Bist du mein Kind? (German Edition)
unsere Ehe zu retten.
Er sieht mich erstaunt an und zieht eine Augenbraue hoch und in diesem Moment weiß ich, dass ich eine Chance habe. Eine winzig kleine, aber ich habe eine.
„Ich dachte, du hättest dich längst für Jean-Marie entschieden. Dass du noch so viel Liebe für mich hast, wusste ich nicht. Ich habe die letzten Jahre immer nur das Muttertier in dir gesehen, weil du wie eine Löwin um das Wohlergehen unserer Kinder gekämpft hast. Gegen alles und jeden, auch gegen mich. Deshalb bin ich erschüttert, dass da so viel Gefühl in dir ist, für mich“.
Ich lege los:
„Ja, ich liebe auch Jean-Marie. Ich liebe auch dich. Ihr seid zwei vollkommen unterschiedliche Menschen.
Ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich bin nicht nach Frankreich gefahren, damals, um mich in Jean-Marie zu verlieben. Außerdem habe ich nach diesem schrecklichen Urlaub immer geglaubt, ich würde nur für ihn schwärmen, weil er sich gekümmert hat. Um alles und um mich.
Als wir jetzt hier am Flughafen ankamen, war ich erschüttert, mit welcher Macht meine Gefühle über mich hereingebrochen sind. Ich habe ihn wiedergesehen und war nicht mehr klar im Kopf.
Nun bin ich aber wieder nicht klar im Kopf. Allerdings aus einem anderen Grund. Weil ich Angst habe, dich zu verlieren. Nicht unsere Familie, sondern dich.
Ich kann damit nicht umgehen. Ich denke manchmal, dass ich einschlafen möchte. Und wenn ich aufwache ist alles gut und klar. Doch leider geht das nicht.
Ich weiß, dass man nicht zwei Männer lieben darf. Man darf als Frau verheiratet sein und einen Liebhaber nebenher haben. Das ist einigermaßen akzeptiert. Aber zwei Männer mit der gleichen Intensität lieben, das geht gar nicht.
Ich empfinde aber so und nun ist es an mir zu sagen, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Und leider muss ich jetzt wieder unser aller Problem ansprechen: In der jetzigen Situation darf unsere Familie auf keinen Fall auseinander brechen.
Wenn das passiert, geht alles kaputt. Alles“.
Jetzt fehlen mir die Worte. Ich fühle mich ausgepowert.
Wolfgang blickt mich schweigend an. Er denkt nach, das sehe ich deutlich. Ich kenne ihn so gut, er ist mir so vertraut. Hat er Recht? Und wir sind wie Geschwister miteinander verbunden?
Ist das mehr wert als Leidenschaft und Geselligkeit?
Mein Kopf tut weh und ich sehe Wolfgang auffordernd an. Er ist jedoch vollkommen in sich gekehrt und sagt nichts. Er denkt immer noch.
Als ich meine, dieses Schweigen fast nicht mehr aushalten zu können, ertönt eine Fahrradklingel und der Kies auf dem Weg knirscht.
Maxi kommt strahlend um die Ecke gefahren. Mein Herz klopft vor Freude. Vergessen ist die Diskussion für den Moment. Ich stehe betont normal auf und gehe zu ihm.
Und obwohl ich genau weiß, dass er es überhaupt nicht mag, wenn ich ihn umarme, lache ich ziehe ihn in meine Arme und drücke ihn an mich. Er steht ganz steif, als ich sage:
„Ich weiß, dass du es hasst, von alten Frauen umarmt zu werden, aber da hast du bei mir keine Chance. Ich umarme alle Menschen die ich mag“.
Er grinst schief und murmelt etwas, das sich anhört wie „ist ja schon gut“, nimmt seinen Rucksack und marschiert zum Pool.
Auf halben Wege dreht er sich um winkt Wolfgang zu und ruft auf Deutsch: „Guten Tag Wolfgang!“
Wolfgang lächelt und winkt ihm auch zu.
Gerade als ich wieder zu Wolfgang gehe, knirscht der Kies wieder und Auguste und Jean-Marie biegen um die Ecke. Äh, hatte Maxi einen Magneten im Hintern und zieht jetzt alle mit hierher?
„Oh Holde, du bist hier draußen und nicht in der Küche um uns ein festliches Mahl zu bereiten?“ säuselt Auguste.
Stimmt, es ist ja schon Mittag, aber wir haben doch gerade erst gefrühstückt.
„Tut mir leid, edler Ritter, aber die Gesellschaft ist noch zur Jagd, den Braten zu erlegen. So bitte ich euch demütigst von diesem kargen Mahl aus Allemannien zu probieren“.
Er lacht mich an und sagt:“ Ja, die Deutschen sind bekannt für ihr tolles Frühstück. Ich würde wirklich gerne von dieser reichlich bestückten Tafel essen. Statt eines Mittagessens. Gibt es auch gerühret Eier?“
Ich muss wirklich lachen. Das ist ein schöner Name. Gerührte Eier.
„Ich mach welche“, antworte ich und gehe in die Küche. Als die Rühreier fertig sind, nehme ich auch noch Besteck und Geschirr mit raus.
Die drei Männer sitzen am Tisch und unterhalten sich angeregt. Wolfgang ist locker und entspannt, als hätte er unser Gespräch vergessen.
Wir müssen das
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