Bist du mein Kind? (German Edition)
durchzuckt es mich.
Gefahrenthema.
Aber Maxi ist mit Leon und Timo und seinem Spiegelei beschäftigt. Puh, gerade nochmal gut gegangen.
Gerade als ich mich wieder entspanne, rollt die Frage auf mich zu:
„Wieso warst du drei Mal schwanger, wo ist dein drittes Kind?“ fragt Maxi und sieht mich erwartungsvoll an.
Ich zucke zusammen. Hilflos fühle ich mich, total hilflos. Schnell gucke ich Auguste an.
Er nickt mir aufmunternd zu. Also gut, Monika, kein Verdrängen mehr. Offenheit und Ehrlichkeit.
„Weißt du“, antworte ich sehr überlegt und vorsichtig.
Inzwischen herrscht Schweigen am Tisch.
„Weißt du, ich hatte zwischen Leon und Timo noch ein Kind. Als er vier Jahre alt war, haben wir hier in Frankreich in Le Guerno, das ist gar nicht weit von hier, in der Bretagne, Urlaub gemacht. Und da ist er entführt worden. Seitdem kennen wir Jean-Marie und Auguste, sie haben uns geholfen, nach ihm zu suchen. Leider haben wir ihn nicht gefunden. Das alles war sehr schlimm für uns“.
Er schweigt einen Moment, denkt nach und fragt dann:
„Wie heißt denn euer anderer Sohn und wie alt wäre er heute?“
„Er heißt Maximilian und wäre heute dreizehn, es ist neun Jahre und ein paar Monate her. Er fehlt uns sehr“.
„Oh, Monika, das ist ja schrecklich. Und trotzdem seid ihr so fröhlich. Das finde ich toll. Darf ich das meinen Eltern erzählen?“
„Ja natürlich, Laurent, das darfst du“.
Er wendet sich wieder seinen Brüdern zu und ich sage leise zu Auguste, Jean-Marie und Wolfgang:
„Tut mir leid, dass ich gelogen habe, aber Auguste, wie hätte ich erklären sollen, dass du ausgerechnet jetzt hier bist und wir dich erst ein paar Tage kennen? Ich wollte jetzt immer offen und ehrlich sein, aber es scheint nicht so hundertprozentig zu funktionieren.“
„Das ist in Ordnung. Mit der Wahrheit wären nur neue Fragen aufgetaucht und dann wäre es schwierig geworden. Aber es ist doch alles gut. Wie fühlst du dich?“
„Es geht mir gut. Ich habe einen Entschluss gefasst, ich will seit gestern nichts mehr verdrängen und dabei bleibt es auch“.
„Ja, ja ich weiß, der Waldlauf. Oh je, oh je.“
Und wieder müssen wir lachen.
Eine wirklich lustige Runde sind wir. Die Kinder versuchen gerade, den Weltmeister im Mundvollstopfen zu ermitteln. Ich glaube, dass Leon gewinnt. Zumindest sieht es so aus.
Maxi scheint nicht weiter über das Thema von vorhin nachzudenken und das ist auch gut so.
Als das Frühstück zu Ende ist, fange ich an, den Tisch abzuräumen.
Wolfgang sieht mich an und fragt:
„Hättest du etwas dagegen, wenn ich mit Auguste nochmal einen Spaziergang mache? Es tut mir wirklich gut, mit ihm zu reden. Im Prinzip arbeiten wir die vergangen Jahre komplett auf. Das ist doch sicher für uns alle gut oder?“
„Nein nein, geh nur. Ich habe hier ja viele helfende Hände“.
Und tatsächlich, wie aufs Wort stehen alle auf und räumen den Tisch leer.
Die Kinder verschwinden in ihren Zimmern und kommen mit Badehosen wieder heraus. Maxi trägt eine von Leon und sieht aus, als wollte er darin versinken. Schnell machen wir ein Foto und schon sind sie Richtung Pool unterwegs.
Zurück bleiben mal wieder Jean-Marie und ich. Das passiert für meinen Geschmack etwas zu oft in diesem Urlaub, als würde es von irgendjemandem gesteuert.
Ich räume die Küche auf und Jean-Marie schlendert durchs Haus, um sich alles anzusehen.
Als er zurückkommt, sagt er:
„Das ist wirklich ein tolles Ferienhaus, weißt du wie groß es ist? Ich habe so hundertachtzig Quadratmeter im Kopf und das kommt hin“.
„Ja, ich glaube, dass das stimmt, die Proportionen sind ähnlich wie bei uns zuhause. Kommt schon hin.“
Aha, Smalltalk also. Gut. Gefällt mir.
Die Spülmaschine ist eingeräumt, die Lebensmittel sind wieder im Kühlschrank verschwunden. Ich nehme zwei Gläser und eine Flasche Wasser und gehe wieder auf die Terrasse. Sie ist so wunderschön lauschig unter dem eingedeckten Dach gelegen und so umwachsen mit Pflanzen, dass man meint, man säße in einem Dornröschenschloss.
Wir setzen uns und schweigen mal wieder. Ich spüre seine Blicke auf mir ruhen und sehe ihn an.
„Na, wie hast du geschlafen?“ frag ich mal ganz frech.
„Wunderbar. Ich bin mit einem glücklichen Herzen eingeschlafen und mit einem glücklichen Herzen aufgewacht. Und dann hatte Auguste die grandiose Idee, euch beim Frühstück zu überfallen. Da hatte ich das Gefühl, vor Glück zu platzen“.
„Mach langsam, mein Herz. Ich
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