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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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Mann, dass ich im Herzen ein wenig erleichtert bin, weil er mir die Absolution erteilt.
    Es klopft und Jean-Marie steht auf, um zu öffnen. Ich muss ihm einfach nachsehen und kann meinen Blick nicht von ihm lassen. Wie er sich bewegt und zur Tür geht, das hat schon was. Und mit dem Wissen, dass er mich für „die Eine“ hält, ist er doppelt so anziehend wie vorher.
    Als er zurückkommt, treffen sich unsere Blicke und hängen aneinander. Das Schweigen am Tisch fällt mir nicht auf. Als hinter Jean-Marie seine Mutter mit einem frischen Brioche auftaucht, bricht der Bann. Ich spüre Wolfgangs Blick von der Seite und versuche mich zu sammeln.
    „Ich habe versucht, mich abzulenken und Brioche gebacken. Es sind viele und ich dachte, ich bringe euch einen. Ach Monique, du tust mir so unendlich leid. Ich würde dir so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie. Was musst du leiden und was muss Wolfgang alles ertragen. Nun bin ich alt geworden, habe im Krieg viel Leid gesehen, aber hier mit Euch das geht mir sehr nahe.“
    Ich sehe, dass sie Tränen in den Augen hat und muss auch weinen. Und wieder kann ich nicht schluchzen, es laufen einfach nur die Tränen.
    Wolfgang steht auf und holt Taschentücher. Er reicht sie mir und Marie, dreht sich um und geht nach draußen. Er weint auch, aber wahrscheinlich soll das niemand sehen.
    Als wir uns wieder einigermaßen beruhigt haben, finde ich die Kraft, Jean-Marie offen anzusehen und stelle ihm die Frage, die mir auf den Lippen brennt:
    „Siehst du eine Chance, dass deine Organisation Maxi findet?“
    Ich kann fast nicht atmen während ich auf seine Antwort warte.
    „Monique, es ist alles frisch und quält, aber ich kann dir nicht wirklich Hoffnung machen.
    Wie mein Vater gerade gesagt hat, ist es sehr schwierig, auf dem Balkan zu ermitteln. Dort gelten andere Regeln als bei uns. Korruption und kriminelle Banden spielen in vielen Bereichen die Hauptrolle. Es ist fast unmöglich, dort die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Trotzdem bleiben wir dran, schon weil ich ein persönliches Interesse habe, Maxi zu finden.“
    Den letzten Satz hat er sehr leise gesagt, aber Jean runzelt missbilligend die Stirn.
    „Phillipe hat inzwischen die Familien der anderen entführten Kinder kontaktiert, auch das holländische Ehepaar. Insgesamt waren es sechs Kinder. Zwischen 4 und 7 Jahren. Ich möchte dir die Einzelheiten ersparen, weil es alles nur noch schlimmer macht.
    Versuche, mit deiner Familie ein halbwegs alltagstaugliches Leben zu führen. Am einfachsten ist es für Timo. Er ist noch so klein. Er wird zwar eure Trauer spüren, aber bis er mal in die Schule geht, könnte er ein glückliches Kind sein.“
    Was sagt er da? Ich soll ein normales Leben führen? Was sind das bloß für Scheiß-Ratschläge, die ich hier erhalte? Wo ist Wolfgang?
    Jean-Marie und seine Frau stehen auf und wollen gehen.
    „Kommst du?“ knurrt Jean seinen Sohn an. Seine beiden Augenbrauen sind zu einer einzigen zusammengezogen.
    Er sieht genau, was hier zwischen seinem Sohn und mir passiert.
    „Gleich“, antwortet dieser und sieht nicht zu seinem Vater hinüber. Marie schiebt ihren Mann zur Tür und ich bin mit Jean-Marie allein.
    Verlegen zupfe ich an meinem Taschentuch, weil ich es nicht wage, ihn anzusehen.
    „Komm“, sagt er und hält mir seine Hand hin. „Wir gehen auch nach draußen“.
    Er wirkt unbefangen, aber ist er es auch?
    Ich greife nach seiner Hand und tausend Blitze durchzucken mich. Schnell lasse ich sie wieder los.
    Als wir draußen ankommen, sitzt Wolfgang mit Frederic auf der Bank. Auch mein Mann hat sich gefasst und macht Spaß mit Timo, der vor seinen Knien steht und sich krampfhaft daran fest hält.
    Ich bin fertig und vollkommen durch den Wind. Wir müssen eine Entscheidung treffen, was wir tun sollen. Ich muss später mit Wolfgang reden. Einerseits habe ich Angst, nach Hause zu fahren, weil ich das Gefühl habe, ich verlasse mein Kind und gebe es damit auf. Andererseits ist mir vollkommen klar, dass wir nicht hier bleiben können, in der Hoffnung, dass Maxi doch noch gefunden wird. Später, Monika, später.
    Ich setze mich zu Wolfgang und Frederic und lasse meinen Gedanken freien Lauf.
    Wir beobachten, wie Timo hinter ein paar Küken her krabbelt und irgendetwas vor sich hin „redet“. Leon kniet auf der Wiese und hat ein Katzenbaby auf dem Schoß. Es hat sich eingerollt und genießt die kleinen Finger, die durch das Fell streichen.
    ‚Wo sind die anderen kleinen Hände?‘

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