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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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ins Wohnzimmer.
    „Ach Wolfgang, was machst du denn hier?“ fragt Herr Hattich und lacht.
    „Dann ist natürlich jetzt mit meinem Versteckspiel vorbei. Ich wollte mich erst mal nur als Freund vorstellen. Aber nun ist ja die Katze aus dem Sack. Hallo Robert.“
    Wolfgang und ich verstehen gar nichts mehr, aber Dottore erklärt gleich:
    „Unser Tennisclub und der Tennisclub von Herrn Hattich spielen immer mal wieder Medenspiele gegeneinander. Da haben wir uns kennengelernt. Und da wir beide Herrmann gut kennen, haben wir öfter nach solchen Spielen noch zusammen gesessen. Daher kennen wir uns.“
    Und an Herrn Hattich gewandt: „Ich bin nicht hier, weil Reiters irgendetwas zu verbergen hätten, sondern nur, weil ich dachte, sie fühlen sich besser, wenn sie Unterstützung haben. Wir sind seit Jahren befreundet.“
    Herr Hattich lacht und setzt sich. Sein Kollege Weber tut es ihm nach.
    Wolfgang geht in die Küche und holt für alle Kaffee.
    Erwartungsvoll sehen wir die beiden Polizisten an. Niemand sagt etwas. Wir hören Leon im Spiel erzählen und Timo blubbern. Sonst nichts.
    Mir ist es unwohl zumute. Aber ich will auf keinen Fall als Erste etwas sagen.
    „Also“, sagt Herr Hattich, „wir haben die Akte schon vor einer Woche von der französischen Polizei bekommen. Gestern haben wir dann noch ein „Update“ erhalten. Wir sind nun auf dem Stand der Ermittlungen. Wir haben einen Übersetzer, der fleißig ist und immer alles sofort übersetzt. Allerdings ist Ihr Fall momentan auch der Einzige, bei dem wir mit den Franzosen zusammen arbeiten. Wollen Sie uns mal die Dinge mal aus Ihrer Sicht schildern?“
    Und schon wieder müssen wir alles erzählen, schon wieder müssen wir uns mit dem Leid auseinander setzen, dem unser Sohn nun ausgesetzt ist und schon wieder müssen wir uns entblößen und unser Innerstes nach außen stülpen.
    Ich sehe Wolfgang an. Er soll beginnen. Unmerklich holt er Luft und setzt an. Über eine Stunde erzählt er. Auf dem Tisch liegt ein Aufnahmegerät, dessen leises Surren sich mit Wolfgangs Stimme vermischt.
    Hattich und Weber sagen nichts. Sie hören nur zu. Auch Dottore und ich sind still.
    Und Wolfgang redet. Als müsse alles noch einmal raus aus ihm. Während er erzählt, durchleide ich unseren ganzen Urlaub nochmal. Jede einzelne Situation, die er schildert, sehe ich überdeutlich vor mir. Diesmal gelingt es mir nicht, die Gedanken zu verdrängen.
    Alles steht bildlich vor mir. Ich sehe Maxis Gesicht, ich sehe Wolfgangs Elend und ich sehe Jean und Marie und auch Jean-Marie. Jetzt aus der Ferne finde ich die Namensgebung noch bescheuerter.
    Und wieder kommt der Schmerz volle Breitseite. Wieder habe ich den schweren Kloß in mir, der mir das Atmen fast unmöglich macht und mir ein Gefühl gibt, als müsste ich würgen. Trotzdem höre ich mir Wolfgangs Bericht an und lasse mir nichts anmerken. Schließlich sind die beiden Polizisten für mich wildfremd.
    Plötzlich fällt mir die Stille aus der Spielecke auf. Ich drehe den Kopf und sehe Leons blasses Gesichtchen. Er hat so einen Schmerz in seinen Zügen, dass es mir das Herz bricht. Er sieht mich an und seine Augen füllen sich mit Tränen.
    „Komm her, Schatz“. Ich kann nur flüstern. Er steht auf und kommt ganz langsam auf mich zu. Als ich in umarmen will, dreht er ab und kriecht zu Wolfgang auf den Schoß. Aber weil ich so mit mir und meinem Schmerz beschäftigt bin, registriere ich Wolfgangs Blick nicht richtig.

    Hätte ich mal besser hingesehen.
    Als Wolfgang geendet hat, ist es einen Moment ganz ruhig. Dann wendet sich Hattich an mich.
    „Würden Sie die Ereignisse genauso schildern?“
    Ich überlege und verneine.
    „Es sind ein paar Situationen gewesen, in denen mein Mann nicht dabei war. Zum Beispiel, als wir in Charleroi bei der Villa waren und ich dachte, dass wir meinen Sohn und die anderen Kinder frei bekommen. Da war ich allein mit der französischen und belgischen Polizei und mit Monsieur Bricot.“
    „Ist dieser Monsieur Bricot der Jean-Marie, von dem Ihr Mann gerade erzählt hat? Dieser strahlende Held einer französischen Geheimorganisation, von der wir übrigens nirgendwo eine Spur gefunden haben. Sie existiert nicht.“
    „Ja, Monsieur Bricot ist Jean-Marie, der nicht strahlender Held ist, sondern ein Mann in Frankreich, der eng mit der Polizei zusammen arbeitet und uns helfen wollte, Maxi zurück zu bekommen. Und im Übrigen hatte ich keine Affäre mit ihm. Es ist eine gewisse Beziehung zwischen uns

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