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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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und packe meine Sachen in die Kosmetiktasche. Mit jedem Teil, das hinein wandert, spüre ich Verzweiflung in mir aufsteigen. Ich schüttele mich (zum wievielten Mal eigentlich in diesem Urlaub?)
    In die Küche gehen, Frühstück machen, die Kinder wecken und ihnen ihr Morgen „Nasi-Nasi“ geben, erledige ich mechanisch. Nur nicht denken, Monika, nur nicht denken.
    Funktionieren.
    Wolfgang kommt aus dem Bad. Er sieht grauenhaft aus.
    „Schatz, du bist ganz blass“, sagt ER zu MIR.
    „Ich? Ich habe gerade gedacht, dass du grauenhaft aussiehst. Aber ich habe doch Schminke im Gesicht. Ich sehe doch aus wie immer.“
    „Schon lange nicht mehr. Passen dir eigentlich deine Klamotten noch? Du siehst dünn aus.“
    In der Tat, meine Jeans rutscht schon ein wenig. Aber ich habe auch keinen richtigen Hunger.
    „Lass uns frühstücken und dann losfahren“. Wolfgangs Stimme klingt, als wenn sie aus dem Grab kommt. Aber so wie seine Stimme klingt, fühle ich mich.
    Wir bringen das Frühstück hinter uns. Spülen das Geschirr und sind eigentlich fertig.
    Wolfgang holt unser Auto, packt alles hinein.
    Ich stehe mit Timo in der Tür und sehe ihm zu. Endlich ist alles verstaut. Ich stehe unschlüssig herum und weiß nicht, was ich tun soll. Einsteigen und losfahren? Es geht nicht. Meine Beine gehorchen nicht. Statt zum Auto zu gehen, drehe ich mich um, mache meinen Kontrollgang durchs Haus, wie nach jedem Urlaub. Ich kontrolliere alle Zimmer und Schubladen nochmal, ob auch wirklich alles eingepackt ist und nichts vergessen wurde.
    Alles im Auto, nichts mehr im Haus.
    Los Monika, gib dir einen Ruck.
    Als ich aus der Tür trete, steht Wolfgang immer noch am Kofferraum. Er spricht mit Leon. Irgendwie ist auch das Gesicht meines ältesten Sohnes spitz geworden. Wir müssen wirklich mehr auf unsere Kinder achten.
    Drüben öffnet sich die Küchentür.

    Jean, Marie, Frederic und Jean-Marie treten heraus und überqueren den Hof.
    In ihren Gesichtern kann ich lesen, dass sie mit uns fühlen.
    Wir umarmen uns alle gegenseitig. Worte finden wir keine.
    Leon erlöst uns.

    „Mama, können wir Frederic nicht mitnehmen? Er könnte doch in Maxis Zimmer wohnen!“
    Mir wird schlecht. Hat dieser kleine Kerl seinen Bruder schon abgeschrieben? Oder können Sechsjährige nicht trauern? Nehmen sie die Dinge so wie sie kommen? Ich bin vollkommen durcheinander. In mir tobt ein Kampf der Gefühle. Dadurch bin ich nicht in der Lage, ihm zu antworten.
    Frederic übernimmt das.
    „Hey Großer, das geht doch nicht. Ich muss hierbleiben und arbeiten. Aber ich kann dich ja besuchen kommen, wenn ich Urlaub habe. Was hältst du davon?“
    „Das ist eine gute Idee. Was ist denn deine Arbeit? Bist du keine Hausfrau?“
    Jetzt müssen wir lachen. Frederic grinst und antwortet Leon gewissenhaft:
    „Weißt du, ich bin doch so eine Art Agent, wie wir immer gespielt haben. Und deshalb ist es mein Beruf, Verbrecher zu jagen, damit die Polizei sie verhaften kann. Und im Moment besteht meine Arbeit darin, deinen Bruder zu finden und nach Hause zu bringen. Deswegen wäre es auch schlecht, wenn ich in Maxis Zimmer ziehen würde, denn dann hätte ja Maxi keinen Platz mehr, wenn er nach Hause kommt. Und außerdem arbeite ich ja auch noch als Koch in einem Restaurant. Also muss ich wieder zurück in meine Küche.“
    Leon hat ihm aufmerksam zugehört. Er nickt mit dem Kopf und antwortet langsam und bedächtig: „Gut, dann halte ich zuhause Wache, damit niemand Fremdes in Maxis Zimmer geht, bis er kommt. Nur Mama und Helga dürfen da rein, zum Saubermachen.“
    Frederic klopft ihm auf die Schulter. „Ich bin stolz auf dich, Großer“, muntert er Leon auf.
    Der Moment ist da.
    Wir müssen einsteigen und fahren. Alle vier Menschen, die uns in den letzten Tagen so vertraut geworden sind, nicken uns zu. Wir reißen uns los und steigen ein.
    Wolfgang startet den Wagen und fährt langsam durch das große Hoftor.
    Wir lassen die Fenster ‘runter, können aber nur matt winken.
    „Ruft an, wenn ihr angekommen seid!“ brüllt Jean-Marie uns hinterher.
    Dann sind wir auf der kleinen Hauptstraße und fahren Richtung Autobahn.
    Ungefähr elfhundert Kilometer liegen vor uns.
    Ich drehe mich nach hinten zu unseren Kindern und sehe, dass Maxis Kindersitz nicht auf der Rückbank ist.
    „Wo ist sein Sitz?“ frage ich Wolfgang.
    „Ich habe ihn in den Kofferraum gepackt, dann haben die beiden mehr Platz.“
    Es ist einfach ein grässlicher Anblick, auf der Rückbank nur zwei

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