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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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Tisch zu mir. Ein Jauchzer und dann krabbelt er ganz schnell zu mir und streckt mir seine kleinen Ärmchen entgegen. Ich hebe ihn hoch und drehe mich mit ihm in Kreis. Er jauchzt und kreischt und versucht, sich in meinen Haaren fest zu krallen. Was ihm nicht gelingt, weil ich mich zu schnell drehe.
    Wolfgang „wacht auf“ und schaut in meine Richtung. Das ist der Moment, vor dem ich mich gefürchtet habe. Er steht auf und kommt zu mir. Mit Timo auf meinem linken Arm und Leon an meiner rechten Hand bleibe ich stehen und sehe ihn an. Er erwidert meinen Blick und geht an mir vorbei Richtung Schlafzimmer.
    Wie vor den Kopf geschlagen bleibe ich stehen. Timo wird unruhig und will runter. Ich lasse ihn. Leon macht sich los und geht hinter ihm her. Sie lassen sich in der Spielecke nieder.
    Mein Blick fällt auf Frederic.
    „Ihm geht es nicht gut. Er hatte alle Hoffnungen auf dich gesetzt, denn er hat ernsthaft geglaubt, dass du mit Maxi zurückkommst. Wir haben versucht, ihn auch auf eine andere Situation vorzubereiten, aber er wollte nichts hören. Er hat immer nur gesagt, dass du es schaffst, Maxi her zu bringen. Nur du.
    Ich glaube nicht, dass er dir Vorwürfe macht. Aber er muss das erst mal verdauen.“
    „Oh Frederic, glaub mir, ich bin diejenige, die sich die größten Vorwürfe macht. Alle hatten für mich Verständnis. Ich denke, dass du über den Stand der Dinge Bescheid weißt und weißt, dass ich Schuld bin, egal was alle anderen sagen. Ich habe die Entführer vertrieben. Sie haben einfach die Kinder mitgenommen.
    Hätte ich nicht den Kopf verloren, wäre Maxi vielleicht schon wieder bei uns. Es wird endlich Zeit, dass mir mal jemand Vorwürfe macht. Wenn du nichts dagegen hast, überlasse ich die Kinder deiner Obhut und gehe mal zu Wolfgang.“
    „Na klar, aber ich halte schon seit einer Stunde das Essen warm. Langsam wird es Zeit. Schließlich ist es schon halb drei. Wir müssen bald essen.“
    „Okay, es wird nicht lange dauern.“
    Schweren Herzens mache ich mich auf den Weg zu Wolfgang. Die Schlafzimmertür ist nur angelehnt. Ich schiebe sie auf und sehe, dass Wolfgang auf dem Bett sitzt. Mit dem Rücken zu mir.
    „Geh!“ sagt er. „Ich will nicht mit dir reden. Du hast alles zerstört. Unser Sohn ist weg. Für immer. Ich habe zugelassen, dass er entführt wird, das ist schlimm genug. Aber du warst so nah dran und hast alles zerstört, weil du mal wieder, ohne Nachdenken, impulsiv gehandelt hast. Jetzt ist Maxi für immer verschwunden und diesen schrecklichen Menschen ausgesetzt. Hast du dir mal überlegt, welche Qualen er erleiden muss? Jeden Abend, wenn du ins Bett gehst, sollst du daran denken und jeden Morgen, wenn du aufwachst. Ach quatsch, immer sollst du daran denken, dass er nur deinetwegen so gequält wird. Das werde ich dir nie verzeihen.“
    Ich merke, dass heiße nackte Wut in mir hochkommt.
    „Ich?!“ schreie ich ihn an.
    „Du hast ihn in den Eiswagen steigen lassen und dich anschließend hierher gesetzt und gewartet, dass ein Wunder passiert. Ich habe jedenfalls noch etwas unternommen.
    Und Chloé hat gesagt, das es möglich ist, dass wir Maxi vielleicht so oder so nicht mitgebracht hätten, weil der Verlauf diesmal anders war als die anderen Male vorher. Maxis Spur verliert sich in Ungarn. Hast du verstanden? In Ungarn. Da hätten die Belgier und Franzosen sowieso keinen Zugriff gehabt. Vielleicht wäre ich auch so ohne ihn zurückgekommen. Hättest du besser aufgepasst, wäre er gar nicht erst entführt worden. Also gib nicht mir die Schuld, du Verlierer.“
    „Ja, ich bin kein strahlender Held wie Jean-Marie, das habe ich schon begriffen. Ich bin ein Vater, der sich schwerste Vorwürfe macht, dass vor seinen Augen sein Kind entführt wurde. Aber ich liebe dich und unsere Kinder. Ihr seid das einzige, was mich am Leben hält. Und nun ist eben dieses Leben kaputt. Wie sollen wir hier nach weiterleben? Wie ein normales Leben führen? In einem Haus, in dem ein leeres Zimmer ist? Weil ein Kind fehlt. Wie soll das gehen? Erkläre es mir und hör auf, mich anzuschreien.“
    Schlagartig bin ich ruhig. Er hat Recht. Hat er meine Gefühle für Jean-Marie mitbekommen?
    Plötzlich ist alles wieder da, was uns zu Einem gemacht hat. Ich setze mich neben ihn und umarme ihn.
    „Du hast Recht. Mir geht es ganz genau so. Ich habe fast die gleichen Worte vorhin zu Jean-Marie gesagt. Ich weiß auch nicht, wie wir wieder ein Leben führen sollen, das ein Normales ist. Ich kann es mir im Moment

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