Bist du mein Kind? (German Edition)
wir haben dich angerufen, als Laurent bei uns war und du hast den Gentest für uns machen lassen. Bleib einfach bei uns.“
Die anderen grinsen und Auguste hält wieder einen seiner von mir so geliebten Vorträge:
„Ma chère Madame, ich bin untröstlich, dass Eure Schönheit nicht mir allein vorbehalten ist. Wie könnt Ihr so freundlich sein und diesem Kretin Eure Schönheit gönnen? Ich allein sollte meine Augen an Eurer Physis weiden. Und was macht Madame? Teilt Ihren Anblick mit vielen einfachen Bauern. Oh, oh!“
Er verdreht theatralisch die Augen Richtung Himmel.
Und schon ist die Situation entspannt. Wir lachen alle. Auch die Franzosen. Obwohl sie wahrscheinlich nichts verstanden haben. Aber seine Mimik und Gestik sprechen schon für sich.
Jean-Marie geht zu seinem Team und bespricht sich kurz mit ihnen. Nach einer Weile nicken sie und verbeugen sich in meine Richtung: „Merci Madame, vous êtes très agréable“.
Danke, Madame, Sie sind sehr freundlich.
Sie fangen an, ihre technischen Geräte und Computer und diesen ganzen Kram einzupacken. Diese Dinge brauchen wir hier nun wirklich nicht.
So, wie die Dinge jetzt liegen, müssen wir uns auf unseren Menschenverstand und unser Herz verlassen. Und auf Auguste.
Jean-Marie holt uns Kaffee, während seine Männer packen.
„Wollen wir uns in den Garten setzen? Da ist es schattig und meine Leute können in Ruhe packen“.
Wir hatten noch gar nicht bemerkt, dass man durch eine weitere Tür nach hinten in einen wunderschönen kleinen lauschigen Garten gehen kann.
Hier steht ein etwas maroder Tisch mit sechs Stühlen und wir setzen uns.
Gesagt haben wir bis jetzt nichts.
Gedankenverloren trinken wir unseren Kaffee und keiner mag anfangen mit dem Gespräch.
Und dann ist es ausgerechnet mein nichtsprechender Ehemann, der den Anfang macht.
„Wie sollen wir jetzt weiter vorgehen? Irgendwer muss Laurent sagen, wer er ist. Oder sollen wir alles so lassen und den Jungen in dem Glauben lassen, er habe jetzt einfach nur Freunde in Deutschland? Ich glaube, Monika kann damit nicht umgehen. Und ich will auch, dass unser Sohn weiß, dass er unser Sohn ist.“
„Natürlich, alles ganz normal und alles ganz menschlich“, ereifert sich Auguste. „Aber, bedenkt bitte, dass ihr auch eurem Sohn einen gigantischen Schreck versetzt und letztendlich schiebt ihr ihm damit die Entscheidung in die Schuhe, wo er leben will.
Entscheidet er sich für Frankreich, seid ihr enttäuscht.
Entscheidet er sich für Deutschland, was ich für unwahrscheinlich halte, sind seine jetzigen Eltern enttäuscht.
Und immer hat er ein schlechtes Gewissen. Egal, wie er sich entscheidet.
Vergesst bitte nicht, dass er ein Kind ist. Und es liegen mal locker tausend Kilometer zwischen diesen beiden Leben. Und eins von diesen soll in Zukunft seins sein. Damit ist er überfordert. Macht es euch nicht zu einfach!“
Ich muss jetzt weinen, damit der Knoten nicht größer wird.
Und Jean-Marie sieht mich so voller Mitgefühl an, dass ich auch wegen ihm weinen muss. Also weine ich leise vor mich hin und lasse die anderen reden.
Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Am besten wäre es, wir kehren alle in unser normales Leben zurück und tun so, als wäre alles wie immer.
Mir muss es jetzt besser gehen, weil ich weiß, dass mein Sohn nicht tot ist und ich weiß, dass es ihm gut geht. Also, warum will ich, dass er die ganze für ihn so schreckliche Wahrheit erfährt? Ich muss ihn einfach da lassen, wo er ist und den Kontakt zu ihm und seiner „Familie“ halten.
Als könne er meine Gedanken lesen, fragt mich Auguste:
„Monique, wäre es so schlimm für dich, wenn er nicht erführe, dass du seine biologische Mutter bist? Hast du mal überlegt, dass er euch auch bittere Vorwürfe machen könnte, weil ihr die Entführung nicht verhindert habt?
Beide?
Erst Wolfgang am Eiswagen und dann du Monique, am Chateau, als du die Entführer mit deinem Geschrei vertrieben hast.
Was denkst du, wie er sich fühlt, wenn ihr ihm das erzählt? Glaubt ihr, dass er sagt, es sei alles halb so wild. Jetzt ist ja alles gut?“
Scheiße. Er hat so Recht. Alles, was er sagt, stimmt. Vielleicht will Laurent nichts mehr mit uns zu tun haben. Wollen wir das?
Wolfgang sieht auf seine Hände. Ich tippe ihn an und er sieht mir in die Augen. „Sag was“, flehe ich ihn stumm an.
Aber er sagt nichts. Stattdessen steht er auf und murmelt etwas von Spaziergang und ob Auguste ihn begleiten
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