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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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feststellen, allerdings waren Sie bewusstlos.«
    »Mein Kopf schmerzt. Wieso sind Sie hier?«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wieso sind Sie hier?«
    Ich wende mich um, weil ich sicher sein will, dass Maliks Leiche noch immer hinter mir in der Badewanne liegt. Da ist sie. »Dr. Malik wollte sich hier mit mir treffen. Ich war einverstanden.«
    »Jesses«, murmelt Captain Piazza. »Haben Sie das gehört? Haben Sie das verdammt noch mal gehört?«
    Kaiser schüttelt den Kopf. »Hat Malik versucht, Sie zu töten, Cat?«
    Nein. Beinahe hätte ich es laut gesagt. Zum Glück aber hat mein gesunder Menschenverstand überlebt, was immer mit mir passiert ist. »Ich verlange einen Anwalt.«
    Kaiser sieht mich enttäuscht an. »Brauchen Sie einen Anwalt?«
    »Ich weiß es nicht. Können Sie mir versprechen, mich nicht zu verhaften?«
    Er blickt zurück zu Piazza, dann wieder zu mir. »Sie wissen, dass ich das nicht kann.«
    »Dann verlange ich einen Anwalt.«
    Er steht auf und bittet den Sanitäter, mich noch einmal zu untersuchen. Während das geschieht, höre ich, wie jemand draußen Neugierige wegschickt. Dann höre ich Captain Piazzas Stimme, leise und wütend, während Kaiser versucht, sie mit seinem sonoren Bariton zu beschwichtigen.
    »Können Sie gehen?«, fragt Kaiser. Er ist zurück und steht in der Tür.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann kommen Sie mit.«
    Ich stehe auf, und nach einem letzten Blick auf Malik und den Schädel in seinem Schoß folge ich Kaiser nach draußen auf den Parkplatz. Dieser Schädel geht mir nicht aus dem Kopf, doch ich habe jetzt keine Zeit, um darüber nachzudenken. Der Parkplatz, vorhin noch fast leer, ist inzwischen voll. Streifenwagen, eine Ambulanz, ein Leichenwagen, zivile Einsatzfahrzeuge der Detectives. Kaiser führt mich vielleicht zwanzig Meter zur Seite, weit genug, dass niemand unser Gespräch hören kann.
    »Hören Sie mir zu, Cat. Ich bin direkt von einem anderen Tatort hierher gekommen. Unser unsub hat sein sechstes Opfer gefunden.«
    »Wer war es?«
    »Sie scheinen nicht überrascht.«
    »Wir haben unseren Killer noch nicht gefasst. Warum also sollte er aufhören?«
    »Sie haben von Anfang an nicht geglaubt, dass Malik der Killer war?«
    »Ich wäre bestimmt nicht hergekommen, wenn ich das geglaubt hätte.«
    Kaiser mustert mich eine Weile wortlos. Ich blicke zur Seite, zum Eingang von Zimmer achtzehn, und sehe, wie Piazza sich mit zwei Detectives unterhält. Sie gestikuliert in meine Richtung, und die beiden Detectives starren mich an. Sie sehen aus wie zwei Pitbull-Terrier, die nur auf ein Kommando ihres Herrn warten.
    »Die gleiche Handschrift wie bei den anderen fünf?«, frage ich.
    »Ja. Zwei Schüsse, einer ins Rückenmark, Bisswunden, dieselbe Botschaft an der Wand. ›Meine Arbeit ist niemals getan.‹ Während wir noch am Tatort waren, hat jemand beim Hauptquartier der Sonderkommission angerufen und uns gesagt, dass Malik sich hier versteckt.«
    »Anonym?«
    »Ja.«
    »Der Anrufer ist der Killer, John.«
    Kaiser sieht mich an wie ein strenger Vater. »Erzählen Sie mir von Gruppe X.«
    »Haben denn die beiden Patientinnen nichts erzählt, die Sie gefunden haben?«
    »Wir haben sie nicht mehr, Cat. Beide Frauen sind heute Morgen verschwunden. Vielleicht auch schon gestern Nacht, ich weiß es nicht. Ich verstehe nicht, woher sie wussten, dass sie abhauen mussten. Ich habe ihre Telefonaufzeichnungen überprüfen lassen. Keinerlei verdächtige Anrufe.«
    »Sprechen Sie mit jedem, mit dem Sie telefoniert haben«, sagte ich, während mir dämmert, dass Ann inzwischen vielleicht die einzige Person ist, die uns verraten kann, wer die anderen Mitglieder von Maliks Gruppe X sind – außer den Frauen selbst. Es sei denn, Maliks Dokumentationen tauchen auf. Kann es sein, dass er sie bei sich hat? Dass er sie hier im Motel versteckt gehabt hat?
    »Wir überprüfen jeden«, sagt Kaiser. »Aber Sie wissen mehr, als Sie mir erzählt haben.«
    »Sie versprechen, mich nicht ins Gefängnis zu stecken, und ich rede. Sie brauchen mich, um diesen Fall zu lösen. Wer ist Opfer Nummer sechs, John?«
    Er scheint mit sich selbst im Widerstreit zu liegen, ob er antworten soll. Schließlich sagt er: »Ein Polizeibeamter. Das ist alles, was ich Ihnen im Augenblick verraten kann, und ich hätte nicht einmal so viel sagen dürfen.«
    »Und warum haben Sie es trotzdem getan?«
    »Weil ich erfahren muss, was Sie über die Geschehnisse hier wissen. Wenn Sie sich hinter einem Anwalt

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