel. Nichts wirklich Masochistisches, aber … eine sehr physische Penetration. Mit den Fingern, mit Gegenständen … ich weiß nicht. Und Würgen. Manchmal habe ich dieses überwältigende Verlangen, beim Sex gewürgt zu werden.«
    Michael sitzt noch immer zurückgelehnt am Esstisch, doch ich spüre eine neue Aufmerksamkeit bei ihm. »Und?«
    »Ich habe ein Problem, zum Orgasmus zu kommen. Selbst wenn ich alles kriege, was ich will, komme ich einfach nicht. Auf der einen Seite habe ich diesen hyperaktiven Sexualtrieb, und auf der anderen schaffe ich es einfach nicht bis zum Kommen. Nicht mit einem Mann, meine ich. Ich kann es mir selbst machen. Aber mit Männern ist es eine verdammte Spirale, immer höher hinauf, ohne dass die Befreiung erfolgt.«
    »Aber die Männer, mit denen zusammen bist, halten dich für die beste Partnerin, mit der sie je im Bett gewesen sind, richtig?«
    Jetzt laufe ich wirklich rot an. »Das sagen sie jedenfalls, ja.«
    »Alles klassische Zeichen von Missbrauch in früheren Jahren. Schmerz hat zu deiner sexuellen Prägung gehört, genau wie Heimlichkeit. Dein Vater hat dir vielleicht beim Sex die Hände um den Hals gelegt. Vielleicht ist es das, was du mit dem Würgen wiederholen möchtest. Was mich zu deiner Leidenschaft für das Freitauchen bringt. Fünf Minuten am Boden eines Pools liegen, um zu entspannen? Die meisten Leute würden in ein Koma fallen!«
    »Ich nehme an, es ist eine Art roter Fahne.«
    »Und deine sexuelle Geschicktheit? Das ist am leichtesten von allem zu erklären. Du wurdest von frühester Kindheit darauf trainiert, einem Mann sexuell zu gefallen. Das warschließlich das einzige Ziel des Missbrauchs, und dein Überlebensinstinkt hat dich zu einer Meisterin in dieser Kunst gemacht. Du bist zu einer Expertin darin geworden, Vergnügen zu bereiten. Du kannst es nur nicht selbst empfinden.«
    »Ich schätze,

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