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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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den Kopf. Warum? Ich weiß es nicht. Es dringt nicht zu mir durch. Der Arzt kehrt zurück. Wo war er? Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Er bindet etwas um meinen Arm und zieht es fest. Die Spritze, die er in meine Vene schiebt, spüre ich nicht.
    Doch, doch, ich spüre etwas: eine Welle von Wärme durchspült meinen Körper. Und ich fühle mich angenehm leicht. Und ich kann irgendwie nicht richtig denken. Es ist fast so, als hätte ich zu viel Alkohol getrunken. Aber irgendwie anders. Alles fühlt sich leicht an.
    Jean-Marie hilft mir hoch. Zusammen mit dem Mann im weißen Mantel (ein weißer Mantel, seltsam. Trägt doch kein Mensch!) führt er mich zum Krankenwagen. Ich steige selber ein, aber als ich mich anschnallen will, nimmt der weiße Mann den Gurt und befestigt ihn so, dass ich mich kaum mehr bewegen kann. Die Tür geht zu und das Auto fährt los. Ich werde schön geschaukelt und fühle mich sehr schläfrig. Jetzt weiß ich auch, warum ich so fest gebunden bin. Damit ich nicht vom Sitz falle und durch den Krankenwagen rolle, falls ich einschlafe. Gut. An weiteres erinnere ich mich nicht mehr. Alles ist irgendwie weg. Fühlen sich so Drogen an?

2001 Mai Tag 7 bis 9 in Frankreich und Belgien

    Mein Magen knurrt. Was ist das noch für ein Geräusch? Etwas brummt. Ich höre Schritte. Jetzt rieche ich auch etwas. Muffig, abgestanden, steril. Das grelle Licht tut meinen Augen weh. Das ist die Sonne. Wieso, es ist doch dunkel. Wo kommt denn die Sonne her?
    Als ich meine Haare aus dem Gesicht schieben will, schmerzt meine linke Hand. Eine Kanüle steckt in meiner Vene. Aha. Wer steckt mir Schläuche in die Hand? Egal. Das Brummen wird lauter und hört sich jetzt an wie eine Pumpe. Ich schlafe wieder ein.

    Was ist das für ein alter Pelz, den ich im Mund habe? Und wo ist meine Zunge hin? Ach so, mein Mund ist trocken, ich habe Durst. Gott sei Dank ist die Sonne weg und es ist dunkel. Also doch alles in Ordnung. Ich möchte gerne etwas trinken. Da steht ein Becher mit Wasser. Als ich nach ihm greife, höre ich ein leises Pumpgeräusch. Schnell trinke ich das Wasser. Alles wird wieder dunkel.

    Warum habe ich Bauchweh? Moment, sammeln, sortieren. Warum tut mein Bauch weh? Stopp, das ist kein Bauchweh. Ich muss dringend auf die Toilette. Meine Blase fühlt sich an, als würde sie platzen. Ich nehme eine Bewegung war. Eine Krankenschwester drückt auf Knöpfe eines Apparates neben meinem Bett. Der Schlauch aus meiner Hand führt direkt zu diesem Monstrum. Ich stupse die Frau an. Sie dreht sich zu mir und sieht mich an.
    „Pipi“, kann ich nur sagen. Sie lächelt und hält mir eine Pfanne vor die Nase. Ich schüttele energisch den Kopf. Ein Pumpgeräusch meldet sich und ich schlafe wieder ein. Ob ich meine Blase geleert habe, weiß ich bis heute nicht.

    Und wieder knurrt mein Magen. Diesmal lauter als das Brummen neben meinem Bett. Als ich den Kopf drehe, sehe ich, dass der Apparat weg ist. Auch der Schlauch in meiner Hand ist verschwunden. Stattdessen klebt dort ein großes weißes Pflaster.
    Ich versuche, meine Gedanken zu sammeln. So richtig gelingt mir das nicht. Hunger, das ist ein Gedanke und der ist sehr stark. Hier muss doch irgendwo eine Klingel sein. Ja, sie liegt direkt neben mir. Ich drücke auf den kleinen Kegel und hoffe, dass bald jemand kommt. Während dessen überlege ich, wo ich wohl bin und warum ich hier bin. Aber immer noch habe ich dieses seltsame Gefühl im Kopf, dass nichts so richtig durchlässt. Haben die eine Firewall in meine Blut-Hirn-Schranke installiert? Eigentlich ist es mir egal, ich will nur etwas essen.
    Draußen ist es hell. Welcher Tag ist heute? Wie lange bin ich hier?
    Mein Rücken schmerzt. Dieses Symptom ist mir vertraut. Wenn ich zulange liege, tut der Rücken weh. Glücklicherweise brauche ich nicht viel Schlaf, sodass ich selten zu lange liege.
    Die Tür öffnet sich mit Schwung. Eine Krankenschwester lacht mich an und ruft jovial:
    „Na, da ist ja unsere Schlafmütze. Sicher haben wir Hunger oder? Ich bring gleich das Frühstück. Aber vorher wollen wir sicher auf die Toilette und uns auch ein bisschen frisch machen oder?“
    Hä? Wir? Wieso wir? ICH will nicht auf die Toilette, ICH will frühstücken. Ich sammele alle Worte zu einem Ballon und lasse sie langsam durch meinen Mund nach draußen:
    „Guten Morgen. Nein, ich muss nicht zur Toilette und ich will später duschen und ich will jetzt frühstücken“.
    So langsam habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht

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