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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition)
Autoren: Gilda Laske
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mich.
    Nach dem Duschen lege ich eine Pflegerunde ein. Mir fällt gar nicht auf, wie lange ich schon das Bad blockiere. Aber wir haben ja noch zwei.
    Wolfgang kommt ins Bad. „Ich wollte mich noch rasieren, brauchst du noch lange“?
    „Im Grunde bin ich fertig. Wo sind die Kinder?“
    „Sie sind im Hof unterwegs“.
    „Alleine?“
    Meine Stimme klingt schrill. Ich höre es selbst.
    „Ja, aber Marie und Jean halten auch ein Auge drauf. Ich habe sie schon gesehen. Außerdem können sie ja nicht raus.“
    „Und der Teich?“ frage ich drohend.
    „Du weißt doch, dass er eingezäunt ist. Jean hat das Tor zum Teich abgeschlossen. Alles bestens.“
    Er kommt auf mich zu, legt seine Arme um mich und flüstert mir irgendwie so lüstern ins Ohr:
    „Wir hätten ein bisschen Zeit“.
    Das darf ja wohl nicht wahr sein. Auf der Krabbeldecke liegt unser Baby, unsere Kinder spielen irgendwo, alle Türen sind auf und jeden Moment kann jemand kommen.
    „Liebling“, langsam schiebe ich ihn weg. „Du weißt, dass ich wirklich gerne mit dir schlafe. Aber unpassender als hier und jetzt geht es wohl nicht. Warte bis heute Abend. Vorfreude ist auch was Tolles.“
    „Du hast Recht“, seufzt er. Richtig Ruhe hätte ich auch nicht. Ich liebe dich“.
    „Ich dich auch“, mit diesen Worten entwinde ich mich ihm und flitze aus dem Badezimmer.
    Ich setze mich zu Timo und mache ein bisschen Spaß mit ihm. Ich reibe meine Nasenspitze an seiner und sage immer „Nasi, Nasi, Nasi“. Das habe ich bei allen Kindern gemacht und irgendwie ist es zu einem Familienritual geworden. Selbst unsere Großen lieben es noch, sich mit uns die Nasen zu reiben. Und sie machen es beim Baby. Untereinander aber nicht. Das finden sie irgendwie blöd.
    So reibe ich Timos Näschen, als Wolfgang das Haus verlässt.
    „ Ich guck mal, wo die Beiden sind!“ ruft er über die Schulter in meine Richtung.
    Ich höre nur halb hin und nehme Timo auf den Arm. Mit einem lachenden Baby gehe ich auch raus.
    Weder mein Mann, noch meine Söhne sind zu sehen. Marie kommt mit einem Korb über den Hof. Ich winke ihr zu und sie kommt zu mir. Der ganze Korb ist voller frischer dunkelroter Erdbeeren. Ich probiere eine. Zuckersüß wie Walderdbeeren, aber so groß wir Timos kleine Babyfaust.
    „ Ich koche jetzt Konfitüre“, sagt sie.
    „ Konfitüre?“ Frage ich. „Wir kochen zuhause auch immer selber. Wir mögen nicht so gern die gekauften Marmeladen“.
    Sie lacht über das Wort „Marmelade“ und wir fachsimpeln noch ein wenig über Früchte, die sich zum Zubereiten von Brotaufstrich am besten eignen.
    Plötzlich höre ich eine Melodie. Ist das nicht ..? Doch. Vivaldis Vierjahreszeiten in ihrer schlimmsten Variante. Elektronisch verstümmelt.
    Da kommen auch schon meine beiden um die Ecke gerannt. „Der Eismann!“ rufen sie von weitem. Wolfgang kann kaum mithalten. Ist das denn möglich? Von Béhaton bis hierher ist es ja nicht gerade ein Katzensprung. Vielleicht ein anderer Wagen mit der gleichen Melodie.
    „ Ich gehe mal mit den Jungs ein Eis kaufen“, ruft Wolfgang mir zu.
    „Willst du auch eins?“ Ich schüttele den Kopf.
    Mit Timo auf dem Arm bleibe ich im Hof und sehe den Babykätzchen zu. Marie verschwindet in der Küche. Ich sehe meinen Männern hinterher und muss lachen. Wieder geht mir der Satz „Leben wir Gott in Frankreich“ durch den Kopf. Ich träume vor mich hin und erwarte meine Drei, während meine Gedanken schweifen.

    Ich schrecke zusammen. Ich höre einen markerschütternden Schrei von Wolfgang. Er fährt mir bis in mein Innerstes. Ich fühle mich wie gelähmt, und renne trotzdem los. Ich weiß sofort, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Timo wird auf meinem Arm durchgeschüttelt und schreit. Aus den Augenwinkeln nehme ich noch Jean wahr, der um die Ecke zum Tor rennt. Ich bin schneller. Die Hand auf die Klinke legen und die Tür aufreißen ist eins. Draußen steht mein Mann und schreit. Leon steht bewegungslos und wie erstarrt. Sein Arm hängt schlaff herunter. Von Maxi keine Spur. In Sekundenbruchteilen nehme ich das alles wahr.
    „Wo ist Maxi?“ höre ich mich fragen.
    Wolfgang schreit und rennt. Ich verstehe nicht. Er rennt wie ein Wilder hinter dem Eiswagen her, neonpink, jetzt ohne Musik. Und er schreit. Schreit wie ein Tier. Ich brülle Leon an:
    „Was ist passiert?“
    Er weint, sieht mich an und weint noch mehr. Ich schüttele ihn mit meiner freien Hand. „Antworte!“ brülle ich ihn an.
    Sanft legt sich eine Hand
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