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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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gefühlt, Hannah«, antworte ich. »Ein Anfang, das klingt in meinen Ohren ziemlich viel versprechend.«
    Sie lächelt mich traurig an, dann steigt sie in ihren Wagen und fährt davon. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und frage mich, ob Michael bereits in der Luft ist.
    Ich muss unbedingt ein öffentliches Telefon finden.

47
    I ch bin fünfzehnhundert Meter über dem Mississippi und fliege mit zweihundert Meilen pro Stunde nach Norden. Michael Wells sitzt neben mir und steuert die Cessna, als wäre er nirgendwo auf der Welt lieber als hier. Natchez liegt eine halbe Flugstunde voraus.
    Die Schocks der letzten vierundzwanzig Stunden haben mich an einen Punkt gebracht, wo das Fliegen in einer kleinen Maschine überhaupt keine Übelkeit mehr in mir aufsteigen lässt.
    »Was willst du jetzt tun?«, fragt Michael mit ernstem Gesicht.
    »Was ich gleich von Anfang an hätte tun sollen. Herausfinden, wer meinen Vater ermordet hat. Ich werde seinen Leichnam exhumieren lassen.«
    Michael sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Und was soll das nutzen?«
    »Zum einen erhalte ich dadurch die Möglichkeit, die dna mit der dna der Körperflüssigkeiten zu vergleichen, die ich auf dem Boden meines Kinderzimmers finde. Ich hoffe, dass ich Reste von Sperma finde.«
    »Wirst du dein Zimmer selbst untersuchen?«
    »Nein. Ich werde ein erstklassiges Team von Fachleuten damit beauftragen, gleichgültig, was mein Großvater dazu sagt. Außerdem werde in die Scheune gehen und nachsehen, ob der grüne Beutel meines Vaters noch unter den Dielenbrettern versteckt ist. Die Scheune ist mit einem Vorhängeschloss gesichert, aber es sollte nicht besonders schwer sein, das zu überwinden.«
    »Glaubst du, dass dieser grüne Beutel tatsächlich existiert?«
    »Absolut.«
    »Rein technisch betrachtet ist die Scheune Kirkland-Besitz, oder?«
    »Ich bin offen gestanden nicht sicher. Einiges vom alten Besitz der DeSalles wird treuhänderisch für mich verwaltet. Ichweiß nicht, was Großvater gehört und was er für meine Mutter und mich verwaltet. Es ist alles ziemlich kompliziert. Aber falls er versucht, mich aufzuhalten, gehe ich zum Bezirksstaatsanwalt und mache eine offizielle Morduntersuchung daraus. Obwohl es mir im Grunde genommen nicht um den Leichnam meines Vaters geht, sondern um Lena.«
    Michael wendet sich lange genug von seinen Instrumenten ab und mir zu, dass ich seine Verwirrung sehen kann. »Du meinst dein Stofftier?«
    »Meine Leopardin, ja. Ich weiß nicht, was sie mir erzählen wird, aber ich weiß, dass sie wichtig ist. Darf ich dein Handy benutzen?«
    Er löst es von seinem Gürtel und reicht es mir. Mein Stolz verbietet mir eigentlich, das zu tun, was ich jetzt mache, doch ich habe keine Wahl. Ich wähle die Mobilrufnummer von Sean Regan.
    »Detective Regan am Apparat«, meldet er sich.
    »Ich bin es, Cat.«
    »Meine Güte, Cat! Wir haben eine landesweite Fahndung nach dir laufen, und du rufst mich auf dem Handy an?«
    »Tut mir Leid, wenn es unbequem ist für dich.«
    »Scheiße, das ist es nicht! Aber Karen will von jetzt an meine Telefonrechnungen sehen, und ich bin sicher, Piazza will sie ebenfalls kontrollieren!«
    Aha. Also haben die Frauen in Sean Regans Leben endlich dazugelernt. »Nun, es tut mir Leid, aber das ist ein dienstliches Gespräch.«
    »Irgendwie habe ich mir so etwas gedacht.«
    »Du musst mir einen Gefallen tun, Sean. Und stell keine Fragen.«
    »Was für einen Gefallen?«
    »Das klang nach einer Frage.«
    In der darauf folgenden Stille spüre ich, dass ihm einfällt, wie es war, tagtäglich mit jemandem wie mir umgehen zu müssen. »Also gut, Cat. Was auch immer es sein mag, ich mache es.«
    »Danke. Du weißt, dass meine Tante gestern Nacht Selbstmord begangen hat?«
    »Ich habe davon gehört. Mein Beileid.«
    »Die Leiche wird heute in Jackson, Mississippi, einer Autopsie unterworfen. Kaiser hat das veranlasst. Ich muss den Bericht sehen, Sean, oder zumindest erfahren, zu welchem Ergebnis er kommt.«
    »Hat Kaiser dir nicht erzählt, dass man mich von diesem Fall abgezogen hat?«
    »Sicher, aber ich weiß, dass du noch immer deine Fühler in der Sonderkommission hast. Woher sonst solltest du wissen, dass meine Tante sich umgebracht hat? Du suchst bereits nach einem Weg zurück zu diesem Fall. Und wenn du mir hilfst, dann kann ich dir möglicherweise ebenfalls helfen.«
    Weiteres Schweigen. »Du brauchst eine Kopie des Autopsieberichts?«
    »Was immer du besorgen kannst. Ich

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