Bisswunden
haben Sie alle Fakten von Ann, habe ich Recht?«
Er lässt sich Zeit, bevor er antwortet. »Ja und nein.«
»Herrgott noch mal, hören Sie auf mit diesem verdammten Mist, okay?«
»Sie sind ziemlich vorlaut, Catherine. Was sagt Dr. Goldman dazu?«
Mein Herz stockt. Habe ich Ann den Namen meiner Therapeutin verraten? »Wo steckt meine Tante, Doktor?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
»Ist sie bei Ihnen?«
»Nein.«
»Warum hat sie Ihre Kaution bezahlt?«
»Ich habe sie darum gebeten. Ich war ein wenig knapp bei Kasse, und ich wusste, dass sie das Geld zusammenbringen konnte.«
»Sie sind ein unmoralischer Hundesohn, Malik. Haben Sie Ann wegen seelischer Probleme aufgrund von Kindesmissbrauch oder wegen ihrer bipolaren Verhaltensstörung behandelt?«
»Sie wissen, dass dies eine vertrauliche Information ist.«
»Hören Sie auf mit diesem Blödsinn! Sie verstoßen gegen die Regeln, wann immer Sie wollen, und Sie verstecken sich dahinter, wenn Sie es nicht wollen!«
»Wir müssen uns unterhalten, Catherine. Ich habe im Augenblick nicht viel Zeit. Wir müssen uns persönlich treffen.«
Ich schließe die Augen. »Erzählen Sie mir von Margaret Lavigne.«
»Margaret? Aber … Was ist mit ihr?«
»Sie hat gestern Nacht versucht, sich mit einer massiven Überdosis Insulin das Leben zu nehmen, und liegt im Koma. Aber sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem sie andeutet, dass Sie mit den Morden zu tun haben.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung ist vollkommen. »Sie lügen.«
»Sie wissen, dass ich nicht lüge.«
»Was stand in diesem Brief?«
»Etwa Folgendes: ›Möge Gott mir vergeben. Ein unschuldiger Mann ist tot. Bitte sagen Sie Dr. Malik, dass er der Sache ein Ende machen soll.‹«
»O Gott!« Maliks Stimme ist kaum mehr als ein raues Flüstern.
»Margarets leiblicher Vater wurde gestern wegen Kindesmissbrauchs und der Verbreitung von Kinderpornographie verhaftet. Und das Merkwürdige an der Geschichte ist, ihr Stiefvater war eines der fünf Mordopfer in New Orleans. Klingelt es bei Ihnen, Malik?«
Maliks Atem geht hörbar und schnell.
»Müssen wir uns immer noch treffen, Doktor? Oder werden Sie sich jetzt selbst stellen?«
»Ich kann nicht … das ist unglaublich. Wir müssen uns unbedingt sehen, Catherine.«
Ich hätte niemals gedacht, dass Nathan Malik so aufgeregt klingen kann. »Haben Sie die Männer in New Orleans getötet, Doktor?«
»Nein. Ich schwöre es.«
»Aber Sie wissen, wer dahintersteckt.«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Sie müssen es irgendjemandem sagen.«
»Nein. Muss ich nicht.«
»War meine Tante in Gruppe X, Doktor?«
»Das kann ich nicht beantworten.«
»Ist das Leben meines Großvaters in Gefahr?«
»Darüber kann ich nicht mit Ihnen reden. Nicht am Telefon.«
»Sie erwarten allen Ernstes, dass ich mich persönlich mit Ihnen treffe, obwohl einiges dafür spricht, dass Sie der Mörder sind?«
»Sie haben nichts von mir zu befürchten, Catherine, das wissen Sie.«
Aus irgendeinem Grund glaube ich ihm. Aber ich bin nicht verrückt. »Werden Sie sich stellen, wenn ich mich mit Ihnen treffe?«
Sein Atem stockt sekundenlang. Ich kann mir vorstellen, wie er am anderen Ende der Leitung völlig regungslos verharrt.»Wenn Sie mir versprechen, meinen Film sicher für mich aufzubewahren, werde ich mich stellen, ja.«
»Wo sollen wir uns treffen?«
»Ich fürchte, Sie müssen nach New Orleans kommen. Sind Sie in Natchez?«
»Ja. Wo in New Orleans?«
»Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Können Sie in vier Stunden in New Orleans sein?«
»Kann ich.«
»Rufen Sie die Nummer an, die ich Ihnen gegeben habe, sobald Sie fünf Meilen außerhalb der Stadt sind. Dann sage ich Ihnen, wohin Sie kommen.«
Ganz gleich, was die Logik mir sagt, ich kann es ihm nicht abschlagen. »Einverstanden.«
»Catherine?«
»Ja?«
»Wenn Sie das fbi mitbringen, werden Sie es bedauern. Ich möchte Ihnen nicht drohen, aber ich muss mich selbst schützen. Ich bin der Einzige, der Ihnen gewisse Dinge über Sie selbst sagen kann, und wenn ich es nicht tue, werden Sie niemals die Wahrheit erfahren. Auf Wiederhören.«
»Warten Sie!«
»Ich weiß, dass der Gedanke, sich mit mir zu treffen, Sie nervös macht. Aber ich bin keine Gefahr für Sie. Wissen Sie auch den Grund? Weil ich das Böse in mir kenne. Als wir vor ein paar Tagen über Missbrauch gesprochen haben, musste ich meine Worte mit Bedacht wählen. Schließlich hat das fbi zugehört,
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