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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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kleinkariert und in Internet-Zeiten hoffnungslos altmodisch. Und eigentlich hat er sich immer ein bisschen lustig darüber gemacht, dass ich an der Tradition des Zeitungslesens so festhalte.
    Und nun sitzt er da und liest die Tageszeitung.
    Ich bin fast erleichtert, als er aufsteht und sich bereit macht, zu gehen.
    Bevor er zur Tür hinausgeht, lässt er die Rollläden vom Lesezimmer und vom Gästebad hochfahren.
    „Die Reporter sind weg!“ ruft er mir noch zu. Dann ist er verschwunden. Wie gelähmt bleibe ich zurück. Einfach nur dasitzen und an nichts denken, geht nicht. Obwohl ich mir das immer wieder vornehme. Aber es funktioniert nicht. Wie automatisch greife ich zur Zeitung. Und sehe mich auf der Titelseite. Ich stehe vor der Tür und spreche mit den Journalisten. Die Schlagzeile lautet: „Entführtes Kind in Frankreich zurück gelassen“.
    Als ich das lese, platzt wieder etwas in mir. So war das nicht. Ich habe Maxi nicht zurück gelassen. Die Entscheidung, nach Hause zu fahren war schlimm genug. Ich wollte doch in Frankreich bleiben und weiter nach ihm suchen. Warum schreiben die so etwas? Wo ist das Telefon? Ich muss Wolfgang im Auto anrufen. Er hat das doch bestimmt auch gelesen. Warum hat er denn nichts gesagt?

    Und mitten in der Telefonsuche gebe ich auf. Mir wird schlagartig klar, dass wir nie wieder zur Ruhe kommen werden. Es wird immer Leute geben, die etwas über uns schreiben, bis eine neue Sensation entsteht. Wir werden nie wieder eine normale Familie sein, weil wir wahrscheinlich nie mehr zu fünft sein werden. Unsere Ehe wird nie wieder glücklich werden und unsere Kinder werden nie wieder normal leben, weil ich ab jetzt eine dreihundertprozentige Glucke werde und sie behüte wie meinen Augapfel.
    Warum also soll ich Wolfgang im Auto anrufen?
    Ich laufe nach oben und gehe duschen, damit ich fertig bin, wenn meine beiden Kinder aufwachen.

2001 Mai Tag 5 Zuhause

    Und wieder haben wir einen Tag geschafft. Gestern hat Herr Hattich von der Kölner Kripo angerufen. Sie wollen heute nochmal vorbeikommen. Sie können uns aber noch nicht sagen, wann. Wolfgang ist dann wieder in die Firma gefahren, für die er aktuell arbeitet.
    Er ist höflich und freundlich, aber er ist mir völlig fremd.
    Die Kinder spielen, aber Leon hat heute Morgen beim Frühstück den Wunsch geäußert, wieder in den Kindergarten zu gehen. Schließlich sind es seine letzten Wochen, bevor er in die Schule kommt. Vielleicht lasse ich ihn ab morgen wieder gehen.
    Als Wolfgang am frühen Abend nach Hause kommt, ist er seltsam ruhig. Fast, als müsse er sich beherrschen, nicht zu platzen.
    „Was ist mit dir?“ frage ich ihn und ich habe Angst vor der Antwort. Er schüttelt den Kopf.

    „Heute in der Firma haben mich natürlich alle angesprochen, dass ich so „schlecht“ aussehe.
    Und irgendwann habe ich dann zwei Mitarbeitern die ganze Geschichte erzählt.
    Tagsüber kamen dann ständig Leute zu mir, um mich zu bemitleiden.
    Es war einfach grauenhaft, das ist alles“.

    Ich habe fast das Gefühl, dass es ihm Spaß macht, mich zu quälen. Nur bevor ich darüber nachdenken kann, klingelt es. Ich höre Leon zur Tür rennen.
    Wolfgang folgt ihm schon und kommt mit den beiden Kripo-Beamten zurück.
    Mir wird es wieder so unbehaglich zumute wie beim letzten Mal, weil ich glaube, dass sie uns nicht leiden können. Doch dieses Mal sind sie sehr freundlich. Ich bitte sie Platz zu nehmen und Wolfgang kommt mit Kaffee.
    Hattich fängt an: „ Wir haben nun einen aktuellen Stand der Informationen. Nach ausführlichem Studium der Akte und einigen Rücksprachen mit der belgischen und französischen Polizei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Ihre Aussagen stimmig sind. Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, was wir tun können, um Ihren Sohn schnellstmöglich zu finden. Wobei wir da keine wirklich große Hoffnung haben.“
    Uff. Erst die guten Worte, dann die schlechten. Wieso hat Wolfgang eigentlich gedacht, dass die deutsche Polizei mehr tun kann? Triumphierend sehe ich ihn an. Er ignoriert meinen Blick.
    „Was können wir denn noch tun, um Ihnen zu helfen?“ fragt er stattdessen Hattich.
    Der überlegt und Weber antwortet:
    „Wir haben noch ein paar Fragen, die uns wichtig sind. Aber das Problem bei diesen Entführungen ist, dass hier international agierende Organisationen verfolgt werden müssen. Das heißt, Europol ist an der Sache mit dran und wir müssen uns ständig mit den Behörden anderer Länder in Verbindung setzen.

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