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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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ein Stück von seiner ab und gibt sie Timo. Der zappelt in seinem Stuhl und verschmiert die Pizza überall. Als der Belag komplett auf seinem Stuhl, auf dem Tisch und an seine Klamotten klebt, mümmelt er mit Begeisterung den Rest der Pizza. Wir lachen alle.
    Soll es denn in Zukunft immer so sein, dass unser Baby uns aus unserer trüben Stimmung holt?
    Ist das nicht eine zu schwere Last?

    Logischerweise ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Timo in genau diese Rolle schlüpft: Er wird unser kleiner Familienclown werden und uns immer wieder „retten“.

    Irgendwie wurschteln wir uns durch den Tag. Leon läuft immer wieder an die Haustür, um nachzusehen, ob die Reporter noch da sind. Jedes Mal kommt er aufgeregt zurück und berichtet uns. Anscheinend sind diese Menschen sehr hartnäckig darauf bedacht, irgendetwas über uns zu berichten. Warum weiden die Menschen sich so gerne am Schicksal anderer? Den ganzen Samstag denke ich darüber nach, ob die uns wohl in Ruhe lassen, wenn sich einer von uns kurz mit Ihnen unterhält und sie bittet, uns zu verschonen. Als ich mit Wolfgang darüber reden will, finde ich ihn in seinem Arbeitszimmer, wo er sich regelrecht hinter seinen beiden Computerbildschirmen verschanzt. Stehen die plötzlich dichter nebeneinander als früher oder kommt mir das nur so vor? Ich kann Wolfgang kaum sehen.
    „Kannst du mir einen Moment zuhören?“ frage ich und lasse mich in einen Sessel vor seinem Schreibtisch fallen.
    „Mhm“, brummt er.
    „Am Montag will Leon wieder in den Kindergarten und du musst ja irgendwann auch mal wieder arbeiten. Wie sollen wir an den Geiern da draußen vorbeikommen? Ich habe mir überlegt, dass es vielleicht besser wäre, wenn einer von uns kurz vor die Tür geht und denen unsere Situation erklärt. Vielleicht lassen sie uns dann in Ruhe, wenn sie merken, dass es nichts Reißerisches zu berichten gibt.
    Was meinst du?“
    „Mhm, wie du willst“.
    „Du denkst also genau so? Wer von uns beiden soll denn da raus gehen? Mir wäre es lieber, wenn du gehst. Du weißt doch, dass ich es nicht mag, im Fernsehen oder sonst wo aufzutauchen. Würdest du das tun?“
    Eine ganze Weile kommt nichts. Ich sehe seine Finger über die Tasten fliegen und ihn angestrengt auf den Bildschirm schauen. Was ist nur? Ist das seine Art, zu vergessen? Wahrscheinlich ist das falsch. Vergessen können wir beide dieses Ungeheuerliche nicht. Aber so, wie ich mit aller Kraft die Gedanken an Maxi auf den Abend schiebe, wenn Leon und Timo im Bett liegen, konzentriert sich mein Mann auf seinen Job. Das ist die einzige Erklärung, die ich habe. Dass es noch weitere Möglichkeiten gibt, fällt mir in diesem Moment nicht ein.
    Also, Monika, hab‘ Verständnis und sprich ihn liebevoll an!
    „Schatz, wer geht denn raus? Wenn ich dich störe, kann ich später nochmal wiederkommen“.
    „Nee, ist schon gut. Ich rufe nur meine Emails gerade ab und da ist einiges aus der Firma dabei.
    Was möchtest du? Geh‘ nur und sprich mit den Leuten. Vielleicht hast du Recht und sie verschwinden dann.“
    Schon ist er wieder in seiner Computerwelt versunken und ich weiß genau, dass es im Moment überhaupt keinen Sinn hat, ihn nochmal anzusprechen.
    Nachdenklich gehe ich nach oben. Im Wohnzimmer kugeln sich meine Kinder über die Spieldecke, die wir ausgebreitet haben. Ich bleibe im Durchgang stehen und beobachte meine beiden:
    Leon hält Timo im Arm und dreht sich mit ihm um seine eigene Achse. Timo jauchzt und gluckst vor Vergnügen. So intensiv hat sich Leon eigentlich noch nie mit Timo beschäftigt. Sein Favorit war eindeutig Maxi. Ihn hat er versucht, zu kommandieren und Maxi hat es bis zu einem gewissen Grad auch mit sich machen lassen. An einem bestimmten Punkt hat er sich dann ausgeklinkt und ist weggegangen. Wenn Leon dann gefragt hat, warum er nicht mehr mit ihm spielt, hat er auf seine ruhige und besonnene Art erklärt:
    „Ich spiele nicht mehr mit, weil du nicht der Bestimmer bist. Manchmal muss ich auch entscheiden. Und wir können ja auch mal so spielen, wie ich will. Oder mindestens, wie wir beide wollen. Sonst musst du alleine spielen. Oder mit unserem Baby“.
    Den letzten Satz hat er immer triumphierend hinterher geschickt, weil er genau wusste, dass er damit Leon am Haken hatte. So hat er wirklich mit seinen erst vier Jahren unserem Großen, der gerne Alphatier sein will, gezeigt, wie der Hase läuft. Leon hat fast immer augenblicklich eingelenkt und sie haben weiter gespielt. Zwar hat

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