Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
Belustigung. »Es ist schon vorgekommen«, sagte er todernst.
    »Allerdings. Angenommen, der Agent bietet diesem Angestellten Ihrer Bank dreitausend Dollar für die Nennung des Namens jedes Amerikaners in Ihren Büchern und die Höhe seines Bankkontos. Was sollte Ihren Mann daran hindern, auf das Angebot einzugehen?«
    »Vorausgesetzt, unser Mann, wie Sie ihn nennen, hat den entsprechenden Managerstatus in der Bank, der ihm den Zugang zu den erwünschten Informationen ermöglicht, so wäre, was ihn höchstwahrscheinlich davon abhalten würde – von der Frage, wie gesetzestreu er als Bürger sein mag, einmal abgesehen –, das Risiko, das er auf sich nimmt, wenn er auf das Angebot eingeht.«
    »Eine Geldstrafe von zwanzigtausend Franken und maximal sechs Monate Gefängnis? Mit hunderttausend Dollar, und sehr wahrscheinlich noch viel mehr, auf einer anderen Bank – was hätte er zu verlieren?«
    »Mir scheint, Mr. Firman, unser Direktor hat nicht hinlänglich klargestellt, daß die Geld- und die Haftstrafe, die Sie erwähnen, für jedes einzelne dem Angestellten nachgewiesene Vergehen verhängt werden können und daß die Strafen konsekutiv verbüßt werden würden. Zehn Verstöße gegen das Geheimnisschutzgesetz würden fünf Jahre bedeuten, zwanzig Verstöße zehn Jahre.«
    »Aber mit einem Risiko gleich Null stellt sich die Frage doch so gut wie gar nicht. Wollen Sie bestreiten, daß dergleichen ständig geschieht? Ich weiß von einem Dutzend solcher Fälle. In einem bekam das britische Schatzamt alles, was es wollte, für läppische zweitausend Dollar.«
    Er trank einen Silver-fizz, einen Longdrink, der zur Hauptsache aus Gin und Eiweiß besteht. Manche Frauen mögen dieses Getränk, und Barmixer geben ihm meistens einen Strohhalm bei, damit beim Trinken das Lippenrot nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Er entfernte jetzt den Strohhalm aus dem Glas, bevor er antwortete.
    »So etwas wie ein Nullrisiko gibt es nicht, Mr. Firman.«
    Er knickte den Strohhalm und legte ihn in einen Aschenbecher. »Und wenn Sie mich fragen, sind dreitausend Dollar pro Objekt für die Art Information, von der Sie sprechen, um die Hälfte zu wenig.«
    Es war so leicht, daß Carlo glaubte, Kramer sei ein Agent provocateur , und überzeugt werden mußte, daß wir unsererseits kein Risiko liefen. Vor allem, sagte er, dürfe ich nicht in die gefährliche Lage geraten, als Agent der amerikanischen Steuerbehörden zu gelten. Ich fragte Kramer einmal, ob er glaube, ich arbeite für die amerikanischen Steuerbehörden, und das war das einzige Mal, daß ich ihn jemals lachen sah. Er sagte, ich sei nicht der Typ dazu. Ich wurde mir nie darüber schlüssig, ob das ein Kompliment war oder nicht. Mit der Zeit muß er zu sehr klaren Vorstellungen darüber gelangt sein, wie die Informationen, die er mir lieferte, verwendet wurden.
    Eins ist ziemlich sicher. In den Jahren unserer geschäftlichen Zusammenarbeit hat Kramer von uns – und das, wie ich meine, verdientermaßen – weit mehr als jene zunächst bloß spekulativen einhunderttausend Dollar bekommen, die wir im Hôtel de Paris ausgehandelt hatten.
    Als wir bei der Kapelle des Krematoriums anlangten, in der die Trauerfeier für Kramer stattfinden sollte, erklomm das hintere Ende des Leichenzugs gerade die Eingangsstufen.
    »Genau den richtigen Moment abgepaßt«, sagte der Fahrer. Vor der Kapelle lag ein ziemlich weiter halbkreisförmiger Platz, an dessen Rand Wagen parkten. Eine einzelne schwarze Cadillac-Limousine mit Fahrer wartete vor den Treppenstufen zur Kapelle. Dies war offensichtlich der Wagen, mit dem die engsten Angehörigen gekommen waren und unmittelbar nach der Zeremonie wieder davonfahren würden. Neben dem Eingang, stellte ich fest, stand eine Gruppe von drei mit Kameras und Kamerazubehör behängten Männern eng beisammen. Da zumindest einer der leitenden Herren von der Bank anwesend sein mußte, um ihrem Angestellten die letzte Ehre zu erweisen, nahm ich an, daß ein Fotograf von der Public-Relations-Abteilung der Bank geschickt worden sei und die beiden anderen im Auftrag oder in der Hoffnung auf einen Auftrag lokaler Blätter gekommen waren.
    Als ich ausstieg, zeigte mir der Fahrer, wo er zu parken beabsichtigte. Ich folgte dem letzten Trauergast und wurde von einem Beauftragten des Bestattungsinstituts zu einem der hinteren Plätze geleitet. Auf Band aufgenommene Orgelmusik – Bach natürlich – drang aus Lautsprechern, und auf einem steinernen Katafalk am anderen Ende

Weitere Kostenlose Bücher