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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Richtung. »Ich bin nicht zimperlich.«
    Jede Wette. »Haben Sie die Remington 700 im Waffenschrank vor kurzem benutzt?«
    Ein verwirrtes Lächeln. »Sie sind ein hinterhältiges kleines Biest, wie?«
    Plötzlich habe ich mehr als genug von diesem schmierigen Kleinstadtcowboy. »Wissen Sie was? Ich habe Ihr Verhalten satt. Ich denke, wir sollten meinen Großvater zu dieser Unterhaltung hinzuziehen.«
    Billys Grinsen wird noch breiter, und ich weiß, dass ich einen Fehler begangen habe. »Genau das dachte ich auch gerade. Du hast ihm in letzter Zeit eine ganze Menge Scherereien gemacht. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um diese Stadt mit seinem Casino zu retten, und du reißt dir den Arsch auf, um den Namen der Familie zu beschmutzen. Er mag das überhaupt nicht. Du könntest damit das ganze Geschäft ruinieren. Also gehen wir und reden mit ihm.«
    Ich öffne die Tür des Audi. »Ich muss zuerst noch etwas erledigen. Ich bin in zwanzig Minuten zurück.«
    Bevor ich den Verriegelungsknopf drücken kann, reißt Billy die Beifahrertür auf und stellt einen Stiefel auf den Sitz. »Nicht in zwanzig Minuten. Jetzt. «
    Ohne nachzudenken greife ich hinter mich und zerre die Walther aus meinem Hosenbund. Ich ziele über das Dach hinweg auf seine Brust.
    »Das ist keine Luftpistole, Billy. Für den Fall, dass du dich fragst.«
    Seine Augen sind auf den Lauf der Waffe gerichtet, und allmählich schwindet das Grinsen aus seinem Gesicht. Billy Neal läuft wahrscheinlich ziemlich oft mit einer Waffe durch die Gegend, aber ich glaube, er hat nicht damit gerechnet, sich schon vor sieben Uhr morgens in einer Situation wie dieser wiederzufinden.
    »Und jetzt«, sage ich leise, »nimmst du deinen verdammten Stiefel von meinem Sitz und gehst ein paar Schritte von meinem Wagen zurück.«
    »Du bist vielleicht ein irres Miststück«, sagt er und lacht leise. »Ich habe es zwar schon von anderen gehört, aber ich habe es nicht geglaubt, bis …«
    »Bis jetzt? Oder bis gestern Abend auf der Insel?«
    Das Grinsen kehrt zurück. »Ich weißt gar nicht, von was du da redest.«
    »Oh, das denke ich doch.«
    »Du und ich, wir beide werden irgendwann noch mal richtig Spaß miteinander haben, Zuckerpuppe. Wie ich schon sagte, ich weiß Bescheid über dich. Inzest ist immer noch das Beste, wie?«
    Alles Blut weicht aus meinem Gesicht. Was weiß dieser Kerl über mich? Ich will ihn fragen, doch ich weiß, dass er mich nur weiter quälen wird, wo er nur kann.
    »Geh weg von dem verdammten Wagen, Kerl!« , schnauze ich ihn an und fuchtele drohend mit der Waffe.
    Billy rührt sich nicht. »Du hast deine Kanone nicht durchgeladen, Süße.«
    »Die Patrone ist längst im Lauf.«
    Ich gebe lediglich einen Spruch wieder, den ich von Sean gehört habe, doch er reicht, um Billy Neal das Grinsen endgültig auszutreiben. Er nimmt den Stiefel vom Sitz und weicht einen Schritt zurück.
    »Und jetzt mach die Tür zu!«, befehle ich.
    Als er gehorcht, greife ich mit der freien Hand nach unten und drücke auf den Verriegelungsknopf. Dann erst steige ich ein, ziehe meine Tür zu und starte den Motor.
    Bevor ich wegfahren kann, beugt Billy sich zur Scheibe auf der Beifahrerseite hinunter. Er macht ein Peace-Zeichen mit den Fingern, verdreht die Hand, sodass das V nach unten zeigt, dann legt er die Finger über die Lippen und lässt die Zunge dazwischen auf und ab schnellen. Mein Magen krampft sichzusammen, und Abscheu steigt in mir auf. Ich würde ihn am liebsten niederschießen, doch ich weiß, dass ich es nicht bis zu Malik schaffe, falls ich das tue.
    Stattdessen lege ich den Gang ein und überschütte das Arschloch mit Kieselsteinen, als ich mit durchdrehenden Reifen beschleunige und das Sklavenquartier, das ich einmal mein Zuhause genannt habe, hinter mir zurücklasse.

41
    W ährend meiner Fahrt nach New Orleans denke ich nicht viel über Nathan Malik nach, sondern über meine Tante Ann. Ich habe zwar nie viel Zeit mit ihr verbracht, doch sie hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Ann ist die absolute Schönheit der Familie – ein schwieriges Unterfangen angesichts des Aussehens meiner Mutter –, und sie war bis zu ihrem zweiten Jahr am College eine absolute Überfliegerin. Chefin der Cheerleaders und Abschiedsrednerin an der Highschool. Gewinnerin des einheimischen Teenager-Schönheitswettbewerbs. Musikstipendium an der Tulane. Und dann fiel sie in eine schwere Depression und versuchte sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben zu

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