Bist du mein Kind? (German Edition)
schlagartig bewusst, dass Maxi uns heute weg muss. Für mich bricht innerlich alles zusammen. Ich setzte mich im Wohnzimmer auf die Couch und starre vor mich hin. Es muss doch einen Weg geben, ihn hier zu behalten. Ich werde ihm einfach alles sagen. Er muss das doch auch spüren. Er fühlt sich doch hier so wohl. In seinem tiefsten Inneren, das kann gar nicht anders sein, muss er wissen, dass wir seine Familie sind.
Ich fühle mich hundeelend. Mein Sohn ist wieder bei mir und ich muss ihn nach Frankreich schicken. Das geht doch nicht.
Völlig verzweifelt bleibe ich sitzen.
Irgendwann klingelt es. Als würde ich aus einem tiefen Schlaf aufwachen, registriere ich das laute Läuten. Ich stehe auf und gehe in die Diele.
Durch die Glasscheibe in der Tür erkenne ich, dass Timo draußen steht.
Ist es denn schon so spät? Wie lange habe ich dann da gesessen, alleine mit meinen trüben Gedanken?
Blitzschnell versuche ich mich zu sammeln, dann bin ich auch schon an der Tür.
„Wo kommst du denn schon her, Schatz?“.
Ich versuche, normal zu klingen.
„Aus der Schule Mama“, antwortet mein Sohn.
„Tut mir leid, ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist. Ich habe nichts gekocht.“
„Ich habe sowieso keinen Hunger, ich mach mir ein Brot und esse eine Banane“.
Erleichtert schaue ich meinen Jüngsten an. Er ist so pflegeleicht.
„Heute Abend kochen wir ja dann sowieso, weil Leon und Maxi, äh, ich meine Laurent ja erst gegen fünf nach Hause kommen, dann mach ich uns was Leckeres.“
Timo sieht mich interessiert an.
„Mama, wieso sagst du Maxi zu Laurent? Denkst du doch, dass Laurent Maxi ist? Ich find ihn cool. Meinetwegen kann er hier bleiben.“
Ich schaue meinen kleinen Sohn an und breche in Tränen aus. Alles, was sich über diese eine Woche angestaut hat, bricht aus mir heraus.
Heulend setze ich mich auf die Couch. Timo kommt mit einem Paket Papiertaschentücher und setzt sich neben mich.
„Wein ruhig Mama. Ich habe Maxi ja nicht gekannt und weiß deshalb nicht, wie er war. Aber wenn er so war wie Laurent, find ich ihn gut“.
Trotz meiner Verzweiflung fühle ich mich innerlich erleichtert. Anscheinend durchschaut er mich doch nicht. Er denkt, ich weine weil Laurent Maxi sein könnte.
Ich umarme ihn, halte ihn fest und beruhige mich allmählich.
Später, als ich mir die Nase putze, grinst Timo mich an und sagt:
„Ich an deiner Stelle würde mal in den Spiegel gucken, du siehst schlimm aus.“
Recht hat er. Mein Anblick im Spiegel ist verheerend.
Schnell richte ich mein Make-up und gehe ins Wohnzimmer.
Timo sitzt am Esstisch und hat ein Brot mit Nutella vor sich.
„Ach Schatz, du sollst doch mittags keine Nutella essen. Nimm wenigstens noch Erdbeeren zu der Banane, dann gleichst du den fettigen Süßkram auf deinem Brot ein bisschen wieder aus.
Ich setze mich zu ihm und wir plaudern über die Schule.
„Willst du mit mir zum Einkaufen fahren? Ich brauche noch ein paar Sachen für das Essen heute Abend.“
„Nee, lass mal, ich mache jetzt meine Hausaufgaben. Dann bin ich wenigstens fertig, wenn Leon und Laurent kommen.“
Ich packe meinen Kram zusammen und fahre los.
Als ich alles eingekauft habe, sause ich zum Bahnhof, um die beiden Großen abzuholen. Ich parke das Auto vor dem Bahnhof und bleibe sitzen. Meine Gedanken sind trübe, ich versuche jedoch mit aller Macht, sie zu verscheuchen.
Leon und Maxi kommen lachend und prustend aus dem Bahnhof gerannt. Zwei Autotüren werden aufgerissen und sie steigen grölend ein.
„Was ist passiert?“ frage ich.
Leon fängt sich als erster.
„Mama, der Zug hat nur ganz kurz gehalten. Laurent und ich konnten gerade noch mit ein paar anderen aussteigen. Die Meisten sind im Zug geblieben und müssen bis zur nächsten Station mitfahren. Glücklicherweise haben alle ein Handy mit und können ihre Eltern anrufen.“
Und wieder prusten beide Jungen los.
Ich lächle und fahre nach Hause.
Immer noch lachend erzählen sie Timo die Geschichte und dann landen wieder alle drei auf dem Trampolin.
Während ich auf der Terrasse sitze und in Gedanken das Essen für heute Abend durchgehe, wird mir wieder bewusst, dass Maxi uns heute verlässt.
Verdrängen, Monika, verdrängen. Das kannst du doch so gut.
Also verdränge ich.
Beim Abendessen geht es wieder lebhaft zu. Alle Kinder reden durcheinander, selbst Wolfgang beteiligt sich am Gespräch.
Es geht um Preise für technische Produkte in Frankreich und Deutschland. Die Unterschiede
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