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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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Zwischendurch sieht er auch Timo an.
    Und nachdenklich blickt er „seinen“ Sohn an.
    Ich fühle mich unwohl und weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Hilflos schaue ich Wolfgang an und versuche, ihm mit Blicken zu verstehen zu geben, dass hier etwas anders ist, als am vorigen Tag, aber er reagiert gar nicht. Entweder merkt er nichts oder er ignoriert es einfach. Der Glückliche.
    Wir gehen hinein und sehen, dass der Tisch wieder sehr schön eingedeckt ist. Es sieht schon wieder nach vielen Gängen aus.
    Als wir uns setzen, verschwinden Isabelle und Geraldine in der Küche. Claude sagt nichts und wir schweigen auch.
    Und genau in diesem Moment sagt Timo zu Laurent:
    „Ich habe gestern so viel gegessen, dass ich nicht schlafen konnte. Hoffentlich muss ich heute nicht wieder so viel schlafen.“
    Und dieser Versprecher rettet uns erst Mal aus dieser seltsamen Lage. Wir müssen alle lachen, nur Wolfgang sieht verständnislos in die Runde und ich übersetze. Dann lacht er auch.
    Beim Essen wird dann nicht viel gesprochen, aber ab dem dritten Glas Wein wird es dann wieder lauter am Tisch und die Gespräche kommen in Gang.
    Immer wieder beobachte ich zwischendurch Laurents „Familie“.
    Die Eltern beobachten immer mal wieder die drei Jungs und sehen sich an. Geraldine und Laurent scheinen nichts zu merken und auch unsere Beiden lassen sich nichts anmerken.
    So wird die Stimmung unter den jungen Leuten immer entspannter und auch wir Erwachsenen können halbwegs so tun, als sei die Welt in Ordnung.
    Nach diesem stundenlangen Essen, bei dem ich heute nicht so viel Alkohol trinke, wie am Tag zuvor, erzählt uns Claude, dass er auf seinem Grundstück, das fünfzehntausend Quadratmeter groß ist, ein neues Haus gebaut hat. Alleine und komplett aus Holz. Und in etwa einem Jahr wollen sie umziehen.
    Ob wir es denn sehen wollen?
    Natürlich wollen wir, zudem die Kinder inzwischen in einem anderen Zimmer verschwunden sind, um irgendein Computerspiel zu spielen.
    Wir begeben uns nun durch das weitläufige Grundstück, das mit Obstbäumen bewachsen ist und an einem kleinen See endet.
    Vor dem See steht ein wunderschönes großes Haus, das komplett aus runden Baumstämmen zusammengesetzt ist. Es sieht aus, wie eine überdimensional große Holzfällerhütte.
    Wir gehen hinein und bekommen nun ausführlich alles gezeigt und die Technik und Isolationsmethoden erklärt.
    In der oberen Etage gehen wir von Zimmer zu Zimmer und Claude sagt sehr eindringlich, wie mir scheint:
    „Das hier ist das Zimmer von Laurent. Er freut sich sehr darauf, weil es sehr groß ist und er direkt auf den See schauen kann. Er liebt das Wasser.“
    Habe ich nur diesen eindringlichen Ton gehört? Wolfgang reagiert nicht weiter, aber wie soll er auch, er versteht ja fast nichts.
    Nach der Besichtigung des Hauses machen wir noch einen kleinen Spaziergang um das Grundstück.
    In dessen Verlauf sagt Isabelle leise und ohne mich anzusehen zu mir:
    „Ist Ihnen aufgefallen, dass sich Laurent und Leon sehr ähnlich sehen? Ihre Gesichter und die Körperhaltung, die Art, wie sie essen und wie sie laufen. Sie lachen gleich und wenn sie trinken, verzieht sich bei beiden der Mund auf die gleiche Weise.
    Wissen Sie, warum das so ist? Wenn ja, bitte erklären Sie es mir.“
    Mein Herz klopft bis zum Hals. Ich muss schlucken. Was soll ich jetzt tun?
    Ich schlucke nochmal. Isabelle ist stehen geblieben und sieht mich erwartungsvoll an. Ich hatte doch nicht damit gerechnet, dass ich hier in Erklärungsnot gerate.
    Wolfgang und Claude sind in ein Gespräch vertieft. Sie sprechen „franglaismend“. Ein Gemisch aus Englisch, Französisch und Deutsch.
    Als sie uns erreichen, bleiben sie auch stehen.
    Isabelle erklärt ihrem Mann, was sie mich gerade gefragt hat und auch ich informiere Wolfgang schnell.
    Claude sieht in die Runde und zeigt auf eine kleine Sitzgruppe, die unter einem mächtigen Baum steht.
    Wir setzen uns.
    Immer noch kriege ich keinen Ton heraus.
    Niemand sagt ein Wort. Isabelle sieht mich abwartend an und auch die Blicke von Wolfgang und Claude ruhen auf mir.
    Ich zögere. Warum sind jetzt kein Auguste und kein Jean-Marie hier, um mir zu helfen?
    Also gut. Ich hole tief Luft und fange vorsichtig an.
    Ich erzähle die ganze Geschichte von 2001 und alles was danach passiert ist. Am Anfang kommen meine Worte stockend, aber mit der Zeit, als ich merke, dass mir Claude und Isabelle aufmerksam zuhören und durch ihre Art signalisieren, dass sie mitleiden,

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