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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Stimme?«
    »Ja.«
    Ich wende mich zum See und beobachte schweigend die grauen Wellen. Vermutlich könnte Tante Ann tatsächlich hinter den Anrufen stecken. Doch aus irgendeinem Grund bezweifle ich das. Wenn Ann die Kaution für Malik bezahlt hat, wieso sollte sie sich so plötzlich gegen ihn wenden? Weil ein unschuldiger Mann ermordet worden ist? Vielleicht. Doch ich bezweifle, dass das Ihre Loyalität so schnell ins Gegenteil verwandeln könnte. »Hat das sechste Opfer ebenfalls Bisswunden?«
    »Die schlimmsten bis jetzt.«
    »Es sind persönliche Angriffe, John. Und die Bisse werden den Opfern vor dem Tod zugefügt. Es ist wie eine Folter. Und die Opfer werden bewegungsunfähig gemacht, bevor sie gebissen werden.«
    »Heißt?«
    »Der Killer ist eine Frau. Ich habe es von Anfang an vermutet. Es ist wahrscheinlich eine der Frauen aus Maliks Gruppe X.«
    Kaiser stößt den Atem aus. »Es wäre eine Möglichkeit, auch wenn sie angesichts der Handschrift des Verbrechers sehr unwahrscheinlich ist. Es gibt in der Geschichte nicht einen einzigen Fall, in dem eine Frau jemals zur sexuell getriebenen Serienmörderin geworden wäre. Nicht ohne einen männlichen Komplizen.«
    »Vor nicht einmal fünf Minuten haben Sie mich praktisch beschuldigt, die Morde begangen zu haben.«
    »Sie sind ein besonderer Fall. Ihre Vergangenheit, ihre forensische Ausbildung … Außerdem habe ich geglaubt, dass Sie Malik geholfen haben. Dass Sie quasi ein Team aus einem Mann und einer Frau gewesen sind.«
    »Und wieso nicht zwei Frauen? Wir wissen doch gar nicht, wie viele Frauen in Maliks Gruppe X sind.«
    »Reden Sie weiter.«
    »Nachdem wir Malik mit den beiden ersten weiblichen Patientinnen in Verbindung gebracht hatten, wusste der Killer, dass wir ihm auf die Spur gekommen waren, selbst wenn wir es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gewusst haben. Also versteckte er die Mordwaffe in Maliks Apartment und gab uns einen Tipp. Wir ließen uns trotzdem nicht von der Fährte abbringen, also gab der Killer uns ein hübsches Päckchen mit Malik und dem Schädel darin. Unser Killer fühlt sich im Augenblick wahrscheinlich wieder ziemlich sicher.«
    Kaiser sieht mich erwartungsvoll an. Irgendetwas regt sich in meinem Hinterkopf, aber ich kriege es irgendwie nicht zu fassen. »Haben Sie irgendetwas über die weiblichen Verwandten von Quentin Baptiste herausgefunden?«
    »Warten Sie.« Er nimmt sein Mobiltelefon und ruft Carmen Piazza an. Die Unterhaltung ist kurz und sachlich. Als er fertig ist, wendet er sich zu mir. »Detective Baptiste hatte sechs weibliche Blutsverwandte. Eine Frau, zwei Töchter und drei Nichten.«
    »Wie alt sind die Töchter?«
    »Das hat Piazza nicht gesagt, doch eine arbeitet als Lehrerin. Die andere arbeitet in einer Tagespflegestätte. Eine der Nichten hat soeben die Police Academy abgeschlossen.«
    »Sie weiß also, wie man schießt«, denke ich laut. »Genau wie die Tochter des ersten Opfers, jede Wette. Moreland. Die Tochter eines Colonels, ein Army-Kind.«
    »Wir haben die Tochter von Moreland genau unter die Lupe genommen, weil sie mit dem ersten Opfer verwandt war. Sieist sauber, Cat. Trotzdem werde ich die Sonderkommission sofort auf die Verwandten von Baptiste ansetzen. Ein weiblicher Serienmörder … basierend auf unseren Erfahrungen ist es verdammt weit hergeholt.«
    »Es gab vorher auch niemals einen Fall wie Aileen Wuornos, John. Vergessen Sie die Vergangenheit. Sehen Sie auf die Beweise vor Ihren Augen.«
    Am Horizont taucht ein großes weißes Segel auf. Es lädt mich ein, ihm auf seinem Weg durch den See zu folgen. Als meine Augenlider schwer werden, fällt mir das Valium wieder ein, das ich vor dem Schnapsladen im Wagen genommen habe, bevor ich zum Thibodeaux Motel gefahren bin.
    »Wie geht es Ihrem Kopf?«, fragt Kaiser.
    »Er tut weh. Ich hab letzte Nacht nicht gut geschlafen, deswegen hab ich eine Valium genommen, bevor ich zu meiner Verabredung mit Malik aufgebrochen bin.«
    »Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben. Sollen wir Sie untersuchen lassen?«
    »Nein. Bringen Sie mich nur zur fbi-Außenstelle. Ich muss mich hinlegen.«
    »Wenn Sie sich hinlegen, muss ich eine Schwester zu Ihnen ins Zimmer schicken.«
    »Tun Sie, was immer Sie wollen. Ich werde mich auf jeden Fall hinlegen.«
    Ich lehne den Kopf gegen die Scheibe und schließe die Augen, als mein Mobiltelefon »Sunday, Bloody Sunday« spielt. Ich greife in meine Tasche. Sie ist leer.
    »Ich habe es«, sagt Kaiser und hält mir das

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