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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Speisekarte. »Wie mögen hier die Schnecken sein?«
    »Die sind als Kellner verkleidet!« klang es entmutigt vom Nebentisch. »Sollten Sie heute noch etwas anderes vorhaben, dann wechseln Sie lieber das Lokal! Ich will auch gerade wieder gehen.«
    Ein junger Mann erhob sich und trat zu ihnen. »Das Essen soll gut sein, aber bis ich das ausprobieren kann, bin ich verhungert. Seit einer geschlagenen halben Stunde warte ich, und als ich mich beschweren wollte, wurde dieser cameriere auch noch patzig. Weshalb schimpfen Sie über die schlechte Bedienung, hat er geraunzt, Sie haben doch noch gar keine gehabt!«
    Lachend erkundigte sich Tinchen: »Kennen Sie denn hier in der Nähe ein anderes Restaurant?«
    »Nö, aber wir werden schon eins finden!«
    Gemeinsam verließen sie das Lokal, und wie selbstverständlich hakte sich der junge Mann bei den Mädchen unter, während er munter drauflos schwatzte. »Das nenne ich Glück haben! Um diese Jahreszeit findet man relativ selten Landsleute, und zwei so hübsche schon gar nicht!«
    »Sparen Sie sich Ihr Süßholzgeraspel für den Strand auf!« Tinchen schüttelte den Arm ihres Begleiters ab. »Manche Menschen nehmen alles mögliche mit in den Urlaub, nur ihre Manieren nicht!«
    »Touché!« parierte er lächelnd. »Holen wir also die Formalitäten nach!«
    Er hieß Klaus Brandt, war 32 Jahre alt, stammte aus Hannover und lebte schon seit zwei Monaten bei seiner Tante in Loano, eine Behauptung, die Tinchen sofort anzweifelte. »Früher nannte man diese Damen ›Kusinen‹, heute bezeichnet man sie als Tanten. Warum hat bloß jeder Mann Hemmungen, ›meine Freundin‹ zu sagen?«
    »Weil Tante Josi vierundsiebzig und wirklich meine liebe Tante ist!«
    »Wir sind auch nicht zum Vergnügen hier!« Lilo hielt es für angebracht, den gutaussehenden jungen Mann dezent darauf hinzuweisen, daß er es hier nicht mit Urlauberinnen zu tun hatte, die nach drei Wochen wieder abreisten.
    »Reiseleiterinnen?« fragte er denn auch verdutzt, »die hatte ich mir eigentlich immer als spätes Mittelalter mit Dutt und Brille vorgestellt, vollgestopft mit Geschichtszahlen und einem Grundkurs in Erster Hilfe. Anscheinend habe ich mich geirrt! Übrigens nicht zum ersten Mal! Das Dumme an euren Ferienparadiesen ist nämlich die Tatsache, daß man die bildschönen Mädchen aus den Katalogen am Strand meist vergeblich sucht.«
    »Demnach ist Ihr Urlaubsideal ein paar sonnige Tage im Schatten einer hübschen Blondine?« konterte Tinchen.
    »Sind Sie immer so bissig?«
    »Nur, wenn ich Hunger habe!«
    »Dann müssen wir schleunigst etwas dagegen tun!«
    Bald saßen sie in einem gemütlichen kleinen Restaurant, das sich sowohl durch internationale Küche als auch durch ebensolche Preise auszeichnete. Brandt bestellte für alle Risotto con carciofi. »Früher habe ich mir nie etwas aus Artischocken gemacht, bis ich anfing, in den Blattschuppen Unterröcke zu sehen!«
    Während des Essens beteiligte sich Tinchen kaum an der Unterhaltung, gab nur einsilbige Antworten und verwünschte ihr Schicksal, das sie ausgerechnet an eine so blendend aussehende Erscheinung wie Lilo gefesselt hatte. Neben der hatte sie ja nie eine Chance! Dabei gefiel ihr dieser Klaus Brandt wirklich ausnehmend gut. Leider hatte sie auch von Computern nicht die geringste Ahnung, ein Gebiet, auf dem sich Brandt bestens auskannte. Beiläufig hatte er erwähnt, daß er Informatik studiert habe und jetzt über seiner Dissertation brüte.
    »Verstehen Sie etwas von Computern?«
    »Nein!« erwiderte Tinchen knapp, »aber ich finde sie trotzdem sympathisch. Sie sind wenigstens unbestechlich, und man erreicht gar nichts bei ihnen, wenn man sie mit ›Liebling‹ anredet oder ihnen erzählt, daß man ihre Großeltern gut gekannt hat! – So, und jetzt müssen wir gehen, sonst kommen wir heute bestimmt nicht mehr nach Portofino.«
    Brandt erbot sich, seine ›charmanten Begleiterinnen‹ selbst an ihr Ziel zu bringen, denn er habe zweifellos die bessere Ortskenntnis und ohnehin nichts anderes vor.
    »Herrlich! Ein Kabrio!« schrie Lilo begeistert, als sie seinen Wagen sah, und beschlagnahmte sofort den Beifahrersitz. »Ich kann den Wind nicht besonders gut vertragen. Dir macht es doch nichts aus, hinten zu sitzen, nicht wahr, Tinchen?«
    Die knirschte nur mit den Zähnen. »Und was wird mit dem Fiat?«
    »Den lassen wir hier stehen und holen ihn auf dem Rückweg wieder ab«, sagte Brandt, öffnete ihr höflich die Tür und legte ihr eine Decke

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