Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
meine.«
    Kaiser beobachtet mich besorgt. »Ich weiß es nicht. Ich bin es, Ann, deine Nichte. Und wir sind in einer gefährlichen Situation, alle beide. Selbst Dr. Malik wusste das.«
    »Wusste?«
    Ich verziehe das Gesicht, und Kaiser flucht still in sich hinein.
    »Du hast gerade die Vergangenheitsform benutzt, Baby Girl.« Wieder die ironische Tonlage.
    »Na ja, Dr. Malik sitzt im Gefängnis, und diesmal wegen Mordes.«
    »Ich höre deine Stimme, Cat. Du hast vor irgendetwas Angst. Oder vor irgendjemand. Oder um irgendjemand.«
    »Nein. Du interpretierst da irgendwas hinein.«
    »Ich möchte mit Nathan reden.«
    »Dann komm nach New Orleans. Du kannst ihn im Parish Prison besuchen.«
    Diesmal dehnt sich das Schweigen scheinbar unendlich. »Ich komme nicht nach New Orleans, bevor du mir nicht die Wahrheit gesagt hast, Cat.«
    Ich beiße vor Wut die Zähne zusammen und versuche, mirnichts anmerken zu lassen. »Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß! Ich mache mir Gedanken, dass du …«
    Das Rauschen in der Leitung ist plötzlich leer. »Sie hat einfach aufgelegt!«, sage ich fassungslos.

44
    D ie Außenstelle des FBI ist eine vierstöckige Ziegelfestung am Südufer des Lake Pontchartrain zwischen dem Lakefront Airport und der University of New Orleans. Wir halten vor dem schweren Stahlgittertor mit den Lilienspitzen, und Kaiser zeigt einem bewaffneten Posten seinen Dienstausweis. Der Posten lässt uns passieren, wir parken den Wagen und eilen durch einen Eingang, der geschmückt ist mit Flaggen, schwarzem Marmor und dem Motto des FBI: Treue, Tapferkeit, Rechtschaffenheit.
    Im Vestibül gibt es ein rotes Absperrband, und eine Frau erwartet uns hinter kugelsicherem Glas. Danach lässt Kaiser mich durch einen Metalldetektor gehen, und endlich sind wir auf dem Weg in den vierten Stock hinauf zur fbi-Außenstelle, von wo aus der Leitende Special Agent die einhundertfünfzig auf ganz Louisiana verteilten fbi-Agenten befehligt.
    Wir steigen aus dem Lift, und Kaiser führt mich durch einen Korridor, der sich durch nichts von all den anderen Korridoren in den Konzernzentralen großer amerikanischer Firmen unterscheidet. Unauffälliges Dekor, weitere Türen, weitere Korridore. Kaiser klopft an eine Tür, dann tritt er ein und winkt mir, ihm zu folgen. Hinter der Tür ist ein leerer Büroraum, in dem vier Liegen aufgestellt sind. Zwei sind nackt, die beiden anderen mit Laken, Bettzeug und Kissen ausgestattet.
    »Mehr kann ich Ihnen nicht bieten, fürchte ich.«
    »Besser als eine Zelle im Parish Prison.«
    Kaiser lacht pflichtbewusst auf. »Ich muss zum sac und diese Sache klären. Möglich, dass er sich mit Ihnen unterhalten will.«
    »Es geht mir gut. Tun Sie, was Sie müssen.«
    »Gut oder nicht gut, ich werde Ihnen auf jeden Fall eine Schwester schicken. Ihr Name ist Sandy.«
    »Ich schlafe wahrscheinlich längst, bevor sie hier ist.«
    Er nickt, dann wendet er sich zum Gehen.
    »Darf ich mein Mobiltelefon zurückhaben?«
    »Leider nicht, sorry.«
    »Niemand hat mir meine Rechte vorgelesen!«
    Kaisers Geduld ist sichtlich strapaziert. »Cat, Sie haben die Arbeit der Justiz behindert und möglicherweise Beihilfe zum Mord in mehreren Fällen geleistet. Wenn ich zulasse, dass Sie sich weiter in diesen Fall einmischen – was sehr leicht geschehen könnte, falls ich Ihnen Ihr Telefon zurückgebe –, setzt der sac Sie ohne Zögern vor die Tür, wo das nopd bereits auf Sie wartet. Und dann kann ich absolut nichts mehr für Sie tun.«
    »Also gut. Aber Sie geben mir Bescheid, falls Ann sich noch einmal meldet?«
    »Absolut. Ich bringe Ihnen das Telefon und lasse Sie Ihre Tante zurückrufen.«
    Er sieht mich an, als wäre er sicher, dass ich noch eine weitere Frage habe, doch ich habe keine. Höchstens eine Idee. »Ich habe über diesen Schädel nachgedacht, John.«
    »Was ist damit?«
    »Ich hatte von Anfang an das Gefühl, als könnten diese Bisswunden gefälscht sein. Hat Sean Ihnen gegenüber von meiner Theorie gesprochen, dass der Killer ein Gebiss oder ein artikuliertes Modell benutzt haben könnte, um die Spuren zu erzeugen?«
    Ein Lächeln huscht über Kaisers Gesicht. »Sagen wir, er hat es als seine Idee verkauft.«
    »Das sieht ihm ähnlich. Nun ja, meine Theorie hat sich jedenfalls als richtig erwiesen. Der Killer hat die Zähne vondiesem Schädel benutzt, um die Bisswunden zu erzeugen. Nächste Frage: Wessen dna haben wir analysiert? Woher stammt der Speichel? Wir wissen, dass es nicht Maliks Speichel

Weitere Kostenlose Bücher