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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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ran. Ich traue mich nicht, sie zu schließen, weil ich Angst habe, dass das drinnen jemand hört.
    Einen kurzen Moment hole ich tief Luft. Es ist stockdunkel und ich versuche, mich zu orientieren. Ich kann kaum etwas sehen. Ein paar Schritte nach links ist etwas, das aussieht, wie eine Baumgruppe. Schnell flitze ich in diese Richtung. Ich stolpere und lande auf den Knien. Scheiße.
    Langsam krieche ich vorwärts und setze mich. Die Äste und Blätter hängen mir fast ins Gesicht. Egal. Keiner hat etwas bemerkt. Allmählich gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Der halbe Mond am Himmel lässt mich langsam etwas erkennen. Ich schaue in alle Richtungen, in der Hoffnung, irgendwo die Villa zu entdecken. Fehlanzeige.
    Aber ich sehe diesen Hügel, der auf dem Bildschirm der Überwachungskameras zu sehen war. Und ich weiß, dass dort oben die alte Villa steht. Gut. In diese Richtung also.
    Gerade, als ich mich aufrichten will, höre ich ein Auto langsam näher kommen. Es hat kein Licht. Ach du Schande, das kann nur jemand von Romains Leuten sein. Schnell krieche ich weiter ins Gebüsch, damit mich niemand sieht. Nun wird es allerhöchste Eisenbahn. Wenn ich jetzt hier sitzen bleibe, merkt man drinnen sofort, dass ich weg bin.
    Also springe ich hoch. Mit einem Satz bin ich aus dem Gebüsch. Und ich renne, als wäre der Teufel hinter mir her. Mein Asthma und die damit verbundene Atemnot spüre ich nicht. Erstaunlich, was Adrenalin alles bewirkt.
    Ich renne den Hügel hinauf. Fast bin ich oben angekommen, als mein linker Fuß ins Leere tritt und ich schon wieder falle. Diesmal war es eine Senke im Gelände. Mein Knie tut weh, aber ich beiße die Zähne zusammen. Schnell bin ich wieder auf den Beinen und renne weiter.
    Und dann sehe ich die Umrisse des Hauses. Wo ist der Eingang? Wo muss ich hin? Ich renne blindlings weiter und finde mich auf einem runden Platz wieder. Und dann sehe ich etwas in dem schummerigen Licht, das aussieht wie eine riesige Haustür. Ich stürme darauf zu und fange an zu schreien. Laut.
    Wie ein gehetztes Tier. Ich schreie alles heraus, was schon die ganzen Tage immer heraus wollte. Als ich die Tür erreiche, hämmere ich mit den Fäusten dagegen und schreie immer noch.
    Und dann kommen die Worte von selbst: „Lasst mein Kind raus, gebt ihn mir zurück, ihr verdammten perversen Dreckschweine. Hier draußen ist die Polizei und sie werden euch alle abschlachten, ihr Drecksäue, macht die Tür auf!“
    Ich hämmere gegen die Tür und merke gar nicht, dass sich im Haus nichts regt. Ich schreie und hämmere und nichts passiert. Meine Kräfte lassen nach. Ich heule.
    Da, da ist doch ein Motorengeräusch. Hinter dem Haus ist irgendwie Bewegung. Ich höre Männerstimmen und ich glaube auch, dass Kinder weinen. Wie verrückt und von Sinnen renne ich um das Haus herum. Ich sehe einen schwarzen Van. Gerade steigt ein Mann ein. Nein, nein, die können doch jetzt nicht wegfahren, die müssen doch erst die Tür aufmachen, damit ich zu den Kindern kann. Halt. Ich stelle mich mitten auf den Weg. Ausgepumpt und mit akuter Atemnot stehe ich dort. Sie müssen mich schon überfahren, um hier wegzukommen. Ich schreie immer noch irgendetwas. Der Motor startet und das Auto kommt mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zu gerast. Ich bleibe stehen. Der wird mich nicht über den Haufen fahren.
    Die Scheinwerfer blenden mich und ich kann nichts sehen. Plötzlich reißt etwas an mir. In der Taille spüre ich einen starken Zug und ich falle auf etwas, das aufstöhnt. Ein Mann.
    Er schimpft auf flämisch und brüllt mich an. Ich verstehe kein Wort. Aber die Glocke ist weg und schlagartig wird mir klar, was passiert ist. Die Kinder sind verschwunden. Diese verdammten Scheißtypen haben nicht alleine die Flucht ergriffen, sondern haben die Kinder mitgenommen. Romain, Jean-Marie, sie müssen die Männer aufhalten. Sie müssen sie stoppen. Ich rappele mich auf und will wieder losrennen. Doch dieser flämische Riese hält mich mit seinen Schaufelhänden fest. Wie in einem Schraubstock stehe ich da. Ich höre Reifen quietschen und Motoren aufheulen. Es scheint eine Verfolgungsjagd zu werden. Auch gut. An mich kommt das nicht mehr heran. Ich spüre nichts mehr. Ich habe keine Gefühle und meine Ratio hat sich verabschiedet. In meinem Kopf rauscht es, in den Ohren habe ich ein schrilles Pfeifen. Meine Knie werden weich. Ich merke, wie meine Beine wegknicken wollen.
    Trotzdem bleibe ich stehen, weil ich in einem menschlichen Schraubstock

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