Bist du mein Kind? (German Edition)
von Unersättlichkeit verfallen sind. Während sie versuchen, dem Eisverkäufer ihre Wünsche klarzumachen, stoppe ich beide.
„Hört zu, jeder darf eine Kugel Eis haben im Becher und mit Sahne. Das muss reichen, denn wir wollen heute Abend noch kochen und dann sollt ihr auch was Gesundes essen. Außerdem habt ihr noch viel Essen in euren Bäuchen!“
Sie meckern nicht mal, sondern fordern mich auf, doch nun mal endlich zu bestellen. Gesagt, getan, mein Gemahl braucht nur 2 Kugeln Joghurt-Eis, ich verzichte und alle sind zufrieden. Wir verabschieden uns von dem freundlichen Herrn und er ruft uns hinterher „vielleicht treffen wir uns ja mal wieder“.
Ich drehe mich um und winke ihm nochmal zu. Wirklich sehr sympathisch.
Timo ist inzwischen vor Papas Bauch eingenickt und wir beeilen uns, zum Auto zu kommen. Schließlich wollen wir noch in den Supermarkt und etwas einkaufen. Ich versuche, mich zu erinnern, aus welcher Richtung wir gekommen sind. Mir fehlt ein wenig die Orientierung. Früher, als ich noch im Außendienst für ein großes Pharmaunternehmen gearbeitet habe, fand ich mich besser zurecht. Aber seit ich nur noch „Hausfrau und Mutter“ bin, gehe ich nur noch dorthin, wo die Kinder hin marschieren. Und da bleibt nicht viel Platz, rechts und links auf Sehenswürdigkeiten zu achten, an denen man sich orientieren könnte.
Wolfgang ist ganz gelassen, wie immer. „Wir haben doch die Karte“, sagt er. Ich muss lachen.
Wie auf der Hinfahrt, da mussten wir uns durchfragen.
Endlich sind alle im Auto.
„Wir müssen unbedingt noch etwas einkaufen gehen“, melde ich nach hinten.
Die beiden reagieren kaum. Sie sind ziemlich still. Viel frische Luft und Bewegung machen doch aus den wildesten Rabauken fromme Lämmer.
„Glaubst du, du könntest deinen Job von hier aus erledigen? Schließlich bist du freiberuflicher Programmierer. Die Kinder sind hier so friedlich. Wir könnten sie täglich an den Strand schicken und wenn sie etwas älter sind, könnten Sie Eisverkäufer werden. Wie findest du die Idee?“
Wolfgang kaut erst wieder an der Antwort. Kann er nicht einmal was spontan sagen?
„Also, zwei Wochen Urlaub finde ich erträglich, aber allein wegen der Sprache möchte ich lieber weiter in Köln leben. Die Menschen dort sprechen nämlich erfreulicherweise genau so wie ich. Dort kann ich auch mal ohne dich etwas unternehmen. Ich brauche dann nämlich keinen Dolmetscher, wenn ich mal mit anderen Frauen flirten will, so wie du gerade mit dem Eismännchen“.
Aha, daher weht der Wind. Deshalb hat er so lange gebraucht, bis er den Satz ausgespuckt hatte. Und der Begriff „Eismännchen“ sagt doch alles, oder?
„Schatz“, fange ich an.
„Ist schon gut“ brummelt er und grinst.
Ich erzähle ihm ganz kurz, was ich am Eiswagen ausgeplaudert habe und seine Augen leuchten.
„Eben, drei Söhne zeugen kann auch nicht jeder“, spuckt er blitzschnell die Worte aus. Ich halte meine Hand an seine Stirn, nein Fieber hat er keins. Aber für gewöhnlich wird er schwer krank, wenn er es schafft, so schnell eine Antwort parat zu haben. Er bekommt dann mindestens eine Grippe. Aber seine Stirn ist kühl und trocken. Der Urlaub tut uns wirklich gut.
Noch.
Wir finden den Supermarkt, dank meiner unglaublichen Fähigkeit, Karten zu lesen sofort.
Alle Einkäufe sind verstaut, besonders Fisch und Fleisch. Glücklicherweise haben wir in unserer Scheune einen Gefrierschrank, sodass ich nicht mehr im Dorf mein Fleisch kaufen muss. Auf geht es Richtung Le Guerno. Es ist bereits nach sechs und wir müssen uns sputen.
Als wir in den Hof fahren, sehen wir Jean, wie er zwei Ponys striegelt. Schon sind meine beiden wieder hellwach.
„Papa halt an, lass uns raus“, hören wir nur von hinten.
Wolfgang fährt auf unseren Parkplatz neben der Scheune. Alle steigen aus, nur Timo nicht. Während ich ihn aus seinem Babysitz nehme, geht Wolfgang zurück und verschließt das Hoftor. Schließlich soll ja niemand verloren gehen.
Er schlendert zu Jean hinüber. Na super. Mit Baby auf dem Arm soll ich jetzt das Auto auspacken? Ich schlendere ebenfalls zu Jean. Maxi und Leon hüpfen um die Ponys und wollen auch „die Pferde bürsten“. Ich sage mal gar nichts, weil ich hören will, wie sie sich mit Jean verständigen. Dieser bückt sich und drückt jedem Jungen eine Bürste in die Hand. Dann spricht er mit ihnen französisch und zeigt ihnen, wie sie die Bürste ansetzen sollen. Sie tun es ihm gleich und schon sind sie mit
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