Bisswunden
Fällen sexuell missbraucht zu haben. Und anschließend versucht seine leibliche Tochter, sich das Leben zu nehmen.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich das verstehe. Wollen Sie andeuten, dass Lavignes Vater ein potenzielles Ziel für unseren Serienmörder ist?«
Kaiser lacht trocken. »Vielleicht ist er es jetzt, nach seinem Geständnis. Erinnern Sie sich an Opfer Nummer drei? Tracy Nolan? Dem öffentlich bestellten und vereidigten Wirtschaftsprüfer?«
»Ich werde ihn bestimmt nie vergessen«, sage ich. Am Tatort des Nolan-Mordes hatte ich meine erste Panikattacke.
»Tracy Nolan war Margaret Lavignes Stiefvater.«
»O Gott! Margaret hat jemandem erzählt, sie wäre von ihrem Stiefvater missbraucht worden, und dieser Jemand hat Nolan ermordet?«
»Bingo«, sagt Kaiser. »Und dann stellt sich heraus, dass nicht der Stiefvater, sondern der leibliche Vater der Kinderschänder war.«
»Gütiger Himmel!«
»Ich denke, Miss Lavigne wurde als Kind missbraucht«, fährt Kaiser fort. »Sie hat ihre Erinnerungen daran unterdrückt. Dr. Malik hat versucht, ihr bei der Wiedergewinnung ihrer Erinnerungen zu helfen, und sie hat sich schließlich erinnert. Nur, dass sie sich in der Person des Täters geirrt hat. Ich meine, würden nicht die meisten Kinder lieber glauben, dass ihr Stiefvater und nicht der leibliche Vater sie vergewaltigt hat?«
Ich kann nur noch an Maliks Gruppe X denken und seine »bahnbrechenden« Behandlungsprotokolle. Was zur Hölle hat Malik mit diesen Frauen gemacht? Oder wozu hat er sie angestiftet?
»Cat? Sind Sie noch da?«
»Ja.«
»Haben Sie seit unserer letzten Unterhaltung mit Dr. Malik gesprochen?«
Ich will Kaiser die Wahrheit sagen – dass ich mit Malik telefoniert habe und dass er abgestritten hat, die Morde begangen zu haben –, doch bevor ich nicht genau weiß, in welcher Beziehung Tante Ann zu ihm steht, sage ich kein Wort. Vielleicht, wenn ich die Identität von jedem in Maliks Gruppe X kennen würde. Aber das tue ich nicht. »Hören Sie, ich kann im Augenblick nicht weiter mit Ihnen reden. Ich muss sofort meine Tante suchen. Sie könnte in größter Gefahr schweben.«
»Helfen Sie uns, sie zu finden, Cat. Wir werden Ihre Tante beschützen.«
»Wenn Sie meine Hilfe brauchen, um Tante Ann zu finden, können Sie sie nicht beschützen. Sie ist bipolar, John! HabenSie eine Ahnung, was das bedeutet? Ich weiß von wenigstens zwei Selbstmordversuchen, die sie unternommen hat. Malik hat sie offensichtlich manipuliert. Können Sie sich vorstellen, unter welchem Stress sie stehen muss? Soweit wir wissen, könnte sie jetzt in diesem Augenblick bei Dr. Malik sein!«
»Ja, das wäre möglich. Also …«
»Hören Sie mir zu, John. Diese beiden Patientinnen von Malik, die mit den Opfern verwandt waren … Rivieres Tochter und LeGendres Nichte.«
»Was ist mit ihnen?«
»Fragen Sie die beiden nach Gruppe X.«
»Gruppe X? Was ist das?«
»Eine Therapiegruppe. Ich denke, dass die beiden vielleicht zu dieser Gruppe gehörten. Das ist vorerst alles, was ich weiß, um Ihnen weiterzuhelfen. Ich muss jetzt Schluss machen.«
»Warten Sie! Woher wissen Sie das? Hat Malik es Ihnen erzählt?«
»Es tut mir Leid, John. Ich muss Schluss machen.«
Ich lege auf und springe so schnell aus dem Bett, dass Michael erschrocken zusammenzuckt.
39
W as ist passiert?«, fragt Michael. »Du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick ohnmächtig werden.«
»Meine Tante Ann hat Nathan Maliks Kaution bezahlt.«
Er schüttelt ungläubig den Kopf.
»Sie muss eine von Maliks Patientinnen sein. Deswegen weiß Malik so viel über mich und meine Familie.«
Michaels Augen leuchten plötzlich vor Aufregung. »Wenn deine Tante eine Patientin von Nathan Malik ist, behandelt er sie bestimmt wegen sexuellen Missbrauchs! Und daswiederum würde bedeuten, dass dein Großvater derjenige ist, der dich missbraucht hat!«
»Nicht unbedingt. Malik behandelt auch Patientinnen mit bipolarem Syndrom.«
»Ausschließlich mit bipolarem Syndrom? Oder bipolare Patienten, die sexuell missbraucht wurden?«
»Ausschließlich, glaube ich. Bipolares Syndrom, posttraumatisches Stresssyndrom und sexueller Missbrauch. Unterschiedliche Kategorien. Dürfte ich dein Telefon benutzen?«
»Sicher. Ist dein Mobiltelefon leer?«
»Nein, aber ich will nicht, dass mein nächster Anruf vom fbi mitgehört wird.«
Michael blickt mich sekundenlang schweigend an. »Willst du Malik anrufen?«
»Ich werde ihm eine Nachricht hinterlassen, ja. Ist
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