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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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gegangen. Beide Kinder kuscheln sich an mich und ich halte sie einfach nur im Arm. Was am Tisch gesprochen wird, will ich nicht mehr hören.
    „Schatz, komm. Ich denke, er hat verstanden, was du meinst. Komm zurück. Wir müssen der Polizei alles schildern. Komm“.
    Sanft legt Wolfgang seine Hand auf meine Schulter. Ich drücke meine Kinder und sage:
    „Wenn die Männer weg sind, spiele ich mit Euch“.
    „Kann ich Schokolade haben?“ fragt Leon. „Ja, Schatz, hol dir welche. Und gib Timo einen Keks, sonst macht er wieder Krawall“.
    Als ich an unseren Tisch zurückkehre, sieht mich Hattich mit einem offenen Gesicht an.
    „Es tut mir Leid, Frau Reiter, aber ich versuche nur, mir ein Bild zu machen und da muss ich mir eben erst mal alles aus erster Hand anhören“.
    Ich nicke mit dem Kopf. Die Art und Weise, wie er spricht, gefällt mir nicht. Für ihn sind wir wirklich nur ein Fall. Nicht Menschen. Eine dicke Akte mit Berichten und eine weitere Arbeitsbelastung, die auf ihn zukommt. Von diesen Menschen brauchen wir keine Hilfe erwarten, dass wird mir schlagartig klar.
    Also bemühe ich mich, dass Ganze auf ein sachliches Niveau zu schieben und nehme mir vor, alle Fragen zu beantworten. Dabei werde ich alle Emotionen heraus halten, soweit das überhaupt möglich ist.
    „So, für heute lasse ich Sie in Ruhe. Ich konnte mir ein Bild machen. Nun werde ich die Akte studieren und dann melden wir uns wieder bei Ihnen. Da Sie sehr aufgewühlt sind, würde ich Ihnen empfehlen, einen Arzt aufzusuchen.“
    Tatsächlich stehen die beiden Männer auf und lassen sich von Wolfgang nach draußen begleiten.

    Ich schaue Dottore an.
    „Was sind das für Arschlöcher?“
    „Na ja, sie haben nicht viel Feingefühl, aber ich weiß, dass Hattich ein guter Polizist ist. Herrmann hat mir das damals erzählt, als wir uns beim Tennis kennen gelernt haben.
    Sieh mal, er bekommt eine Akte auf den Tisch, die aus Frankreich kommt. Wie soll er beurteilen, was passiert ist? Er ist heute, an einem Sonntag zu euch gekommen, um sich ein Bild von euch zu machen. Und du kannst doch nicht erwarten, dass unsere deutsche Polizei so emotionsgeladen ist, wie die mediterrane. Oder?“
    Ich muss grinsen. Das stimmt wohl. Er hat Recht. Die „mediterranen“ Menschen sind viel persönlicher und man kann ganz schnell eine Beziehung zu Ihnen herstellen. Das fehlt uns Deutschen leider manchmal.
    Wolfgang kommt zurück.
    „Alles ok?“ fragt er vorsichtig. Wahrscheinlich fürchtet er einen neuen „Vulkanausbruch“.
    „Ja, es geht schon wieder. Ich weiß nur nicht, was ich von dem Benehmen der beiden Herren halten soll. Die sollen doch nur unser Kind finden und nicht so tun, als wäre ich eine schlechte Mutter und hätte das Ganze mit Absicht verursacht. Wir beide wissen doch, was passiert ist.“

    Er nickt nur mit dem Kopf und hält sich an seiner Kaffeetasse fest.
    Während ich mich in der Küche zu schaffen mache, schaue ich immer wieder auf die beiden Männer am Esstisch. Sie unterhalten sich leise und Dottore macht ein ernstes Gesicht. Was sie wohl besprechen? Eigentlich ist es mir egal. Ich fühle mich erschöpft und hundeelend. Mit viel Kraft gelingt es mir, die Gedanken an meinen Sohn beiseite zu schieben, damit ich einigermaßen den Kopf für meine anderen beiden Kinder frei habe.
    Dottore erhebt sich.
    „Ich muss los“, sagt er in meine Richtung. Wir beide begleiten ihn zur Tür. Schnell schlüpft er hindurch und stürzt sich mutig in die Reportermeute.
    „Er will sich schlau machen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, die Geier da draußen los zu werden. Aber wir sollen uns keine große Hoffnung machen.“
    Ich umarme ihn. Er umarmt mich. Und doch fühle ich mich allein mit meinem Kummer, meinem Schmerz, meiner Sorge um meinen Sohn und mit der Verantwortung, die auf meinen Schultern liegt. Ich habe das Gefühl, als wäre ich dem nicht gewachsen. Aber ich bin die Starke in dieser Familie, also werde ich alles schaffen.
    Wir spielen mit den Kindern. Später erklärt Wolfgang sich bereit, für uns alle Pizza zu machen. Das kann er wirklich gut. Leon strahlt seinen Vater an. Ob er Maxi wirklich vermisst? Ich denke, schon. Nur tagsüber ist er abgelenkt und hat zu tun. Aber tief in seinem Innern steckt auch ein großer Kummer. Ich muss ihn davor bewahren. Aber wie soll ich das anstellen? Immer wieder mit ihm sprechen, denke ich.
    Beim Mittagessen versucht Timo ständig, nach der Pizza von Leon zu angeln. Er will auch Pizza. Leon bricht

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