Bist du mein Kind? (German Edition)
unbedingt später zu Ende bringen.
Wolfgang steht auf, um nochmal Kaffee zu kochen. Als ich mich setze, schauen meine beiden Franzosen forschend in mein Gesicht. Mich macht das ein wenig nervös.
„Was ist? Habe ich eine Warze auf der Nase?“ frage ich.
„Auch eine solches Gewächs würde deine Anmut kaum schmälern meine Schöne“, kichert Auguste vor sich hin.
„Wir waren heute Morgen bei Laurents Familie, um noch einmal zu hören, wie es ihnen geht. Claude war in der Praxis, Geraldine und ihre Mutter in der Küche und Laurent beim Schwimmen. Also haben wir mit Mutter und Schwester ein ausführliches Gespräch gehabt. Wollen wir warten, bis Wolfgang mit dem Kaffee kommt und dann alles erzählen?“
„Gute Idee“, antworte ich, obwohl ich schon jetzt am liebsten alles hören würde.
Wir schweigen wieder.
Endlich kommt Wolfgang mit dem Kaffee zurück. Er setzt sich.
„Also, was gibt es?“ er schaut auffordernd in die Runde.
Auguste schlürft an seinem Kaffee und eröffnet das Gespräch:
„Wir haben mit Claude und Isabelle gesprochen. Sie sind sehr erleichtert, dass ihr nicht hier angekommen seid und wie eine Dampfwalze alles platt machen wollt. Sie haben eine unruhige und fast schlaflose Nacht hinter sich. Ich weiß, Monique, ihr hattet davon viel mehr, aber ich bitte euch trotzdem um Verständnis. Für die Beiden ist das alles noch sehr frisch.“
Ich schweige und hänge meinen Gedanken nach. Wolfgang schweigt ebenfalls.
„Wir sollten uns unbedingt noch mal zusammen setzen, damit auch ihr als Eltern euch besser kennenlernen könnt und vielleicht auf einer Ebene als Freunde miteinander umgeht. Sicherlich ist es ein seltsames Gefühl, ein Ehepaar kennenzulernen, mit dem man den eigenen Sohn teilen muss, aber auch Claude und Isabelle lieben ihn. Sie haben ihn als ihren Sohn angenommen und lieben ihn aufrichtig“.
Wieso spricht Jean-Marie so eindringlich mit uns? Denkt er, dass wir alle hassen, die sich um unseren Sohn gekümmert haben. Ich sehe ihn an und sage immer noch nichts. Anscheinend wird den anderen mein Schweigen unbehaglich, denn sie alle Drei schauen mich auffordernd an.
Also gut:
„Was wollt ihr von mir? Kluge Worte? Gefühlsausbrüche? Ich habe nichts dergleichen zu bieten. Ich habe einen Buckel voller Probleme, die ich nur nacheinander lösen kann und nicht gleichzeitig. Also, was?“
Auguste sieht mich an, lange. Ich halte seinem Blick stand.
„Meine liebe Monique“, fängt er an, „wir wissen nicht, was du in den letzten Jahren durchgemacht
hast und wie es in dir aussieht. Aber eins weiß ich sicher, seit ich dich kenne: Du bist diejenige, die
hier alles zusammen hält. Ohne dich wäre eure Familie wahrscheinlich auseinandergebrochen. Und du bist jetzt diejenige, die die Macht hat, grässliches Wort, aber treffend, weiterhin alles zusammen zu halten. Lass Laurent und seine Familie ihre Geschichte aufarbeiten und füge sie dann zu deiner hinzu. Ich bin ganz sicher, dass am Ende alles gut wird. Es wird von ganz alleine eine Situation entstehen, mit der ihr alle leben könnt.“
Ich verstehe hier gar nichts mehr.
„Hä?“ sage ich denn auch zu Auguste.
Jean-Marie lacht leise. Dieses wunderbare Lachen, dass ich so gerne höre. Wolfgang grinst und Auguste schlüpft auf der Stelle wieder in seine Rolle.
„Welch ungemache Töne, meine Holde. Seid ihr nicht mehr der blumigen Sprache fähig, der Ihr Euch sonst bedient?“
„Auguste, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du mir gerade erklären wolltest. Aber egal. Du hast schon Recht. Ich habe eine große Persönlichkeit und Selbstbewusstsein für vier. Deshalb werde ich auch alles klären. Ich werde Maxi nicht aus „seiner“ Familie reißen, weil ich ihn nämlich liebe. Seine „Eltern“ sind mir nicht so wichtig, aber sie haben ihn als ihren Sohn angenommen, das stimmt. Deshalb werde ich nichts tun, was sie fertig macht. Wobei niemand darüber nachgedacht hat, wie fertig ich seit Maxis Entführung war. Aber das ist Schnee von gestern. Isabelle und Claude haben ja meinen Kummer nicht verursacht. Also, du hast Recht: wir werden eine Lösung finden.“
Dann sehe ich Wolfgang an und sage zu ihm:
„Und wir beide auch“.
Ein Blick zu Jean-Marie:
„Und wir beide auch“.
Schweigen.
Nur die Kinder sind zu hören und ihre gigantischen Wasserplatscher.
„Ich gehe jetzt duschen“, sage ich, stehe auf und verschwinde nach drinnen.
Während ich unter der Dusche stehe und das warme Wasser genieße, verdränge ich
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