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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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eingepackt?«
    »Natürlich, Mutti, auch Schuhcreme und Aspirintabletten. Im übrigen fahre ich nicht in die Wüste. In Verenzi gibt es ebenfalls Geschäfte, die haben sogar abends auf.«
    »Müssen sie wohl. Tagsüber liegen die Italiener doch alle auf der faulen Haut!«
    Tinchen seufzte leise. Sie hatte es aufgegeben, ihre Mutter von dem unbestreitbaren Fleiß auch anderer Europäer zu überzeugen. Die ließ allenfalls noch die Österreicher gelten, weil »das ja auch mal Deutsche gewesen sind, und da muß doch noch irgend etwas hängengeblieben sein«.
    »Ihr könntet doch in diesem Jahr ausnahmsweise mal nicht ins Zillertal fahren, sondern Urlaub in Verenzi machen«, schlug Tinchen vor. »Ich besorge euch ein hübsches Quartier, und du siehst endlich mal etwas anderes als Berge und Kühe.«
    Antonie schüttelte den Kopf. »Das ist ja gut gemeint von dir, aber nach Mayrhofen fahren wir nun schon seit sieben Jahren, da fühlen wir uns beinahe wie zu Hause. Die Frau Janda weiß, wie der Papa seine Kalbshaxe haben will und daß er kein fettes Schweinefleisch verträgt. Und dann kommen ja auch wieder die Ferbers aus Schwäbisch Hall, mit denen ist es jedesmal sehr nett gewesen. Was soll ich in Italien, da müßte ich ja sogar eigene Bettwäsche mitnehmen. Ich habe nun wirklich keine Vorurteile, aber man weiß doch, daß da nicht alles so proper ist wie bei uns.«
    Sie biß den Faden ab, faltete die Jacke und legte sie in den Koffer. »Bist du jetzt fertig? Du weißt doch, Oma muß gleich kommen.«
    Frau Marlowitz schälte sich mit Karstens Hilfe gerade aus ihrem Persianer, als Tinchen die Treppe herunterkam. Sie wurde von Kopf bis Fuß gemustert, dann nickte Oma beifällig. »Endlich einmal im Rock! Das sieht doch gleich viel damenhafter aus, findest du das nicht selbst?«
    »Ich habe meine Hosen schon alle eingepackt«, sagte Tinchen, drückte ihrer Großmutter einen Kuß auf die Wange und nahm etwas mißtrauisch die karierte Tüte in Empfang. Sie trug den Aufdruck eines bekannten Modegeschäftes.
    »Ich hoffe, es wird dir gefallen. Du mußt ja auch etwas haben, wenn du abends mal ausgehst.«
    Das Mitbringsel entpuppte sich als grüne Organdybluse mit Bubikragen und sehr viel Rüschen vorne.
    »Ach, ist die hübsch!« Antonie hielt ihrer Tochter das durchsichtige Etwas unter das Kinn und zupfte daran herum. »Zu deinem schwarzen Samtrock muß das ganz exquisit aussehen. Zieh sie doch schnell mal an!«
    »Grün steht mir doch gar nicht«, wagte Tinchen einen schüchternen Protest, aber Frau Marlowitz schnitt ihr das Wort ab. »Das ist ja auch kein einfaches Grün, das ist Meergrün. Nun zieh die Bluse über!«
    »Du siehst aus wie eine Wasserleiche!« kommentierte Karsten denn auch den Aufzug seiner Schwester. »Ich dachte immer, so was mit Volants hängt man vors Küchenfenster.« (Ein taktvoller Mensch ist jemand, der ausspricht, was die anderen denken!)
    Tinchen schwieg. Folgsam drehte sie sich langsam um und ließ sich begutachten.
    »Die Bluse steht dir ganz ausgezeichnet«, sagte Oma, womit sie das Thema als abgeschlossen betrachtete. Tinchen nickte ergeben, bedankte sich lauwarm und machte, daß sie wieder in ihr Zimmer kam. Wütend zerrte sie das Kleidungsstück vom Körper.
    »Meergrün! Daß ich nicht lache! Und dann diese Rüschen! Bin ich ein Zirkuspferd? Ich möchte nicht wissen, was dieser Fetzen gekostet hat! Dafür hätte ich glatt den schicken weißen Bademantel gekriegt, aber nein, eine Rüschenbluse mußte es sein. In Meergrün! Am besten schmeiße ich sie da auch rein!«
    Karsten steckte den Kopf durch die Tür. »Na, kleine Seejungfrau, haste wieder abgetakelt?« Er hob die verschmähte Bluse vom Boden auf und stopfte sie in einen Koffer. »Nun nimm das Ding schon mit, vielleicht kannst du dein Zimmermädchen damit glücklich machen. Das zahlt sich bestimmt aus. Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft!«
    Sehnsüchtig betrachtete er die Koffer. »Du hast es gut, Tine. Wir schreiben morgen Mathe, und du fährst in den Süden. Es gibt keine Gerechtigkeit auf der Welt.«
    »Du kannst mich ja in den Ferien besuchen«, sagte sie großmütig, wohl wissend, daß ihr Bruder zusammen mit zwei Freunden einen Angelurlaub in Schweden plante.
    Sie war froh, als Oma Marlowitz sich gegen zehn Uhr verabschiedete. Deren Kenntnisse vom Mittelmeer beschränkten sich auf die nähere Umgebung von Palma de Mallorca, wo sie im vergangenen Jahr die Wintermonate verbracht hatte. Die Tatsache, daß sie auf

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