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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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wir heute und morgen früh noch brauchen, habe ich noch gelassen.“
    „Ihr braucht morgen früh nicht aufräumen oder saubermachen, das machen wir schon“, sagt Frederic. „Ich geh mal Mittagessen machen“. Schon ist er weg.
    Alle schweigen vor sich hin. Leon und Timo sind auch still. Timo hängt auf Wolfgangs Schoß und ist ganz schläfrig.
    Ich möchte irgendetwas tun, weiß aber nicht so recht was. Deshalb frage ich Marie, ob ich ihr irgendetwas helfen kann.
    Sie schüttelt den Kopf.
    Wolfgang steht auf. „Ich gehe mit den Kindern ein bisschen raus in die Sonne“. Und schon ist er draußen.
    Marie, Jean und Jean-Marie bleiben zurück. Ich sitze immer noch auf meinem Stuhl und weiß mit mir nichts anzufangen.
    „Und wieder fragt Jean-Marie: „Gehen wir ein Stück?“
    Ich schiele zu Jean und sehe, dass er schon wieder schnauft.
    Egal. Ich werde mich von Jean-Marie verabschieden. Also nicke ich.
    Draußen sitzt Wolfgang mit Leon und Timo auf der Wiese. Sie spielen wieder mit den Katzenbabies.
    Ich beuge mich zu Wolfgang und erkläre ihm, dass ich noch ein Stück mit Jean-Marie spazieren gehe. Er sieht mich an: „Ist in Ordnung, ich habe nichts dagegen. Aber ziehe einen Strich!“
    „Versprochen“, antworte ich ihm und ich meine das auch so.
    Jean-Marie und ich schlagen wieder den gewohnten Weg durch die Felder ein. Wir hängen beide unseren Gedanken nach und keiner spricht ein Wort.
    Als der Feldweg eine Linksbiegung macht, nimmt Jean-Marie wieder meine Hand und ich lasse es geschehen.
    Wir haben weiter hinten auf den Feldern noch eine große Scheune. Davor steht eine Bank. Lass uns dorthin gehen und reden.“
    Ich bin einverstanden, sage aber nichts. So gehen wir Hand in Hand schweigend nebeneinander her. Ich versuche, mit jeder Faser, die Situation in mir aufzusaugen, weil ich weiß, dass ich Jean-Marie wahrscheinlich niemals mehr wiedersehe.
    Schließlich erreichen wir die Scheune und setzen uns auf die Bank.
    Wir rücken sehr nah aneinander und ich kann ihn spüren und riechen.
    Ich schließe die Augen. Eine absurde Situation. Ich sitze hier in Frankreich. Meine Familie und ich wollten hier eine Woche Urlaub machen. Mein Kind wird entführt, ich tändele mit einem Traumfranzosen herum und muss morgen ohne meinen Sohn nach Hause fahren. Würde ich so eine Geschichte in einem Film sehen, ich würde das Kino verlassen, weil ich denken würde, das es das „in echt“ nicht gibt.
    „Cherie, ich wünschte, wir hätten uns anders kennen gelernt. Ohne deinen Mann, ohne die schreckliche Entführung. Vielleicht, vielleicht?“
    Ich sehe ihm direkt in die Augen und weiß, dass er Recht hat. Vielleicht?
    „Jean-Marie, ich werde jetzt hier einmal und damit auch zum letzten Mal mit dir über uns reden.
    Es ist so, dass ich dir kaum widerstehen kann. Ich meine, ich habe dich gesehen und war fasziniert. Und je näher ich dich kennen lernte, umso mehr wollte ich dich.
    Auch jetzt, wo ich hier mit dir sitze, will ich dich. Ich will dich küssen, dich festhalten, dich spüren und nie wieder loslassen.
    Und genau das macht mir Angst. Bisher hat zwischen Wolfgang und mich kein Blatt Papier gepasst. Wir sind, seit wir zusammen sind, eins.
    Wir haben unsere Kinder und waren immer zufrieden mit unserem Leben. Ob wir immer glücklich sind, kann ich nicht beantworten, denn Glück ist eine Momentsache und kein Dauerzustand. Aber wir hatten beide niemals das Bedürfnis, etwas an unserem Leben zu ändern.
    Deshalb bin ich über meine Gefühle zu dir sehr erstaunt und ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll.
    Auch Wolfgang hat das mitbekommen. Aber angesichts der Umstände unter denen das alles hier passiert, bist du für ihn keine Gefahr. Er hat mich gerade gebeten, einen Strich zu ziehen, wenn ich mit dir spazieren gehe. Und genau das müssen wir tun, Jean-Marie. Einen Strich ziehen. Alles andere geht nicht.
    Außerdem weiß ich auch nicht ganz genau, ob ich für dich so empfinden würde, wenn du nicht unser „Held“ wärst. Wäre Maxi nicht entführt worden, hätte ich vielleicht nur ein bisschen mit dir geflirtet. Wer weiß das schon so genau?“
    Statt mir zu antworten, sieht er mich an, zieht mich zu sich heran und küsst mich schon wieder. Meine Knie werden weich. Ich gebe nach. Ich will nicht dagegen ankämpfen.
    Ich werde für den Rest meines Lebens kämpfen müssen.
    Um ein normales Leben. Um meine Kinder. Um meinen verlorenen Sohn, ach einfach um alles.
    Also lasse ich seinen Kuss zu. Und genieße.
    Ich

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