Bist du mein Kind? (German Edition)
könne.
„Natürlich“, antwortet er und die beiden verschwinden.
Nun sitze ich allein mit Jean-Marie im Garten. Drinnen höre ich seine Leute rumoren.
Als ich aufblicke, sehe ich geradewegs in seine grünen Augen. Sie sind so voller Liebe, dass ich direkt wieder auf meine Hände gucke. Ich halte diesen Blick nicht aus.
Was sollen wir tun?
Während ich noch grübele, steht er auf, setzt sich auf den Stuhl, auf dem bis eben noch mein Mann gesessen hat und umarmt mich. Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und weine wieder. Ich kann einfach nicht anders.
So sitzen wir eine ganze Weile.
Langsam beruhige ich mich. Seine Nähe tut mir einfach gut und ich bin froh, dass er da ist.
Die Tatsache, dass ich ihn liebe, bedeutet jedoch nicht, dass ich dem Reiz dieser Situation erliege. Ich muss jetzt mein Familienleben in Ordnung bringen.
Für alles andere habe ich im Moment keine Kraft. So bleibe ich, wo ich bin und spüre, wie meine Sinne langsam aufwachen und ihn wahrnehmen. Ich muss mich losmachen.
Sonst werde ich noch von meinen Gefühlen überwältigt. Und was dann passiert, steht in den Sternen. Allerdings kann ich mich nicht aufraffen.
Ich spüre seine Kraft in dem Arm, der mich hält und seine Körperwärme. Und ich rieche ihn. So wie ich ihn immer in der Nase hatte und wahrscheinlich aus hunderten herausriechen könnte.
Ich höre ihn atmen und ich fühle seine Hand auf meinem nackten Arm.
So.
Nun muss ich mir einen Ruck geben, sonst falle ich noch über ihn her. Was ist bloß mit meinem Körper los?
Ich richte mich auf. Er lässt mich los.
„Danke, mein Herz. Es ist gut, dass du da bist. Ich bin froh, dass du bleibst“.
„Bist du nur froh, weil ich versuche, euch zu helfen oder bist du auch um meinetwillen froh?“
„Bitte, Jean-Marie, fang nicht wieder an. Ich kann im Moment nicht. Natürlich bin ich auch um deinetwillen froh.
Und nochmal, ich hatte nicht damit gerechnet, dass nach all den Jahren meine Gefühle für dich wieder so aufbrechen. Ich dachte, ich hätte es überwunden. Aber ich habe es nicht geschafft, dich zu vergessen.
Und jetzt mit dir alleine hier zu sitzen und dich mit allen Sinnen zu erleben, ohne es ausleben zu können, ist für mich sehr schwierig. Aber ich habe eine Mission, die mich hierher geführt hat und diese Mission heißt Maximilian Reiter“.
Er beugt sich vor, umarmt mich und küsst ganz sanft meinen Hals und meine Halsbeuge. Ich spüre seine Lippen und seinen Atem auf meiner Haut. Es durchzuckt mich bis ins Innerste. Ich halte die Luft an und bewege mich nicht.
Und er? Er macht immer weiter. Als gäbe es das ganze Drumherum nicht. Ich spüre, wie mein Verlangen erwacht und mache mich sanft von ihm los.
„Mein Herz, jetzt musst du aufhören. Ich kann nicht. Aber wenn du nicht sofort aufhörst, kann ich nicht mehr nein sagen. Und das wäre eine Katastrophe. Also, sei lieb und hör auf, ja?“
Er lächelt mich traurig an und küsst meine Stirn.
„Besser?“
„Nein, nicht besser, aber erträglicher“, antworte ich.
„Was machen wir jetzt mit Laurent und Claude und Isabelle? Und auch mit Geraldine, sie ist schließlich seine Schwester.“
„Ich denke, dass Auguste mit dem, was er sagt, nicht ganz Unrecht hat. Was ist dein Ziel? Was willst du hier erreichen?
Ihr seid nur ein paar Tage hier. Heute ist Sonntag. Ihr habt nur noch fünf Tage.
Es ist zu wenig, um Laurent die Wahrheit um die Ohren zu hauen. Wenn er gerade anfängt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, seid ihr wieder weg. Und er sitzt hier alleine mit seinen Emotionen. Claude und Isabelle sind ihm dann auch keine große Hilfe. Er müsste mit euch reden und sich mit euch auseinandersetzen. Aber ihr seid dann in Deutschland und praktisch unerreichbar. Das ist nicht die Lösung, die für alle die Beste ist, oder?“
„Ich weiß. Ich muss einfach eine Nacht darüber schlafen. Und ich muss nochmal mit Wolfgang und Auguste reden. Und natürlich mit Claude und Isabelle. Schließlich ist für sie die Situation ganz frisch. Wir hatten ja nun schon ein paar Wochen Zeit, nachzudenken, abzuwägen und wieder nachzudenken.“
„Ja, aber etwas Gescheites ist ja dabei auch nicht herausgekommen, nicht?“
„Ich weiß. Eine Lösung haben wir alle nicht. Aber er ist mein Kind. Jean-Marie, mein Kind. Ich kann ihm das doch nicht vorenthalten.
Hier hat er ein Leben, in dem er sich offensichtlich wohl fühlt. Hier ist seine Welt, ich weiß das. Aber er hatte auch ein Leben davor.
Bei uns. Ich hatte ihn
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