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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Nähe gehalten hast, um uns zu ficken! «
    »Du täuschst dich, was deine Großmutter angeht.«
    »Nein! Irgendwo unter all den Lügen, die du dir selbst erzählst, kennst du die Wahrheit! Als Großmutter endlichherausfand, welches Monster sie geheiratet hatte, suchte sie den Freitod im Mississippi, weil sie nicht mit dem leben konnte, was du uns angetan und was sie zugelassen hat.«
    Großvaters Haltung bekommt allmählich Risse, wie Schlamm, der in der Sonne trocknet.
    »Du sagst, sie wäre dir nicht genug gewesen. Warum hast du dich dann nicht von ihr scheiden lassen?«
    Er entfernt sich von mir und bleibt vor einem Gemälde stehen, das die Schlacht von Chancellorsville darstellt. »Es war meine Bestimmung, das Vermögen der DeSalles zu verwalten. Die Tatsache, dass ich es vervierfacht habe, beweist dies zur Genüge.«
    »Du hättest dir eine Geliebte nehmen können. Warum bist du zu uns gekommen? Zu deinen eigenen Kindern?«
    Er schüttelt den Kopf. »Eine Geliebte macht einen Mann verwundbar.«
    »Aber Sex mit den eigenen Kindern nicht?«
    »Ganz recht.« Als er meinen Blick erwidert, erinnert er mich an einen Mathematiklehrer, der damit kämpft, dass die Kinder in seiner Klasse offensichtlich nicht die einfachsten Konzepte begreifen. »Deine Großmutter hatte keinen Verdacht, was ich getan habe, Catherine. Sie wusste es. Sie wusste, dass ich mehr brauchte, als sie mir zu geben imstande war, und sie zog es vor, dass ich es mir zu Hause holte, anstatt sie in der Gesellschaft in Verlegenheit zu bringen.«
    Mich hüllt eine Kälte ein, die anders ist als alles, was ich je empfunden habe. Kann es sein, dass er die Wahrheit sagt? Kann es sein, dass Pearlie sich geirrt hat? »Ich glaube dir kein Wort!«
    Er zuckt die Schultern. »Dann klammere dich eben an deine Halluzinationen, wenn du dich damit besser fühlst.«
    »Du sagst, du hättest aus rein praktischen Erwägungen Sex mit uns gehabt? Und Großmutter hätte die ganzen Jahre über Bescheid gewusst?«
    Auf seinem Gesicht steht zornige Verzweiflung. »Verdammt, Mädchen, du benimmst dich gerade so, als wäre ich der ersteMann, der so etwas gemacht hat! Mir ist das Gleiche widerfahren, als ich ein Junge war. Mein Großvater war Witwer. Er hat mich benutzt, um Sex zu haben. Ich jammere nicht darüber. Doch es ist eine Tatsache, dass diese Art von Sex etwas mit einem macht. Es weckt in einem Menschen eine Lust auf etwas, das durch nichts anderes zu befriedigen ist. Es ist wie der Krieg. Wenn man erst einmal Geschmack am Töten gefunden hat, kann man nicht mehr damit aufhören. Nur, dass dieses Verlangen noch viel stärker ist. Ich weiß, dass du es ebenfalls gespürt hast. So funktioniert das eben.«
    Ich schüttle den Kopf, will alles abstreiten, doch ich bin plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob er sich irrt oder nicht.
    Er hebt seine großen Hände und deutet mit dem Zeigefinger auf mich. »Ich werde dir jetzt eine harte Tatsache des Lebens verraten, Catherine. Eine Frau ist nichts weiter als ein Lebenserhaltungssystem für eine Pussi. Punkt.«
    Ich blinzele ungläubig.
    »Du weißt, dass ich Recht habe. Du bist Wissenschaftlerin. Dein Erbe hat dir eine Möglichkeit eröffnet, dich über diese primitive Funktion zu erheben. Du hast Grips im Kopf, und du hast einen Willen. Aber du wirst deine sexuellen Gelüste niemals überwinden, wenn du dich weiterhin blind stellst gegenüber den Realitäten des Lebens.«
    »Du bist wahnsinnig.«
    »Bin ich das?« Er geht zu einem Regal und zieht ein dickes schwarzes Buch hervor, das er mir krachend vor die Füße wirft. Es ist eine King James Bibel. »Wirf einen Blick in das Dritte Buch Mose. Dort findest du sämtliche biblischen Verbote gegen den Inzest. Sämtliche Regeln sind niedergelegt, und jeder kann sie sehen. Einem Mann ist es durch Gott verboten, Sex mit seiner Mutter, der Mutter seiner Frau, seiner Schwester, seiner Tante, mit einem Tier, mit einem anderen Mann oder mit einer Frau während ihrer Menstruation zu haben. Selbst die Schwiegertochter ist erwähnt. Doch es gibt eine einzige Beziehung, die ganz bewusst ausgelassen wurde.«
    Ich habe das Gefühl, als würde ich in böigem Wind hoch oben auf der Brüstung eines Wolkenkratzers stehen. »Und welche wäre das?«
    »Vater und Tochter. Der gute alte Moses hat sie ausgelassen. Weil er die Realitäten des Lebens kannte.«
    »Und die wären?«
    Die Augen meines Großvaters leuchten mit der Überzeugung eines Fanatikers. »Du entstammst meinen Lenden, Catherine.

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