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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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schmiege mich in seine Arme und will ihn nie wieder los lassen. Sein Kuss wird drängender, fordernder. Ich spüre, wie Verlangen in mir aufsteigt. Und mit dem Verlangen kommt da noch etwas hoch.
    Mein Kopf setzt wieder ein. Was da noch mitkommt, ist mein schlechtes Gewissen. Nicht meinem Mann gegenüber. Nein. Ich muss an Maxi denken. Genau das, was ich hier spüre, macht andere Menschen zu perversen Schweinen. Zu so perversen Schweinen, dass sie Kinder entführen, um ihr Verlangen zu stillen. Ich kann doch hier nicht mit Jean-Marie der Liebe frönen, während meinem Kind auf die allerschrecklichste Art und Weise so etwas Ungeheuerliches wiederfährt.
    Ich muss schluchzen.
    Jean-Marie lässt mich los und sieht mich an.
    „Du kannst nicht? Entschuldige bitte. Ich bin unmöglich. Ich habe dir doch versprochen, dich nie wieder zu bedrängen. Es tut mir leid.“
    Ich lege meinen Finger auf seine Lippen.
    „Darum geht es nicht. Ich würde gerne alles zulassen. Aber es geht nicht. Ich muss an Maxi denken. Und dass ihm das vielleicht auch gerade passiert, was wir hier im Begriff waren zu tun. Für uns wäre es wahrscheinlich wunderschön gewesen, aber für meinen kleinen Sohn ist es die Hölle. Es geht nicht. Es wird nie wieder gehen. Mit niemandem.“
    Und dann weine ich wieder. Jean-Marie nimmt mich in den Arm und schaukelt mich. Sanft wiegt er mich hin und her.
    „Wie konnte ich nur so blöd sein? Ich habe nur an mich gedacht, nicht daran, wie es dir wohl geht.
    Verzeih mir, verzeih mir, Cherie.“
    „Ist schon gut. Es gibt nichts zu verzeihen.“
    Er gibt mir ein Taschentuch. Während ich mir die Nase putze und versuche, mich wieder herzurichten, steht er auf. Er steckt die Hände in die Taschen und geht vor der Bank auf und ab.
    „Ich glaube, dass ich niemals mehr eine andere Frau lieben kann als dich. Ich habe es dir ja schon mal versucht zu erklären, aber es ist so schwierig, meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich liebe dich. Und ich sehne mich nach dir. Der Gedanke, dass du mich morgen verlässt, erscheint mir unerträglich.
    Und doch weiß ich, dass meine Gefühle lächerlich sind, im Vergleich zu dem, was du ertragen musst. Deshalb werde ich stark sein und dich morgen ziehen lassen. Aber ich werde alles tun, um Maxi zu finden. Oder um herauszufinden, was mit ihm geschehen ist und was wir tun müssen, um ihn dir zurück zu bringen. Ich werde ihn finden.“
    In diesem Moment glaube ich, dass er in der Lage ist, den Papst persönlich zu bestechen, nur um Maxi zu finden.
    Dass auch er an seine Grenzen stößt, mein strahlender Held, weiß ich Gott sei Dank zu diesem Zeitpunkt nicht. Und so klammere ich mich in all meiner Hoffnung an ihn.
    Auffordernd blickt er mich an. Ich nicke und wir machen uns auf den Rückweg.
    Unterwegs reden wir wenig und lassen einfach die Atmosphäre auf uns wirken.
    Im Hof angekommen, steht Frederic in unserer Tür und winkt mit einem Kochlöffel.
    „Na endlich, alle anderen sind schon da. Kommt essen!“
    „Frederike“, sage ich und Jean-Marie muss lachen.

    Den Nachmittag verbringen Wolfgang und ich mit den Kindern draußen. Wir haben Leon erklärt, dass wir am nächsten Morgen nach Hause fahren und dass wir von Deutschland aus versuchen müssen, Maxi zu finden. Er hat die Nachricht relativ emotionslos aufgenommen. Ich mach mir jedoch Sorgen, dass er nur seine wahren Gefühle versteckt und nehme mir vor, heute Abend nochmal mit ihm zu reden.
    Am späten Nachmittag kommt Jean zu uns und erklärt uns:
    „Heute Abend wollen wir Euch verabschieden. Wir machen ein großes Feuer auf dem Hof und werden ein Spanferkel rösten. Alle aus dem Dorf können kommen und wir werden versuchen, nur für ein paar Stunden die Sorgen beiseite zu schieben. Seid ihr einverstanden?“
    Wolfgang steht auf: „Das ist sehr lieb von euch. Aber eigentlich ist uns nicht nach Feiern zumute. Wir würden lieber früh ins Bett gehen.“
    Was er sagt, entspricht genau meinem Wunsch. Ich will nicht feiern und fröhlich und auch nicht für ein paar Stunden so tun, als wäre alles in Ordnung. Aber Jean sieht so enttäuscht aus und er und Marie sind schon so alt und müssen noch so viel ertragen, das ich ihnen zuliebe bereit bin, am Fest teilzunehmen.
    „Liebling, warte einen Moment. Ich denke genau wie du. Andererseits haben wir hier so viel Hilfe erhalten und so viel Verständnis und Trost und Unterstützung, ach ich finde keine Worte für alles, dass ich denke, wir sollten die Einladung annehmen“.
    Und zu Jean

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