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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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könnte das bedeuten?«
    »Es könnte mehrere Dinge bedeuten. Zum einen könnte derSpeichel von jemandem stammen, der mit Antibiotika behandelt wird. Das würde die normale Mundflora stören. Ich würde nach Penicillin Ausschau halten, oder wahrscheinlicher noch Penicillin mit Gentamicin.« Ich versuche mich auf den Laborbericht zu konzentrieren, doch es gelingt mir nicht. Ich habe nichts außer Hannah Goldman im Kopf, die unten auf mich wartet.
    »Cat?«, fragt Kaiser.
    Ich zucke die Schultern, weil ich denke, die Antwort ist offensichtlich. »Jemand ohne Zähne.«
    »Jemand, der ein Gebiss trägt?«
    »Nein. Jemand, der ein Gebiss besitzt, aber es nicht trägt. Ein Gebiss besitzt harte Oberflächen mit Spalten und Löchern, die geradezu ideal sind für Bakterienkolonien, genau wie echte Zähne. Vielleicht ist es jemand, der allein lebt. Jemand, der es für unnötig erachtet, sein Gebiss zu tragen, weil ihn sowieso niemand sieht.«
    Kaiser wirkt interessiert. »Handelt es sich notwendigerweise um jemanden, der älter ist?«
    »Gütiger Gott, nein! Viele Menschen haben so schlechte Zähne, dass sie schon ein Gebiss tragen, bevor sie vierzig sind. Sie sollten nach jemandem Ausschau halten, der ein Gebiss benötigt und es sich nicht leisten kann.«
    »Viele Sträflinge lassen sich im Gefängnis die Zähne ziehen«, sinniert Kaiser. »Es erschwert in späteren Verfahren die eindeutige Identifikation.«
    »Nun, vielleicht kommen wir mit diesen Kulturen einen Schritt weiter, genau wie ich gehofft hatte. Sie könnten sämtliche männlichen Verwandten der Opfer auf Infektionen überprüfen, nach verbüßten Gefängnisstrafen und darauf, ob sie noch ihre Zähne haben oder ein Gebiss tragen. Hören Sie, ich muss jetzt wirklich dringend zur Toilette.«
    »Oh. Sicher. Sorry.«
    »Darf ich diesen Bericht behalten?«
    »Sicher.«
    Ich stecke ihn in meine Gesäßtasche. »Warten wir noch weitere sechs Stunden und sehen, was sich bis dahin entwickelt hat.« Bis dahin bin ich längst verschwunden. Ich tätschele Kaiser den Arm, dann wende ich mich ab und gehe rasch den Korridor entlang Richtung Toilette. Als ich die Tür aufstoße, blicke ich aus den Augenwinkeln nach rechts.
    Kaiser ist nicht länger auf dem Gang. Rasch kehre ich um und renne fast zum Lift. Die Feuertreppe ist verlockend, doch ich bin hier in einem Gebäude, in dem wahrscheinlich sämtliche Alarme losschrillen, sobald eine Feuertür geöffnet wird.
    Bevor sich die Lifttüren hinter mir schließen können, schlüpft eine blonde Frau in einem blauen Hosenanzug zu mir in die Kabine und lächelt mich an. Ich erwidere ihr Lächeln und drücke auf den Knopf für das Erdgeschoss. Ich spüre, dass sie meine Kleidung mustert. Ich bin ziemlich abgerissen. Definitiv nicht die Uniform eines weiblichen fbi-Agenten.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt sie.
    »Oh ja.« Ich strecke ihr die Hand entgegen. »Ich bin Catherine Ferry und arbeite als Beraterin für John Kaiser am nomurs-Fall. Ich bin forensische Odontologin.«
    Sie wirkt beeindruckt und interessiert. »Ich habe gehört, man hätte ein weiteres Opfer gefunden?«
    »Ja. Einen Cop diesmal.«
    »Wow.«
    Der Aufzug hält im ersten Stock. »Hier muss ich raus«, sagt sie. »Viel Glück.«
    Die Tür öffnet sich in eine »Würfelfarm«, ein Großraumbüro voller Männer und Frauen, die zielstrebig zwischen den einzelnen Abtrennungen hin und her laufen. Als die Tür wieder zugleitet, atme ich erleichtert auf und lehne mich gegen die Wand. Zwanzig Minuten später bin ich unten und trete hinaus in den Wagenpark.
    Ungefähr ein Dutzend Limousinen parken diagonal vor einer Wand zu meiner Linken. Zu meiner Rechten sind zwei große schwarze Suburbans, die suvs der forensischen Teams.Dreißig Meter weiter auf der gegenüberliegenden Seite der Halle befindet sich das große Rolltor, durch das ich aus dem Gebäude entkommen kann. Ich sehe niemanden hier unten, doch das muss nichts heißen. Irgendjemand ist immer da.
    Plötzlich ertönt ein metallisches Klappern in der Stille, das Geräusch eines schweren Werkzeugs, das auf Beton fällt. Ich bete, dass der unvorsichtige Mechaniker unter einem der Wagen liegt, während ich zielstrebig in Richtung Rolltor marschiere. Als ich näher komme, bemerke ich neben dem Tor einen großen weißen Knopf nicht unähnlich jenen, die man in Krankenhäusern und Notaufnahmen neben den automatischen Türen findet. Ich sollte mir eine Geschichte ausdenken für den Fall, dass jemand mich fragt, was ich hier

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