Bist du mein Kind? (German Edition)
Feuereifer dabei. Anscheinend reichen seine Gesten aus. Wäre das doch mal zuhause so einfach!
Timo streckt seine Ärmchen zu Wolfgang und er nimmt ihn auf seinen Arm. Ich gehe zurück zum Auto und packe alles ins Haus. Die Einkäufe verstaue ich in Schränken und Regalen. Schließlich muss ich noch kochen und so bleibt unsere „Krempeltasche“ einfach stehen.
Da wir heute Mittag üppig gegessen haben, gibt es nur eine Gemüsesuppe mit Bockwürstchen. Ist schnell gemacht, kann auch mal alleine ein wenig vor sich hin köcheln. Als es langsam gut riecht, überlege ich, ob ich nun unsere Tasche auspacke oder lieber noch mal nach draußen gehe. Ich entscheide mich für das Letztere und marschiere nach draußen. Wolfgang sitzt mit Timo auf der Bank und sie sehen Maxi und Leon beim Reiten zu. Jean hat sie einfach ohne Sattel auf die Ponys gesetzt. Jetzt halten sie sich mit den Händen in den Pferdemähnen fest. Ich halte einen Moment vor Schreck die Luft an. Aber Wolfgang beruhigt mich:
„Erstens gehen die Pferde im Schritt und zweitens sind sie nicht sehr hoch. Also wenn die Kinder fallen, passiert schon nichts“.
Ich atme aus und setze mich neben ihn.
Ich glaube ganz sicher, dass die beiden heute Abend schon beim Abendessen einschlafen. Sie müssen doch total groggy sein. Was sie heute erlebt haben, reicht zuhause für eine ganze Woche. Aber letztendlich finde ich diese Anstrengung gut, hat sie doch mit Natur zu tun und findet nicht im Kinosessel statt.
Ich decke den Tisch draußen, stelle Brot und Getränke zum Geschirr. Als ich mit dem Suppentopf wieder heraus komme, laufen sie mir schon entgegen.
„Hände waschen“ ruft Maxi.
„Genau“! schreit Leon.
„Wunderbar“, seufze ich und fülle schon mal die Teller mit Suppe.
Und ich hatte Recht. Nach den ersten Löffeln Suppe klappen meinen beiden Großen fast die Augenlider zu. Leon quetscht durch die Zähne:
„Mama ich bin satt mit Gemüse. Ich will ins Bett“.
Maxi würde im Leben nicht zugeben, dass es ihm genau so geht. Also hat er eine Alternative: „Morgen machen wir wieder Heu. Ich muss früh aufstehen. Also gehe ich ins Bett“.
Wolfgang und ich können uns ein Grinsen kaum verkneifen. Eine halbe Stunde später liegen sie frisch duftend und mit sauberen Zähnen in ihren Betten. Ich küsse jeden und halte beide noch eine Weile im Arm. Am liebsten möchte ich diese Momente für ewig festhalten, weiß aber nicht wie. Ich schnupper nochmal an beiden und schleiche aus dem Zimmer.
„Tür anlehnen“ ruft Maxi hinterher.
„Ja Schatz, wie immer“.
Er kann keine geschlossenen Türen vertragen. Also lehnen wir alle nur an.
Nun ist Timo dran. Wolfgang macht ihn bettfertig und ich bringe ihn ins Bett.
Und dann, wie gehabt. Wir leeren unseren Wein und kriechen auch in die Federn. Marie haben wir heute Abend nicht mehr gesehen.
2001 Mai Tag 4 in Frankreich
Ich wache auf. Schrecke hoch. War da ein Geräusch? Ich lausche. Nichts. Leise klettere ich aus dem Bett. Mein Blick fällt auf die Uhr. Sechs Uhr und eine Minute. Ich spähe ins Wohnzimmer. Nichts. Vorsichtshalber gehe ich noch ins Kinderzimmer. Beide Kinder träumen. Maxi hat seine Decke aus dem Bett geschmissen. Ich hebe sie wieder auf und decke ihn zu. Nach einem herzhaften Gähnen beschließe ich, weiter zu schlafen. Auf dem Rückweg ins Schlafzimmer fällt mir auf, dass unsere Krempeltasche nicht mehr im Weg steht. Ich freue mich über meinen Mann. Finde ich genial, dass er sie noch ausgepackt und alles weggeräumt hat. Ich liebe ihn ganz besonders in diesem Moment.
Ich schmiege mich in seinen Arm und schlafe wieder ein.
Und wieder schrecke ich hoch. Geräusche und Geklapper in der Küche. Neun Uhr und 1 Minute. Was? Das kann nicht sein. Neben mir das Bett ist so leise. Ach ja, das Schnarchen fehlt. Ich höre Wolfgang und die Kinder gedämpft miteinander reden. Ich schaue auf das Babybett. Timo ist auch weg.
Schlurfend begebe ich mich in die Küche.
„Da ist Catweazle“ höre ich Leon sagen.
Vier Gesichter schauen mich an. Wolfgang tippt an seine Haare und macht eine Geste, als wolle er sich die Haare raufen. Ich verstehe und schaue in den Spiegel über der Anrichte. Und wirklich. Catweazle sieht mich an. Dieser Held aus den Filmen meiner Kinderzeit. Er ist ein Zauberer und das einzige was ich mit ihm gemein habe, ist die Frisur und das gefühlte Alter von ca. 8oo Jahren.
„Ihr sollt mich doch nicht so lange schlafen lassen. Dann tut mir der Rücken weh“, maule ich
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