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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Billy Neal. »Vielleicht ist sie per Anhalter in irgendeinen Wagen gestiegen«, sagt er.
    »Warum sollte sie?«, sagt Großvater schroff. »Ihr verdammter Wagen stand doch direkt beim Damm, und dieErsatzschlüssel waren in einem Magnetbehälter unter der Stoßstange. Was glauben Sie, wer die Schlüssel dorthin getan hat?«
    »Der Audihändler vielleicht?«
    »Meine Güte, haben Sie auch nur eine Unze Hirn im Kopf, Junge? Catherine hat die Schlüssel dort versteckt. Sie funktioniert so!«
    »Vielleicht ist der Wagen nicht angesprungen?«
    »Henry hat ihn heute Morgen ohne Probleme gestartet.«
    »Dann ist sie vielleicht immer noch auf der Insel. Vielleicht wurde der Damm überschwemmt, bevor sie wegkonnte.«
    »Mach, dass du hier rauskommst!«, brüllt mein Großvater unvermittelt. »Und komm bloß nicht zurück, bevor du nicht irgendwas Vernünftiges beizutragen hast! Meine Enkeltochter weiß verdammt gut auf sich aufzupassen! Ich will wissen, was dort unten passiert ist. Ich habe genug Sorgen mit dem Casino-Projekt. Die Regierung stellt jeden Punkt der Anträge infrage. dna-Tests an dreihundert Jahre alten Zähnen, meine Güte. Los, raus hier!«
    Schritte, und die Tür fällt erneut krachend zu.
    »Was denkst du, Pearlie?«, fragt Großvater.
    Ich schleiche näher zur Tür – nah genug, um Pearlie seufzen zu hören.
    »Werde ich fürs Denken bezahlt?«, entgegnet Pearlie.
    »Ich habe dich um deine Meinung gefragt. Wo ist sie? Wo ist meine Enkeltochter?«
    »Ich fürchte, irgendjemand hat ihr etwas angetan, Dr. Kirkland. Wie Sie gesagt haben, Catherine weiß sehr gut auf sich aufzupassen. Und sie würde ihren Wagen nicht ohne einen triftigen Grund dort unten stehen lassen.«
    »Vielleicht, falls sie eine ihrer manischen Phasen durchmacht. Ihrer Anfälle, wie du sie nennst.«
    »Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, sah sie mehr niedergeschlagen aus«, sagt Pearlie. »Nein. Wenn Louise sie auf dieses Fahrrad gesetzt hat, muss irgendjemand ihr gefolgt sein. Sie hat es nicht über den Damm geschafft.«
    »Wer sollte so etwas tun?«, fragt Großvater.
    »Ich würde diesen Abschaum fragen, den Sie beschäftigen, wo er sich gestern Abend rumgetrieben hat.«
    Sekundenlanges Schweigen. Dann: »Du glaubst, Billy ist ihr auf die Insel gefolgt?«
    »Wissen Sie, wo er gestern war?«
    »Er hat ein paar Dinge für mich erledigt, in Baton Rouge. Geschäftlich.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, liegt die Insel nicht weit abseits vom Highway nach Baton Rouge.«
    Weiteres Schweigen. »Was sollte Billy von Catherine wollen?«
    »Das müssten Sie besser wissen als ich.« Pearlies Stimme klingt zurechtweisend. »Was wollen alle Männer von den Frauen?«
    Großvater brummt etwas Unverständliches. »Ich werde mit ihm reden.«
    Die Tür knallt erneut.
    Ich trete in die Küche.
    Pearlie steht am Spülbecken und wendet mir den Rücken zu. Sie nimmt eine gusseiserne Kasserolle und hält sie unter den Wasserhahn, dann erstarrt sie. Langsam dreht sie sich um. Als sie mich erkennt, weiten sich ihre Augen.
    »Sag nichts!«, flüstere ich. »Nicht ein Wort!«
    Sie nickt schweigend.
    »Ich verlasse die Stadt, Pearlie. Liegen meine Reserveschlüssel irgendwo hier?«
    Sie richtet den Blick auf die Arbeitsfläche. Der Audischlüssel liegt auf einem Stapel von Post. Ich nehme ihn und wende mich zur Tür.
    »Wohin fährst du, Mädchen?«, fragt Pearlie.
    »Ich habe eine Verabredung. Ich möchte allerdings, dass du mir vorher noch etwas verrätst.«
    »Was?«
    »Irgendjemand hat ein paar schlimme Dinge mit mirgemacht, als ich ein kleines Mädchen war. Ein Mann. Es war entweder Daddy oder Großvater. Und ich wüsste nicht, wie du mich so lange aufgezogen haben könntest – du hast schließlich die Arbeit meiner Mutter getan –, ohne etwas davon zu merken. Ich sehe das nicht.«
    Pearlie wirft einen hastigen Blick zur Außentür, doch ihr Gesichtsausdruck ändert sich nicht.
    »Du willst mir also nichts sagen?«, frage ich.
    »Hör zu, Kind!«, erwidert sie ärgerlich. »Was rennst du auf der Insel rum und rührst die alten Dinge wieder auf? Was glaubst du, was du damit machst? Glaubst du, dass irgendwas Gutes dabei rauskommt? Für dich? Oder für deine Mutter? Für irgendwen?«
    »Ich habe keine andere Wahl. Ich muss es erfahren, und ich muss wissen, warum Daddy gestorben ist. Ich muss wissen, warum ich so bin, wie ich bin. Begreifst du das nicht?«
    Sie senkt den Blick. »Die Wege des Herrn sind unergründlich, so viel weiß ich. Auf dieser Welt

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