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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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bewältigen?
    Und Wolfgang schnarcht. Ich rüttele ihn wach, denn ich brauche jetzt jemanden, mit dem ich meine Verzweiflung teilen kann. Verschlafen sieht er mich an. Als er sieht, dass mein Gesicht tränenüberströmt ist, nimmt er mich in den Arm und schläft wieder ein. Ich liege neben ihm und weiß nicht mehr weiter. In meinen Kummer schleicht sich Wut. Wut auf uns, weil wir es nicht geschafft haben, unser Kind zu retten. Wut, weil wir nicht in der Lage sind, miteinander zu reden. Und Wut auf alles.
    Also stehe ich auf und gehe wieder zu meinen Kindern hinüber. Diesmal bleibe ich nicht in der Tür stehen, sondern setze mich direkt zu ihnen. Beide sehen mich an. Ich schließe sie in die Arme und ziehe Leon etwas fester an mich. Er kuschelt sich in meinen Arm und tätschelt meine Hand.
    „Ne, Mama, ich bin dein Großer? Ich pass auf euch alle auf.“
    „Ja mein Schatz, du bist mein Großer, aber Papa und ich sind größer und von jetzt an passen wir noch besser auf euch auf, als bisher. Willst du mir helfen? Ich muss Timo wickeln und dann mache ich Frühstück.“
    Begeistert holt er eine frische Windel für Timo und strahlt mich an.

    Nach dem Frühstück fehlt mir jeder Antrieb. Ich räume die Küche auf, wie immer. Wolfgang verschwindet in seinem Arbeitszimmer. Das scheint nun ein steter Rückzugsort für ihn zu sein. Während ich mich mit den Kindern beschäftige, gelingt es mir, meine Gedanken an Maxi zu verdrängen. Und so vergeht ein weiterer Tag ohne Maxi. Wir schleppen uns so durch. Ein Familienleben findet nicht wirklich statt. Ich fühle mich alleine und verlassen und weiß kaum, wie ich mit meinem Kummer fertig werden soll. Wolfgang sitzt in seinem Arbeitszimmer und ist für mich so unerreichbar, als säße er auf dem Mond. Aber wahrscheinlich geht es ihm wie mir, nur er muss sich halt verschanzen.

2001 Mai Tag 4 Zuhause

    Ich wache auf, aber ich könnte nicht sagen, warum.
    Gut geschlafen habe ich sowieso nicht wirklich. Das Bett neben mir ist leer. Ich sehe auf die Uhr und stelle fest, dass es erst sechs Uhr ist. Während ich Wolfgang auf der Toilette vermute, höre ich das Geräusch der Dusche im Bad.
    Mühsam rappele ich mich auf. Seit ein paar Tagen habe ich morgens immer so schwere Knochen, dass ich kaum aus dem Bett komme.
    Und tatsächlich, im Bad brennt Licht und Wolfgang steht unter der Dusche. Bestürzt gehe ich zurück ins Schlafzimmer. Auf dem Bett sitzend, warte ich, dass er wieder ins Schlafzimmer kommt. Er kann doch nicht wirklich arbeiten gehen. Das geht doch nicht. Will er seinen Alltag wieder aufnehmen und mich alleine lassen? Nicht wirklich oder? Vielleicht konnte er einfach nur nicht mehr schlafen .Ich brauche ihn doch hier. Ich kann nicht alleine sein. Nicht mit meinem Kummer und meinen ständigen schlimmen Vorstellungen, was wohl gerade mit Maxi passiert.
    Ich höre, wie er aus dem Bad kommt und in die Kleiderkammer geht. Wieder warte ich. Dass er kommt und mir erklärt, was hier los ist. Aber als er fertig angezogen ist, höre ich, dass er direkt die Treppe hinuntergeht. Ich bin fassungslos. Das kann doch nicht sein. Das ist doch nicht möglich!
    Ich stürze hinter ihm her. Auf halber Treppe hole ich ihn ein.
    „Wo willst du hin?“
    Ich stoße diesen Satz regelrecht hervor. Ich bin zu keinem klaren Gedanken fähig. Erwartungsvoll sehe ich ihn an.
    „Hast du mal auf den Kalender gesehen? Es ist Dienstag und meine zwei Wochen Urlaub waren gestern um. Ich muss arbeiten. Ob dir das nun gefällt oder nicht“.
    Noch nie hat er mir gegenüber so einen scharfen Ton angeschlagen.
    „Aber, aber es ist doch kein normaler Dienstag. Es ist der Dienstag nach Maxis…“
    „Trotzdem geht unser Leben weiter. Oder willst du, dass ich kein Geld mehr verdiene?“ unterbricht er mich.
    „Aber, ich brauche dich doch. Was soll ich denn den ganzen Tag tun? Ohne Maxi und jetzt auch noch ohne dich?“
    Er sieht mich an.
    „Was du immer tust: Mach deinen Haushalt und kümmere dich um die Kinder. Das ist dein Job. Meiner ist es, Geld zu verdienen“.
    Ich bin regelrecht geschockt. Ist das mein Mann? Ist das der Mann, den ich aus tiefstem Herzen liebe und mit dem ich durch dick und dünn gehe?
    „Wie du meinst. Kann ich wenigstens noch mit dir einen Kaffee trinken?“
    „Ja sicher. Hol schon mal die Zeitung. Ich mach Kaffee.“
    Nun sitzen wir am Tisch. Er liest Zeitung und trinkt seinen Kaffee und ich trinke nur Kaffee. Bisher hat er noch nie morgens die Tageszeitung gelesen. Er fand das

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