Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
aber, Linda. Wahrscheinlich spielt er nur irgendwo oder er schmollt oder was weiß ich. Frank wird schon dafür sorgen, dass es ihm gut geht. Frank würde niemals zulassen, dass dem Jungen etwas passiert ...«
Consuela unterbrach sich selbst, als ihr aufging, was sie da gerade eingeräumt hatte.
Fassungslos starrte Linda sie an.
»Ganz genau.« Jetzt begriff Linda, welches Spiel ihre Cousine mit ihr gespielt hatte. »Frank würde niemals zulassen, dass dem Jungen etwas passiert ... Weil er ihn nämlich liebt ... Oh Gott, Eli, wie konntest du mich nur so anlügen?«
Doch Consuela spielte nur noch einmal mit ihrem Glitzerarmband, sah die Cousine an, auf die sie immer so eifersüchtig gewesen war, weil ihr alles zuflog, was ihr selbst verwehrt blieb, und verabschiedete sich mit einem maliziösen Lächeln und einer hämischen Kusshand, bevor sie aus der Suite rauschte.
Frank und Diana liefen Rory über den Weg, als er vom Quinn Castle in die Stadt zurückkam.
»Und?«, fragte Frank hoffnungsvoll.
Sein Sohn war blass und schüttelte den Kopf.
»Sie hat ihn nicht.«
Franks Miene verrutschte.
Ganz gleich, was er von Consuela hielt, dort wäre sein Sohn wenigstens in Sicherheit gewesen.
»Ich gehe zum Kai runter, da spielt er auch immer mal ganz gerne auf den Stufen ... Monty ist zur Fähre in Port Ruan gegangen, vielleicht versteckt Sydney sich ja im Fährhaus. Der alte Rodrick hat ihn schon ein paarmal zu einem heißen Kakao eingeladen ...«
»Wir gehen zurück zum Poseidon House«, erklärte Frank. »Das ist so groß, vielleicht haben wir ihn doch übersehen. Außerdem will ich nach Geraldine sehen. Wir haben Wonderbra zwar gebeten, dafür zu sorgen, dass sie das Haus nicht verlässt, aber du weißt ja, wie sie ist, und sie war wild entschlossen, suchen zu helfen ...«
Rory nickte und trollte sich.
Frank sah zu Diana.
Ihr Gesicht glänzte tränennass im Laternenlicht.
»Keine Sorge, Diana, wir werden ihn finden. Ich verspreche dir, dass wir ihn finden werden.«
Sie zitterte wie Espenlaub.
Frank zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern.
Linda folgte Rory mit nur wenigen Minuten Abstand. Wie von Sinnen rannte sie hinunter in die Stadt, stolperte, fing sich an der Mauer neben sich ab, riss sich dabei die Hände auf und blieb stehen.
Ihr Herz klopfte wie verrückt und die Gedanken rasten im Kreis.
Ganz ruhig, Linda. Du musst nachdenken. Nach-den-ken.
Was machte Sydney am liebsten? Wo war er am liebsten?
Rory hatte gesagt, sie hätten schon überall nach ihm gesucht.
Offenbar ja nicht, sonst hätten sie ihn gefunden.
Also. Wo könnte er sein?
Dann spürte sie ein warmes Wesen um ihre Beine streifen.
Überrascht sah sie hinunter.
»Pimpf! Was machst du denn ganz alleine hier?«
Linda ging sofort in die Knie, um die Katze zu streicheln, doch die büxte zu ihrer Überraschung postwendend aus.
»Pimpf?«, rief Linda ihr hinterher.
»Miau«, antwortete Pimpf, der Barry White der Katzenwelt. »Miau, miau, miau.«
Ich bin zwar nicht Lassie, aber tu doch einfach mal für zehn Minuten so, als wär ich’s, sagte sie in der Sprache, die nur andere Katzen oder vielleicht ein betrunkener Monty verstehen konnten.
Sie trottete weiter, dann blieb sie stehen und sah sich nach Linda um.
»MI-A-UU!!!«, maunzte Pimpf ungeduldig. Da begriff Linda endlich und folgte ihr.
Linda hatte Schwierigkeiten, mit dem Vierbeiner Schritt zu halten. Es ging die Hauptstraße entlang bis zur Promenade, der langen Straße, die zu Dianas Haus hinauf und zum Strand führte. Ohne nachzudenken rannte Linda der Katze hinterher, bis sie das Geländer erreichte, von dem aus man auf den Strand hinunter sehen konnte.
Pimpf blieb so lange stehen, bis sie sicher war, dass Linda ihr noch folgte, dann ließ sie zu Lindas Überraschung die Stufen links liegen und sprang stattdessen geschmeidig wie eine Bergziege von Felsen zu Felsen, immer weiter nach unten, bis sie irgendwo unterhalb der Flutlinie aus Lindas Blickfeld verschwand.
Linda eilte die Stufen zum Strand hinunter.
Mit Sorge sah sie, dass die Flut kam, aber sie konnte die Katze nirgendwo sehen.
»Pimpf!«, rief sie, doch der Wind trug ihre Stimme mit sich fort. Sie legte die Hände wie einen Trichter um den Mund und schrie noch einmal: »PIMPF!!«
Dann sah sie sie.
Pimpf stand auf einem Felsen, sprang dann agil vor einer Höhlenöffnung hin und her, die unaufhaltsam im ansteigenden Wasser verschwand, und rettete sich schließlich auf einen höherliegenden
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